Im Vorjahr hatte Hirscher in Kitzbühel nach dem ersten Durchgang 1,02 Sekunden Rückstand auf den Halbzeitführenden David Ryding (GBR) und holte sich noch den Sieg. Heuer waren es als Dritter 1,05 auf Kristoffersen und 0,95 auf Michael Matt, der sich im Finale glänzend unterwegs bei einer Haarnadel verfuhr und ausschied. Hirscher sah Kristoffersen und Matt an diesem Tag in einer eigenen Liga und eine ähnliche Aufholjagd nicht mehr möglich.
"Wirklich cool, ich war im zweiten Lauf ein paar Mal ganz am Limit, der war wirklich, wirklich gut", sagte Kristoffersen, der das zweite Mal in Kitzbühel nach 2016 gewann und im dichten Schneefall seinen insgesamt 16. Weltcupsieg holte. "In Österreich ist die Stimmung bei Weltcuprennen immer so gut, ich liebe Österreich, ich freue mich sehr."
In dieser Saison war Kristoffersen zuvor bereits siebenmal auf Rang zwei und dreimal auf drei zu finden gewesen, langsam hatte er ob Hirschers Übermacht zu verzweifeln angefangen, ließ seinen Emotionen immer sichtbar freien Lauf. Im Disziplinweltcup liegt Hirscher noch 99 vor Kristoffersen, im Gesamtweltcup hat der Salzburger noch 154 auf den Norweger.
Knackt Hirscher den Maier-Rekord in Schladming?
"Henrik war heute einsame Klasse für sich, für Michi ist es wahnsinnig schade, er hätte mit Henrik mithalten können. Das war kein leichter Tag, mit achtzig Punkten bin ich sehr zufrieden", sagte Hirscher, der zugab, dass er sich derzeit etwas schwerer tue als in den vergangenen Wochen. Der Stockerlplatz war ihm aber sehr wichtig. "Dass ich nicht nur im Ausland, sondern auch bei Heimrennen gut fahre. Da fällt mir ein Stein vom Herzen." Auf die Egalisierung der 54 Weltcupsiege von Hermann Maier muss Hirscher damit zumindest bis Dienstag in Schladming warten.
Vor dem Augen seines Bruders und Olympiasiegers Mario Matt passierte Michael Matt in der Entscheidung ein Fehler, der möglicherweise einmal im Rennleben passiert. "Ich habe das nicht mehr ganz vor mir gehabt. Es war ein Doppeltor, das war wie ein normaler Schwung zu fahren, und ich bin es gefahren wie eine Haarnadel. Vielleicht habe ich mich durch die Sicht ein bisschen drausbringen lassen. Klassisch verfahren", haderte der Tiroler mit sich selbst. Dabei hätte abstimmungstechnisch am Sonntag alles gepasst, der zweite Weltcupsieg war zum Greifen nahe.