Bei Bickel hinterlässt das Aus Spuren. Von vielen Seiten als sozial intelligenter Fußballromantiker bezeichnet, scheint dem Sportdirektor die Zeit in Hütteldorf sichtlich verändert haben: "Ich habe mich oft hinterfragt. Musst du dich ändern? In der heutigen Welt, wo jeder um seinen Platz kämpft und sich viele selber in den Vordergrund stellen, bleibt das Wir-Gefühl auf der Strecke. Vielleicht muss man die Romantik reduzieren. Auch wenn es persönlich schwer fällt."
Fredy Bickel: "Was man da für Schandmails und Hasspostings kriegt, ist tief"
Die Romantik musste Bickel auch bei einigen Transfers reduzieren, die schief gingen und die der Sportdirektor aber auch seine Kappe nimmt. Das größte Problem allerdings? "Die Trainerwechsel. Jeder, zunächst Canadi, dann Djuricin und jetzt Kühbauer, hat die Mannschaft naturgemäß anders gesehen." Die Spieler konnten sich nie richtig miteinander einspielen, manche seien bereits am Anfang im Hintertreffen gewesen. Das wurde wiederum von den Fans wenig goutiert, Bickel wurde der Reifen aufgeschlitzt, Trainer Djuricin wurde rausgeekelt. Eine Belastung für den Schweizer: "Ja, mir wurden die Reifen aufgeschlitzt, aber das kann irgendjemand gewesen sein. Ich muss klar betonen, von den Ultras selbst bin ich immer anständig angegangen worden - eine gute Dialogbasis. Viel schlimmer sind die Leute rund um den Verein, die alles mit früher vergleichen. Was man da für Schandmails und Hasspostings kriegt, ist tief."
Fredy Bickels Zukunft: "Nicht in Österreich"
Und obwohl Bickel Rapid "großes Potenzial" bescheinigt und der Abschied weh tue, wirkt er über das Rapid-Aus gelöst: "Es ist nun das erste Mal, dass ich es völlig ruhig angehe. Nach meiner Rücktrittserklärung sind umgehend fünf oder sechs Anfragen gekommen. Ich war gar nicht bereit, mit ihnen zu sprechen. Ich sehe mich im deutschsprachigen Raum, sicher nicht in Österreich. Nach Rapid gibt es hier nichts für mich." Denn: "Rapid war mit Abstand der bisher schwierigste Verein. Er ist sehr speziell, zieht dich zwangsläufig mit hinein." Bickel beklagt die Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung und Realität. Ein Lucas Galvao verdiene zum Beispiel in Ingolstadt, einem deutschen Zweitligisten, mehr als das Doppelte: "Man muss sich dann darüber bewusst werden, wo wir auf der Weltkarte des Fußballs stehen." Nicht recht weit oben jedenfalls.
Bundesliga-Tabelle: Qualifikationsgruppe nach dem 28. Spieltag
Platz | Verein | Sp | S | U | N | Diff | Punkte |
1. | Rapid Wien | 28 | 11 | 7 | 10 | 4 | 26 |
2. | SV Mattersburg | 28 | 11 | 6 | 11 | -3 | 24 |
3. | SCR Altach | 28 | 7 | 8 | 13 | 1 | 20 |
4. | FC Admira | 28 | 7 | 8 | 13 | -18 | 18 |
5. | TSV Hartberg | 28 | 8 | 5 | 15 | -18 | 16 |
6. | Wacker Innsbruck | 28 | 6 | 5 | 17 | -22 | 14 |