Kein Wunder: Schon in Runde eins traf der Wiener seinen Gegner mit einer Faust aus der Drehung und beendete den Kampf nur wenig später. Die Bilanz des 27-Jährigen: Zwölf Karrierekämpfe, elf Siege. Nur bei seinem Debüt im Oktober 2011 wurde Rakic mit einem Aufgabegriff gestoppt. Seine drei UFC-Kämpfe konnte der 196-Zentimeter-Athlet allesamt gewinnen. Sein nächstes Ziel: Ein Top-15-Gegner.
SPOX: Ihr Kampf gegen Devin Clark war chaotisch. Er hat Sie nach eineinhalb Minuten hart erwischt, es folgten ein paar unerlaubte Knie. Waren Sie jemals in Gefahr, den Kampf zu verlieren?
Aleksandar Rakic: Er hat mich überrumpelt. Clark ist auf mich zugestürmt, hat mich früh aus der Balance gebracht. Der Schlag, der mich zu Boden brachte, war richtig sauber und präzise. Wie ich davon aufgestanden bin, habe ich gar nicht mehr in Erinnerung. Ich hatte trotzdem alles unter Kontrolle. Schon in der Woche vorher wusste ich, dass ich den Kampf beenden werde. Meine Low-Kicks haben bei ihm schließlich viel Schaden hinterlassen und das KO vorbereitet.
SPOX: Sie haben Clark dann mit einer spektakulären Backfist erwischt - der Anfang vom Ende.
Rakic: Ich wollte ihn mit meiner Backfist auf Distanz halten, habe ihn aber voll getroffen. Ich habe gesehen, wie er auf weichen Knie auf mich zukam. Ich habe ihn runtergezogen und mit harten Schlägen getroffen. Er ist eingesackt und der Kampf war vorbei. Der Ringrichter hätte den Kampf früher abbrechen sollen, Clark hätte sich einige Schläge ersparen können. Ich habe ihn im Octagon und Backstage noch gesehen und er hat sich lange nicht erholt. Er hat nur auf den Boden gestarrt.
SPOX: Es war Ihr erstes Finish in der UFC. War Devin Clark trotzdem Ihr schwerster Gegner?
Rakic: Clark war gut auf mich eingestellt. Er trainiert in der Jackson Wink MMA Academy mit Jon Jones, der über eine ähnliche Größe wie ich verfügt und Champion in meiner Gewichtsklasse ist. Somit hatte er den bestmöglichen Sparringpartner. Er war bestimmt mein unangenehmster Gegner in der UFC.
SPOX: Wie sah die Analyse Ihrer Trainer aus?
Rakic: Meine Trainer waren in erster Linie geschockt, als ich zu Boden ging. Wir haben eine ganz besondere Verbindung. Sie sind für mich Freunde, Väter, Brüder. Natürlich sind da Emotionen dabei. Allen dreien ist das Herz stehen geblieben - nachher waren sie natürlich zufrieden. Wir wissen, woran wir arbeiten müssen. Ich mache noch Fehler. Vom Kampf gegen Ledet zum letzten Kampf habe ich aber auch in jeder Disziplin Fortschritte gemacht - besonders im Sparring, sowie in Sachen Kraft und Kondition.
SPOX: Sie haben sich wieder bei American Top Team in Florida vorbereitet.
Rakic: Die Vorbereitung auf meinen letzten Kampf war extrem hart. Am Ende war schon die Luft etwas draußen. Jeden Tag an die Grenzen gehen, hartes Sparring, fünf Runden. Vorbereitet habe ich mich hauptsächlich mit King Mo (Muhammed Lawal, Anm.). Ein sehr guter Wrestler, er hat sich auf seinen Bellator-Kampf gegen Liam McGeary vorbereitet.
SPOX: UFC-Guru und Kommentator Joe Rogan hat Sie als eines der größten Light-Heavyweight-Talente bezeichnet. Wo sehen Sie sich im großen Ganzen?
Rakic: Ich bin ein aufstrebender Kämpfer, der das Potenzial hat, Champion zu werden. Bei einem sofortigen Titelkampf gegen Jon Jones würde es für mich aber noch nicht reichen. Ich habe Potenzial, muss mich aber kontinuierlich gegen gute Gegner hocharbeiten.
SPOX: So ehrlich sind in der UFC nur wenige Athleten.
