Dabei war nach dem ersten Lauf einiges für den altbekannten Zweikampf Hirscher-Kristoffersen angerichtet gewesen. Hirscher drückte beim Flutlicht-Klassiker die Bestzeit in den Schnee, er war 0,14 Sekunden schneller als sein norwegischer Dauerrivale. Schwarz war auf einem seiner Lieblingshänge als Dritter 0,32 zurück. Doch gewonnen hatte er wie Yule (0,66) noch nie.
Selbst Hirscher, der auf seinen 30. Slalomsieg nun zumindest bis Zagreb (6. Jänner) warten muss, war von einem Duell ausgegangen. "Die Platzierung ist definitiv super, aber Henrik macht einen sehr starken Eindruck. Es ist nichts verloren, aber bei weitem nichts gewonnen. Es wird im zweiten eine ganz spannende Entscheidung", hatte Hirscher gemeint.
Es wurde spannend, nur wurde es mit dem von Hirscher wohl erwarteten Hundertstel-Krimi nichts. Denn nachdem der Halbzeit-Vierte Yule den im zweiten Lauf nach vorne preschenden Matt abgefangen hatte, fädelte Kristoffersen bereits beim zweiten Tor ein. Hirscher tat es ihm wenige Augenblicke gleich. Ihm wurde Tor Nummer fünf zum Verhängnis.
Yule: "Genieße den Moment"
Nutznießer war Yule. Der 25-Jährige kürte sich zum ersten Schweizer Slalom-Gewinner seit elf Jahren, als Marc Gini 2007 auf der Reiteralm triumphiert hatte. Er habe das nach dem ersten Lauf nie erwartet. "Aber ich freue mich einfach über meinen Sieg. Ich genieße den Moment."
"Zu enge Linie", kommentierte Hirscher im ersten ORF-Interview seinen Schnitzer. Er habe versucht, die Passage innen zu fahren, um Zeit zu machen. "Gleich wie der Henrik. Und so schnell haben wir beide eingefädelt. Leider." Geteiltes Schicksal schien bei Hirscher halbes Leid. "Das einzig Positive ist, dass es uns beiden passiert ist", sagte der Vorjahressieger. "Und dass die zwei Österreicher super zugeschlagen haben, ist aus österreichischer Sicht ein super Ergebnis."
Schwarz jubelte bei seinem dritten Karriere-Podium über sein bisher bestes Resultat im Weltcup. Bereits sein erstes Stockerl hatte der Kärntner in Madonna bestiegen. "Ich habe mir nichts geschissen, habe angedrückt wie im Training. Es ist mir super aufgegangen."
Matt schaffte nach Rang 13 im ersten Lauf noch mit der zweitbesten Laufzeit den großen Sprung nach vorne. "Ich habe gewusst, es ist alles eng beieinander. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt, habe einen anderen Ski mit anderer Präparation genommen", sagte der Tiroler gegenüber Ö3. Danach kam Hopp oder Tropp. "Zum Glück hat es gepasst."
Der Tiroler wähnte die Startnummer eins im ersten Durchgang auch nach dem versöhnlichen Ende samt seinem siebenten Karriere-Podium "nicht gerade als Vorteil". Die erste Schneeschicht habe nachgegeben. Zum Vergleich: Die unmittelbar nach ihm kommenden Andre Myhrer und Sebastian-Foss Solevaag verpassten beide die Qualifikation für den zweiten Lauf der Top 30.