ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hatte kürzlich in Zauchensee gemeint, dass "nach Problemen in der Nachwuchsarbeit drei, vier Jahrgänge" fehlen und man dem nun entgegensteuern würde. "Wir haben Leute in den Jahrgängen, sie fehlen uns nicht komplett, aber ihre Karrieren sind leider teilweise durch Verletzungen unterbrochen worden. Aber wir haben nicht mehr diese Masse und Dichte in den einzelnen Jahrgängen. Woran das liegt, ist schwer zu sagen", präzisierte Herren-Rennsportleiter Puelacher beim Mediengespräch in Wengen.
Aus dem 95er-Jahrgang stellt der Österreichische Skiverband mit Marco Schwarz einen Weltklasseathleten, 96er sind beispielsweise Patrick Feurstein, Adrian Pertl, Mathias Graf, Stefan Babinsky, Pirmin Hacker oder Maximilian Lahnsteiner, 97 geboren wurden Fabio Gstrein, Raphael Haaser und Simon Rueland. Sie alle haben ihr Talent freilich schon durchblicken lassen. Ein 98er ist Manuel Traninger, der sich allerdings vor wenigen Tagen in der Wengen-Europacup-Abfahrt eine schwere Knieverletzung zuzog.
Nach 18 Rennen liegen die ÖSV-Herren hinter der Schweiz (2.314), Norwegen (2.247) und Frankreich (2.159) an vierter Stelle (1.806). Es sei noch nicht einmal die Hälfte der Rennen gefahren. Und es würde immer wieder mal Aufs und Abs geben, in jeder Sportart, in jeder Nation, sagte Puelacher.
Andreas Puelacher: "Kenne keinen Sport, wo eine Nation so dominiert hat wie Österreich"
"Ich persönlich kenne keinen Verband oder Sport, wo eine Nation so dominiert hat wie Österreich im Skisport. Und wir haben auch nicht nachgelassen, sondern wir arbeiten hart. Ich glaube eher, die anderen sind durch das, was sie bei uns gesehen haben, stärker geworden. Die anderen haben den Schritt aufgeholt, darum haben wir diese Dichte in allen Bewerben", stellte er fest.
Egal ob Russen, Tschechen oder Slowaken, es würde mittlerweile in allen Verbänden professionell gearbeitet werden. Und in den technischen Disziplinen würden fast alle Nationen auf - oftmals von ÖSV-Betreuern - hergerichteten Pisten in Österreich trainieren, die Schweizer seien beispielsweise Stammgast auf der Reiteralm. "Sie trainieren alle bei uns, weil wir die Topqualität bieten. Aber du kannst die Leute nicht ausschließen, das geht nicht. Wir haben ja keine eigenen Skigebiete. Wenn der ÖSV ein eigenes hätte, würde ich sagen, dort fährt nur Österreich, sonst keiner. Aber das kann man natürlich der Reiteralm nicht sagen", weiß Puelacher.
Fairerweise müsse man auch erwähnen, dass andererseits Copper Mountain in den USA das Trainingsgebiet für die Speedfahrer sei. "Und da sind wir Gast. Da schließen sie uns nicht aus."
Leistungs-Dichte im Skisport wird immer größer
Als Folge davon ist die Dichte größer geworden, das Feld zusammengerückt. "Rennen wie in Adelboden sind total spannend, es ist auch für uns spannend. Nur klar hätte ich lieber gerne die Österreicher vorne." Die Entwicklung gehe immer weiter. "Dass es heuer so eng wird, das hätte ich mir nie und nimmer gedacht."
Und so sei in den technischen Bewerben der erste große Schritt, sich überhaupt für die Top 30 zu qualifizieren. "Früher kamen vielleicht drei, vier von hinten, jetzt haben wir zehn, die reinfahren. Natürlich hatten wir bis jetzt auch eine gute Qualität der Rennpisten." In Adelboden zeigte sich das eindrucksvoll, im Slalom fuhr beispielsweise der Norweger Atle Lie McGrath mit Nummer 75 auf Halbzeitrang 14, Pertl verpasste mit 76 die Finalteilnahme nur um zwei Ränge.