Mit Sieg Nummer 55 holte Hirscher die Schweizerin Vreni Schneider ein. Es war überdies sein zehnter Sieg in dieser Saison. Dadurch übertraf er seine eigene Bestmarke, die er 2011/12 gesetzt hatte. Das Bewegungstalent aus Annaberg hat sieben der jüngsten acht Riesentorlauf-Entscheidungen im Weltcup gewonnen. Einzige Ausnahme war am 9. Dezember 2017 Val d'Isere, wo sich Hirscher mit Platz drei begnügen musste.
"Unglaublicher Rekord"
"Das ist schon ein bisschen mehr als ein Pokal. Speziell in Österreich, das sehr Ski-fanatisch ist, ist das ein unglaublicher Rekord, der schon Bedeutung und Gewicht hat", meinte Hirscher nach seinem 120. Podestplatz im Weltcup. "Ich fühle mich da generell wohl. Ich weiß auch nicht, warum es gerade dort immer so gut funktioniert in Garmisch. Es ist einfach ein geiler Riesentorlauf. Mir taugt es da, das Gelände ist so lässig zum Skifahren da runter."
Im Weltcup liegt der Österreicher neun Rennen vor Schluss 224 Punkte vor dem Norweger Kristoffersen in Front, der sich mit Rang vier begnügen musste. Ligety stand erstmals seit dem 5. Dezember 2015 wieder auf dem Podest. Damals hatte er sich im Super-G von Beaver Creek nur Hirscher geschlagen geben müssen.
Fellers erster Weltcup-Stockerlplatz
Hirscher hatte nach dem ersten Durchgang 0,63 Sekunden vor Ligety geführt, der Franzose Alexis Pinturault war 94 Hundertstel zurückgelegen. In der Entscheidung fuhr Hirscher abermals Laufbestzeit und war in der Addition 1,57 Sekunden schneller als der Halbzeit-Vierte Feller, der bisher nur WM-Silber 2017 im Slalom als Stockerlplatz vorzuweisen hatte. Ligety lag am Ende 1,69 Sekunden hinter dem Sieger.
"Es war jetzt nicht so überraschend, dass es im Riesentorlauf vor dem Slalom funktioniert", sagte Feller. "Die Riesentorlauf-Saison war heuer schon sehr, sehr gut. Ich bin mit jedem Rennen stärker geworden eigentlich. Der große Unterschied zum Slalom war einfach, dass kein Ausfall dabei war. Durch das war es einfach psychisch viel leichter."
Feller bekam "noch eine auf den Deckel"
Erstmals seit 2012 beim Weltcup-Finale im März in Schladming waren wieder zwei Österreicher ganz vorne in der Resultatsliste eines Riesentorlaufs zu finden. Damals feierte Österreich dank Hirscher, Hannes Reichelt und Marcel Mathis sogar einen Dreifach-Sieg. "Marcel kann sich derzeit nur selbst schlagen. Der Wahnsinn war, er hat mir nach dem Lauf gesagt: 'Ich habe gesehen, dass du führst, da bin ich einfach ein bisserl lockerer runtergefahren.' Also gleich noch eine auf den Deckel", erzählte Feller.
Ligety hatte erst Ende Oktober in Sölden sein Comeback gegeben. Wegen anhaltender Rückenbeschwerden hatte der mittlerweile 33-jährige Familienvater die Saison 2016/17 im vergangenen Jänner vorzeitig beendet und sich zu einer Operation entschlossen. Im aktuellen Winter war er in Beaver Creek Siebenter gewesen und Fünfter in Alta Badia.
Hirschbühl und Strolz weit zurück
"Im ersten Lauf war ich eigentlich überrascht, dass ich so schnell war, wie ich war. Ich denke aber, ich bin sogar im zweiten besser gefahren, nur habe ich mehr Fehler gemacht. Es gibt keine Möglichkeit, wie ich diese 1,6 Sekunden schneller fahren hätte können", analysierte Ligety, der im Zielraum von Ehefrau Mia und Söhnchen Jax empfangen wurde. Ligety Junior hatte in Garmisch sein zweites Date mit Matilda, der wenige Monate alten Tochter von Felix Neureuther, scherzte der US-Amerikaner.
Die anderen Österreicher in der Entscheidung waren die beiden Vorarlberger Christian Hirschbühl (28.) und Johannes Strolz (30.). Beide hatten mehr als vier Sekunden Rückstand auf den Sieger. Hirschbühl hatte schon am Vortag davon erfahren, dass er das Alpin-Aufgebot der ÖSV-Herren bei den Olympischen Spielen in Südkorea komplettieren wird. Stefan Brennsteiner, ein weiterer Olympia-Teilnehmer, war schon im ersten Durchgang ausgeschieden.
Hirschbühl fordert von sich selbst mehr Risiko
"Im ersten Durchgang war ich überrascht, dass ich dabei bin, im zweiten muss in der Liga einfach mehr Risiko, mehr Entschlossenheit her", fand Hirschbühl, der das Finale mit Startnummer eins eröffnet hatte. "Im Riesentorlauf fehlt mir sicher momentan ein bisschen das Training, weil der Fokus jetzt im Jänner auf dem Slalom war. Nichtsdestotrotz muss einfach etwas mehr Risiko her."
Brennsteiner hatte sich vorgenommen, mit einem guten Ergebnis seine RTL-Startnummer bei den Olympischen Spielen zu verbessern. "Ich bin oben weg schon nicht so reingekommen, wie ich es könnte. Dann habe ich unten einen blöden Fehler auch noch gemacht", erklärte der Salzburger, der aktuell am Ende der Top 30 starten muss. "Das ist gerade brutal bitter, aber es hilft nichts. Das ist Skisport, leider Gottes."