Der Pongauer ist ein Wettkampftyp. In der bisherigen Karriere ist es ihm mit Ausnahme des vergangenen Olympia-Winters immer gelungen, am Tag X bei Großereignissen eine Topleistung abzurufen. Nach zwei Weltmeisterschaften hält Kraft bei sechs Medaillen (2-2-2), drei davon in Einzelbewerben.
Doch die Olympia-Saison mit ihren Enttäuschungen und dem lange Zeit vergeblichen Suchen hat bei Kraft nachgewirkt. Der vergangene Sommer und die Vorbereitung seien die schwierigste Zeit seiner Karriere gewesen, schrieb Kraft kurz vor der WM in seinem Blog. Probleme mit einem Oberschenkel und dem Material bremsten den Weitenjäger. "Ich habe mich überhaupt nicht mehr gespürt", sagte Kraft rückblickend. "Ich war vom Gefühl her von einer Medaille weiter entfernt als die Sonne vom Mond."
Sein systemischer Coach Patrick Murnig und die Trainer unterstützten die zweifelnde Nummer 1 des Teams im vergangenen Sommer auf dem Weg aus der Krise. "Genau dort hat mich Patrick zur Seite genommen und wir haben gemeinsam alles auseinander genommen und dann wieder 'neu zusammengesetzt'. Er begleitet mich seit so vielen Jahren und ist meine Konstante. Irgendwie so, wie der "Ferdl" Hirscher für seinen Marcel - nur eben nicht mit mir verwandt", erklärte Kraft.
Stefan Kraft: "Vorfreude auf WM riesengroß"
Nach Lichtblicken bei der Tournee gelangen im Jänner drei Weltcupsiege, das Selbstvertrauen kam zurück. Von den mäßigeren Platzierungen bei der WM-Generalprobe in Willingen ließ sich Kraft nicht beunruhigen. "Der letzte Sprung hat sich wieder ganz richtig angefühlt, das gibt mir Zuversicht", betonte der Gewinner von 15 Weltcupbewerben.
Er könne nun befreit zur WM anreisen, sagte Kraft. Und er freue sich darauf, die Titelkämpfe auch zu genießen. "Ich fahre gerne als Mitfavorit hin, die Vorfreude auf die WM ist riesengroß", betonte der Musterschüler von Cheftrainer Andreas Felder. Am Donnerstag steht das erste Großschanzentraining in Innsbruck auf dem Programm.
"Vor den eigenen Fans Skizuspringen, deine Emotionen zu zeigen, für rot-weiß-rot um Medaillen zu kämpfen, das ist, glaube ich, das Größte, das man als Sportler erleben kann", stellte Kraft in seinem Blog fest. Eine Medaille sei das oberste Ziel. "Die ist sicher nicht einfach zum Abholen. Aber ich bin schon mega-happy, dass ich in so einer Form hinkomme und das draufhabe."