Ex-Megatalent: "Mir hat die Geduld gefehlt"

Filip Faletar ist mit 14 Jahren von Rapid zu Villarreal gewechselt
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Mit 14 Jahren galt Filip Faletar als eines der größten Talente Österreichs. Villarreal entdeckte den Edelzangler bei einem Nachwuchsturnier und warb ihn - nicht ohne Komplikationen - von Rapid Wien ab. Siebeneinhalb Jähre später steht der Austro-Kroate am Scheideweg. Bei Schalke 04 will er nun durchstarten.

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Talent alleine entscheidet nicht immer über den Erfolg einer Fußballer-Karriere. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, ist mindestens genauso wichtig. Filip Faletar kann ein Lied davon singen. "Mir hat die Geduld gefehlt", sagt der 21-Jährige rückblickend auf seine jetzt schon außergewöhnliche Karriere.

Gerade einmal 14 Lenze zählend verließ er das gemachte Nest in Wien, um in Villarreal die Fußball-Welt zu erobern. Scouts des spanischen Spitzenklubs hatten ihn bei einem Jugendturnier in Marbella entdeckt. "Da waren tolle Mannschaften dabei. Von Werder Bremen über den FC Sevilla bis zu Real Madrid. Ich wurde zum besten Spieler gewählt", erinnert sich Faletar zurück.

Ablösestreitigkeiten bei Rapid-Abgang

Sein damaliger Verein Rapid war über das internationale Interesse gar nicht glücklich. "Sie haben versucht, mich zu halten und mir ein gutes Angebot gemacht." Faletar wollte jedoch höher hinaus. Die Strapazen des Umzuges in ein anderes Land mit fremder Sprache nahm er gerne in Kauf, um dem Traum vom Profi-Fußball noch näher zu kommen. Der junge Mann schwärmt: "Ich hatte immer dieses große Ziel vor Augen."

Gänzlich ohne Komplikationen ging der Transfer dennoch nicht von statten. "Von Rapid habe ich mich nicht im Guten getrennt. Es gab mit Villarreal Streitigkeiten wegen der Ablösesumme", erzählt Faletar, der jedoch keinen Groll gegen die Hütteldorfer hegt. "Rapid ist noch immer ein Riesenverein für mich."

Heraf nannte ihn einen "Zirkuskicker"

Beim "gelben U-Boot" lief zunächst alles nach Plan. Faletar durchlief die Akademie, lernte Spanisch und bekam eine schulische Ausbildung. Daneben geigte er in den kroatischen Nachwuchsauswahlen mit nunmehrigen Größen wie Mateo Kovacic (Real) oder Marko Pjaca (Juventus) auf.

Für die Heimat seiner Eltern zu spielen, war für den Wiener stets die bevorzugte Option. Auch wenn er zuerst im ÖFB-Trikot ein U16-Länderspiel bestritt. Teamchef Andreas Heraf bezeichnete ihn damals als "Zirkuskicker". "Ihm hat mein Spielstil nicht gefallen, aber ich bin eben ein Typ, der Spaß am Fußball hat", grinst Faletar.

Transfer mit 14? "Würde ich noch einmal machen"

Den frühen Schritt ins Ausland bereut der Edeltechniker überhaupt nicht. "Ich habe eine super Ausbildung genossen. Das würde ich auf jeden Fall noch einmal machen." Ganz anders verhält es sich mit jener Karriereentscheidung, die er danach getroffen hat.

Obwohl ihn die Spanier gerne für die zweite Mannschaft verpflichtet hätten, lehnte er eine Vertragsverlängerung ab. Stattdessen heuerte er mit 19 Jahren bei RNK Split an. "Ich wollte unbedingt in einer ersten Liga spielen", ärgert sich Faletar über seine Ungeduld. "Im Nachhinein gesehen war das sicher ein Fehler. Über die Zeit in Kroatien möchte ich nicht gerne sprechen. Das war ein Wahnsinn."

Der Mittelfeldspieler wartete teilweise monatelang auf sein Gehalt. Dazu blieb er fußballerisch in seiner Entwicklung stecken. Nur zwei Einsätze verbuchte er bei RNK. Immerhin 28 Spiele (5 Tore) machte er bei seiner Leihstation, dem Zweitligisten Imotski.

"Wenn Schalke anruft, sagt man nicht ab"

Zwei verlorene Jahre später suchte Faletar im letzten Sommer nach einer neuen Herausforderung. Zunächst wäre er fast in Österreich gelandet. Ein paar Tage lang absolvierte er ein Probetraining bei Ried. Dann kam jedoch der Anruf aus Gelsenkirchen. Schalke wollte ihn für die zweite Mannschaft verpflichten. "Einem Verein wie Schalke sagt man nicht ab. Das musste ich einfach tun", meint Faletar.

Der Wiener fühlt sich im Ruhrpott pudelwohl. Auch das Trainerteam sei mit ihm zufrieden, obwohl er bisher nur sieben Einsätze sammelte. Erst spät zur Mannschaft gestoßen, tat sich der 21-Jährige schwer, in der Hinrunde gleich einen Stammplatz zu erobern. Das soll sich nun ändern. Über die Weihnachtszeit hielt sich Faletar in Wien bei seinem altem Nachwuchscoach Ante Gale ("Ihm habe ich viel zu verdanken") fit. Er ist heiß auf die Rückrunde. "Ich bin froh, dass ich die Vorbereitung endlich voll mitmachen kann. Jetzt geht es erst richtig los."

Traum von Schalke-Profis

Faletar steht vor einem entscheidenden Halbjahr. Mit guten Leistungen will er sich für einen langfristigen Vertrag bei Schalke empfehlen. "Natürlich ist es mein Traum, selbst einmal in der Veltins Arena aufzulaufen", hofft der Austro-Kroate auf den großen Sprung.

Klappt das nicht, kann er sich einen Verbleib in Deutschland gut vorstellen. "Wir haben Freundschaftsspiele gegen Zweitligavereine bestritten - unter anderem gegen Bochum, wo ich meinen alten Rapid-Kollegen Dominik Wydra getroffen habe. Danach haben sich ein paar Leute bei meinem Berater gemeldet", erzählt Faletar.

Das ehemalige Megatalent steht am Scheideweg. Die Chance auf jene Karriere, von der er als 14-Jähriger träumte, lebt gerade noch. Nun muss er beweisen, ob er das Zeug dafür hat.

Filip Faletars Steckbrief

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