In den 18 Ausgaben des Kitzbüheler Super-G bis zu diesem Sonntag war immer mindestens ein Österreicher auf dem Podest gestanden. In einer extrem engen Entscheidung vor 21.000 Zuschauern unterlief Kriechmayr allerdings vor dem Hausberg ein grober Patzer, der Oberösterreicher verspielte so seine gute Zwischenzeit. Letztlich verpasste er Rang drei nur um 0,05 Sekunden.
"Ich bin nicht sauber am Ski gestanden, dann habe ich auf einmal extrem die Höhe verloren. Ich habe es eh gewusst, ich wollte es nicht machen", schilderte Kriechmayr seinen Fauxpas. Die Enttäuschung war ihm deutlich anzumerken, nachdem er am Freitag in der Abfahrt am Rande eines kapitalen Sturzes unterwegs war und nicht in die Wertung kam. "Ist ja klar, dass ich das gewinnen möchte nach der Abfahrt. Aber wenn man technisch nicht sauber auf dem Ski steht, dann passieren eben solche Fehler."
Matthias Mayer: "Darf den Kopf nicht hängen lassen"
Mayer empfand das Rennen als harten Kampf. "Es hat jeder ein bisschen Fehler gemacht, weil es extrem schwierig zu fahren war heute. Der, der den kleinsten Fehler gemacht hat, steht vorne - und das mit der Startnummer eins", sagte er über den deutschen Sieger Josef Ferstl, der sein zweites Weltcup-Rennen gewann. Zweiter wurde der Franzose Johan Clarey (+0,08 Sek.), Dritter der Südtiroler Dominik Paris (0,10), der am Freitag in der Abfahrt triumphiert hatte. Mayer fehlten 0,08 Sekunden auf Paris.
Der Super-G-Olympiasieger hatte bei der ersten Zwischenzeit schon Rückstand, sah seinen schwersten Fehler jedoch im unteren Teil. "Weil ich da ein bisserl nachgedrückt habe und dann ein paar km/h weniger gehabt habe. Das summiert sich einfach bis ins Ziel", erklärte der Kärntner, der aber offensichtlich nicht allzu verärgert war. "Bei den Abständen kann man eigentlich nichts sagen. Es sind sehr viele auf einem guten Niveau, aber das wissen wir eh schon länger", meinte er. "Ich brauche jetzt nicht den Kopf hängen lassen, ich muss gescheit weiterarbeiten."
Vincent Kriechmayr: "Da muss ich weiterarbeiten"
Auch Kriechmayr sieht sich grundsätzlich auf einem guten Weg. "Ich weiß, dass ich einen Super-Grundspeed habe, das weiß ich vom Training. Aber ich bin halt einfach noch nicht gut genug, dass ich das ständig ins Rennen bringe. Da muss ich weiterarbeiten." Vor der Abreise zur Ski-WM nach Aare in Garmisch-Partenkirchen gibt es am kommenden Wochenende noch eine Siegchance in der Abfahrt. Die Strecke dort möge er "sehr", betonte Kriechmayr.
Auch Hannes Reichelt vermochte es am Sonntag nicht zu verhindern, dass das Kitzbühel-Wochenende wie im Vorjahr ohne österreichischen Sieg über die Bühne geht. Der Salzburger blieb ebenfalls nicht ohne Fehler und reihte sich im Mittelfeld ein. Am Ende wurde es der 13. Platz mit 0,59 Sekunden Rückstand.
"Heute kann ich mir nur vorwerfen, dass ich ein bisschen zu dumm war und zu viel riskiert habe", analysierte der 38-jährige Routinier. "Was aus Rennfahrersicht aber auch nicht unbedingt negativ ist, weil so gewinnt man eigentlich Rennen." Großes Lob zollte Reichelt dem glücklichen Gewinner Ferstl: "Das ist nicht einfach mit der Eins. Das hat er sich super angeschaut und super erwischt. Das ist richtig eine Topleistung von ihm."