Rakic: Ich bin realistisch. Schau dir mal das Beispiel Volkan Özdemir an: Er hat nach drei Kämpfen den Titelkampf bekommen und gegen Daniel Cormier verloren. Jetzt hat er gegen Anthony Smith die nächste Niederlage kassiert. Er wurde gehypt, war aber noch nicht bereit. Ich bin erst 27 Jahre alt und habe alle Zeit der Welt. Jetzt will ich in die Top-15, dann in die Top-10 und dann können wir über einen Titelkampf sprechen.
SPOX: Sie haben für Ihren nächsten Kampf einen Namen gefordert. In den hinteren Top-15 würde es ein paar Legenden geben: Shogun Rua, Glover Teixeira, Ovince Saint Preux. Mit Johnny Walker gibt es ein aufstrebendes Talent.
Rakic: Ein großer Name würde mich zu einem besseren Kämpfer machen und voran bringen. Mein Team ist jetzt auf der Suche nach einem neuen Gegner in den Top-15. Es gibt ein paar Optionen.
SPOX: Wie sehen Sie die Lage in der Light-Heavyweight-Division? Anthony Smith bekommt am Wochenende den nächsten Titelkampf, Luke Rockhold kommt von der Middleweight-Division hoch.
Rakic: Die Division ist jetzt ziemlich interessant. Ich bin auf Rockhold gespannt, der ziemlich athletisch ist. Wie er sich dann macht, wird man sehen. Dominick Reyes ist ein großer, gefährlicher Gegner - er trifft demnächst auf Özdemir. Thiago Santos ist auch nicht zu unterschätzen. Es gibt viele aufstrebende Kämpfer.
SPOX: Ende Dezember hat der Titelkampf Ihrer Gewichtsklasse zwischen Jones und Alexander Gustafsson stattgefunden. Jones hat den Schweden dominiert. Sie haben selbst mit Gustafsson trainiert. Hat Sie die Deutlichkeit überrascht?
Rakic: Ja, schon ein wenig. Ich hätte mir aber von beiden Kämpfern mehr erwartet. Beide haben sich zu viel Respekt geschenkt. Gustafsson hat nie die notwendige Schlagdistanz gefunden, beide waren schon zwei Jahre nicht mehr im Käfig. Der Takedown von Jones in Runde drei war weder hart noch schnell. Gustafsson war am Boden enttäuschend. Der Sieg war verdient, aber ich hätte mir von zwei Titelkandidaten mehr Leistung erwartet. Ich habe zwar vor drei Jahren mit Gustafsson trainiert, mittlerweile bin ich aber um 70 bis 80 Prozent besser geworden. Damals hat er vor allem stark geboxt, sich super bewegt. Für so einen schweren Kämpfer ist das selten.
SPOX: Wäre es vermessen zu sagen, dass der Rest der Division - abgesehen von Jon Jones - aktuell nicht unerreichbar für Sie ist?
Rakic: Das würde ich auch so sagen. Trotzdem will ich mir noch ein bis zwei Jahre Zeit nehmen, ich überlasse nichts dem Zufall. Von mir wird es jetzt aber keinen Rückzieher mehr geben - ich lehne keinen Gegner ab und ziehe das Ding durch.
SPOX: Wie stehen Sie zur Doping-Causa um Jon Jones?
Rakic: Solche Dinge passieren immer ihm. An solche Zufälle glaube ich nicht. Ganz generell glaube ich ihm nicht mehr. Wie oft ist er schon heulend vor der Kamera gesessen und betonte, wie leid ihm alles tut? Wenn er einmal einen Fehler macht, würde ich es einsehen. Aber es passiert immer und immer wieder. Da kommt man sich verarscht vor. Es ist einfach unfair gegenüber Kämpfern, die hart trainieren und dopingfrei sind. Die ganze Geschichte ist mir suspekt.
SPOX: Denken Sie andere Athleten wären so mild bestraft worden, wenn sie Spurenelemente von verbotenen Substanzen im Blut hätten?
Rakic: Mit Sicherheit nicht. Vielleicht noch Conor McGregor. Die beiden haben eine magnetische Anziehung. Bei der UFC steht Business an erster Stelle, Sport an zweiter.
SPOX: Werden wir Jones vs. Cormier III in der Heavyweight-Division sehen?
Rakic: Jones ist nicht so dumm, einen Kampf gegen Cormier in der Heavyweight-Division anzunehmen. Cormier wird nie wieder eine Gewichtsklasse herunterkommen - er ist mittlerweile extrem schwer und 40 Jahre alt. Was möglicherweise realistisch ist: Ein Catchweight-Kampf. Aber insgesamt glaube ich nicht daran. Viel mehr glaube ich an einen Moneyfight zwischen Cormier und Brock Lesnar - dann wird Cormier aufhören und weiter als Kommentator arbeiten.