Ihrem Entschluss ging ein "längerer" Überlegungsprozess voraus. "Schon nach der WM-Qualifikation habe ich mit Dominik (Anm.: Teamchef Thalhammer) darüber geredet, dass ich mit dem Gedanken spiele, aufzuhören. Wir haben uns dann ausgemacht, dass ich nach dem Zypern-Cup Bescheid gebe, wie es ausschaut, und ich habe mich entschieden meine Nationalteam-Karriere und internationale Spieler-Karriere zu beenden", verlautete Burger unter Tränen.
Hauptgrund waren Verletzungsprobleme. "Es war so, dass ich ab 2018 regelmäßig verletzt war. Das kenne ich nicht, habe ich jahrelang nicht gehabt. Ich habe gehofft, dass es 2019 besser wird, dann habe ich aber gleich wieder eine leichte Verletzung erlitten. Es ist einfach so, dass ich jetzt sehr anfällig bin", erklärte die Angreiferin.
Sie hatte in der Vergangenheit immer wieder betont, solange als Profi spielen zu wollen, solange es die Fitness zulässt. "Ich bin eine Miss-100-Prozent und der Meinung, dass mir jetzt schon ein paar Prozent fehlen. Deshalb fühlt sich die Entscheidung aufzuhören, für mich gut an", betonte Burger. Doch auch andere Faktoren spielten eine Rolle. "Ich bin auch ein Familienmensch, jetzt war ich eh länger als geplant im Ausland und freue mich auf mehr Zeit mit der Familie und meinen Freunden daheim", gab die ÖFB-Rekordlerin Einblick.
Sie hatte im Sommer 2015 den Sprung zum deutschen Bundesligisten SC Sand gewagt, um sich auch im Hinblick auf die Nationalteamaufgaben weiterzuentwickeln. "Das hat auch funktioniert", sagte Burger, die 2014 auch einige Monate in den USA bei Houston Dash gespielt hatte. Auf die EM 2017 hätte noch die WM 2019 folgen sollen, dafür konnte sich das ÖFB-Team aber nicht qualifizieren.
Ihr Karriere-Highlight war die EM 2017. "Ich habe immer das Ziel gehabt, zu einer Endrunde zu fahren, und jahrelang davon geträumt. Dass es dann noch so super geklappt hat bei der EURO - mit dem ersten Tor gleich im ersten Spiel und dem Halbfinale - ist eine super Sache", schilderte Burger. Im Nachhinein würde sie "nichts" anders machen. "Ich bin zufrieden mit dem Weg, den ich gegangen bin", bekräftigte die Niederösterreicherin.
Nina Burger: 108 Einsätze, 53 Tore
Mit 108 Einsätzen und 53 Toren hält sie die Bestmarken im Nationalteam. "Ich habe sehr lange kontinuierlich konstant viel dafür getan, dass es so ist. Ich habe schon viel zurückstecken müssen", erinnerte Burger. Aktuell ist es für sie "nett", im Besitz der Rekorde zu sein. "Ich würde mir aber wünschen, dass mich einmal jemand ablöst, mehr Tore schießt und mehr Länderspiele hat. Letzteres erreicht vielleicht bald jemand, weil jetzt doch insgesamt mehr Länderspiele gespielt werden, als zu der Zeit, in der ich angefangen habe. Mit den Toren wird es vielleicht noch dauern", erläuterte Burger.
Abschied vom Team
Im Test-Länderspiel gegen Schweden am 9. April (19.10 Uhr) wird sie in der BSFZ Arena zum letzten Mal für das ÖFB-Team, für das sie seit 2005 spielt, zum Einsatz kommen. Sand hat in der deutschen Liga noch sechs Spiele zu absolvieren. Komplett an den Nagel hängen wird Burger die Fußballschuhe aber nicht.
"Die Überlegung war schon kurz da, es ganz zu lassen, aber das will ich noch gar nicht, weil es mir noch sehr viel Spaß macht", sagte Burger. Sie wird ab Sommer zum SV Neulengbach zurückkehren, mit dem sie neun Meister- und sieben Cup-Titel gewann. Dort will sie auch als Co-Trainerin fungieren. "Ich will noch weiterspielen, aber schon eher den Fokus auf die Trainertätigkeit legen", so Burger.
Ab Mai wird sie mit der B-Lizenz beginnen, daneben weitere Ausbildungen, "die in Richtung Athletik- und Fitnesstrainer gehen", absolvieren. Für die Zukunft hält sie sich alles offen, auch eine Tätigkeit im ÖFB oder als Coach bei einem Männer-Team. Fix ist, dass sie nach ihrem unbezahlten Karenzurlaub mit 1. Juli ihre Planstelle bei der Polizei in noch ungeklärter Form wieder besetzen wird.
Mitglied im Legendenclub
Vom ÖFB wird sie aufgrund ihrer Verdienste als 49. Mitglied in den Legendenclub aufgenommen. "Sie ist ein absolutes Vorbild gewesen, ein wahres Aushängeschild für den österreichischen Fußball und den ÖFB", begründete ÖFB-Präsident Leo Windtner. Das unterstrich auch Thalhammer, der bis zuletzt versucht hatte, die Stürmerin umzustimmen. "Sie war an der Entwicklung des Frauenfußball in Österreich maßgeblich beteiligt", betonte der ÖFB-Teamchef.
In seinem Team wird nun ein Platz frei. "Ich glaube, dass der Schritt auch gut für die Nachkommenden ist, die dadurch ein bisschen mehr Raum bekommen, um sich mehr entfalten zu können", meinte Burger.
Bekannt gegeben wurde am Montag vom ÖFB auch die Ausweitung zu einer Toppartnerschaft mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Der Vertrag läuft für drei Jahre.