Mit 28 Weltcupsiegen ist Hirscher der zweiterfolgreichste Riesentorläufer der Geschichte nach dem Schweden Ingemar Stenmark (46). Er geht saisonübergreifend auf den sechsten Sieg in Folge los, gewann neun der vergangenen zehn Rennen und dominiert als Weltmeister und Olympiasieger die Disziplin seit Jahren.
"Ab einem gewissen Entwicklungsstadium waren wir super konkurrenzfähig oder ein bissl voraus. Ob das heuer noch so der Fall sein wird, wage ich zu bezweifeln, weil die anderen schlafen ja auch nicht", sagte er über die Konkurrenz.
Die Bedingungen in der Vorbereitung seien schwierig gewesen. Aber was die Möglichkeiten angehe, habe man sicher das Maximum gemacht. Weil auf dem Rennhang in Sölden kein Training möglich gewesen sei, stehe bei jedem Athleten "ein großes Fragezeichen, ob er das richtige Setup für dieses schwere Rennen beinander hat".
Henrik Kristoffersen und Ted Ligety Hirschers größte Konkurrenten
Der in der Vorsaison zweitbeste Riesentorläufer Henrik Kristoffersen ist trotz eines Zehenbruchs im Sommer laut eigenen Angaben in sehr guter Form. Der 24-jährige Norweger hat mit dem Slalomkristall 2016 ja erst eine Weltcupkugel daheim.
Ted Ligety aus den USA träumt von seinem fünften Sölden-Sieg nach 2011, 2012, 2013 und 2015, der Franzose Alexis Pinturault hofft, wieder aufgeholt zu haben. "Mal sehen, ob ich imstande bin, um die Riesentorlauf-Kugel zu kämpfen. Das wird der Sonntag zeigen", meinte der Disziplindritte des Vorjahres. Er ist auf dem Rettenbachgletscher Titelverteidiger aus 2016, da das Rennen 2017 dem Sturm zum Opfer fiel.
Manuel Feller: Kein Selbstvertrauen, um Gegner "in die Goschn" zu hauen
Heiß auf das Stockerl ist Manuel Feller, die Trainingsleistungen waren vielversprechend. Der Tiroler hat sich vorgenommen, am Sonntag "keinen zu unterschätzen. Fehler kann man sich mittlerweile keinen mehr leisten, das ist eine Perfektionssportart. Ich hoffe, dass ich auf den Punkt bringe, was ich kann, dann schaut sicher ein Superergebnis raus".
An den noch fehlenden ersten Weltcupsieg denkt er nicht. "Ich stehe am Start und konzentriere mich auf meine zwei, drei Keypoints und fertig. Ich wäre gerne wie Conor McGregor, der sagt: 'Ich hau euch in die Goschn', aber das Selbstvertrauen habe ich nicht."
ÖSV-Team mit vier Comeback-Läufern
Der ÖSV bringt zehn Athleten an den Start, darunter auch die nach Kreuzbandverletzungen zurückgekehrten Roland Leitinger, Stefan Brennsteiner und Daniel Meier sowie Philipp Schörghofer, den ein Knorpelschaden zu einer längeren Pause zwang. "Ich bin guter Dinge, dass sie, wenn sie sich qualifizieren, auch im zweiten Lauf noch eine gute Leistung abrufen können", sagte Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher.
Vizeweltmeister Leitinger riss sich im Jänner beim freien Skifahren auf der Reiteralm das Kreuzband im rechten Knie, seitdem hat er sich auf sein Comeback in Sölden konzentriert. "Da brennt mein Herz, da brennt meine Skifahrerseele. Es war schon im Krankenhaus so, dass Sölden im Blick war. Es war ein bisschen schwierig im Sommer, da hatte ich Probleme mit dem Knie, aber jetzt funktioniert es gut. Mich limitiert beim Skifahren nichts."
Puelacher sehnt den ersten Kräftevergleich herbei, hat er doch von den ausländischen Teams wenig mitbekommen. "Marcel und Manuel sind voll fit und sehr gut vorbereitet", kann er jedoch bestätigen.
Matthias Mayer im Riesenslalom im Einsatz
Auch freut er sich über das Comeback eines Abfahrers im Riesentorlauf, Doppelolympiasieger Matthias Mayer hat vorerst Antreten in Sölden, Beaver Creek und Alta Badia geplant. "Im Training hat er eine gute Leistung gezeigt, die Qualifikation für den zweiten Durchgang wäre super", sagte Puelacher.
Mayer peilt die Top 20 an. Der viele Mehraufwand soll sich gelohnt haben. "Da waren ein paar Extraeinheiten dabei. Aber man muss auch sagen, dass das Riesentorlauftraining ja dem Speedtraining nicht schadet. Von dem her ist es in beide Richtungen eine gute Geschichte." Hauptaugenmerk gilt aber der Abfahrt und dem Super-G. "Meine Stärken sind im Speedbereich, dort hole ich meine big points."
ÖSV-Team für Herren-Riesentorlauf in Sölden: Marcel Hirscher, Manuel Feller, Roland Leitinger, Philipp Schörghofer, Stefan Brennsteiner, Matthias Mayer, Johannes Strolz, Dominik Raschner, Daniel Meier, Magnus Walch.