Marcel Hirscher über Ski-Pension: "Am Anfang war es ein Horror"

Von SPOX Österreich
Marcel Hirscher.
© GEPA

Marcel Hirscher hat sich in einem Interview ausführlich über sein Leben nach der Karriere als alpiner Skirennläufer geäußert. Der 31-Jährige erklärte, warum er plötzlich im Alltag strauchelt und gab zu, dass er selbst "schräg drauf" sei.

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"Am Anfang war es ein Horror. Es war wirklich sehr, sehr schwierig, speziell weil man als Profisportler glaubt, man muss das Maximum aus jedem einzelnen Tag herausholen", sagte Hirscher dem Red Bulletin über die Zeit unmittelbar nach seinem Karriereende. "Im Alltag von heute hat diese Herangehensweise nicht mehr ihre Daseinsberechtigung. Denn sie wird auf Dauer ziemlich anstrengend."

Der Salzburger gab zu, Menschen aus dem Alltag auf die Nerven zu gehen. "Dienstleister, Handwerker, Arbeiter, Leute, die einfach ihren Job machen. Im Umgang mit ihnen habe ich sehr bald bemerkt, eigentlich sind nicht die komisch, sondern ich bin schräg drauf. Die haben ein Arbeitstempo gefunden, das sie ein Leben lang aushalten müssen, ich musste mein Tempo als Spitzensportler nur zehn Jahre lang halten."

Dadurch merkte er, dass es unmöglich sei, Leistungssport eins zu eins auf den Alltag umzulegen. "Außer, man will alles zerreißen und irgendwo der oder die Beste werden."

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Marcel Hirscher: "Der Druck hat sich potenziert"

Insgesamt gewann Hirscher 67 Rennen im Ski-Weltcup und holte neben zwölf Disziplinen-Wertungen sagenhafte acht Mal in Folge den Gesamtweltcup. Zudem gewann er bei Großereignissen 14 Mal Edelmetall.

Seine Erfolge beschreibt Hirscher heute als "Segen und Fluch zugleich". "Geduldig war ich nicht. Schon nach dem zweiten Gesamtweltcup hat sich der Druck potenziert. Nach jedem Jahr, in dem noch ein weiterer Glasbecher dazukam, wurde das Gewicht schwerer, und das nächste Ziel schien noch unerreichbarer", sagte Hirscher.

Sein Credo sagte ihm, dass er "lieber zwei, drei Jahre noch ganz vorne dabei sein" wollte anstatt viele weitere Jahre "irgendwo bequem im Mittelfeld" zu fahren. Zu einem Zeitpunkt habe er zum Saisonende an 18 von 21 Tagen einen Tag im Rennmodus absolviert. "Die drei freien Tage da­ zwischen waren Reisetage. Ob ich nach dem Weltcup­ Finale umge­fallen bin, war eigentlich wurscht", erklärte Hirscher.

Eine weitere Anekdote zeigt den Wahnsinn, den Hirscher in seinem Alltag abspulte: "Zu meiner stressigsten Zeit habe ich einmal über hundert Telefonate an einem Tag geführt. Ich habe da irgendwie zufällig nachgezählt und bin erschrocken. Es waren keine langen Gespräche, es ging um Dinge, die mich während einer Skisaison beschäftigt haben. Logistik, wer holt das, wer bringt jenes. Plötzlich gibt es nun Tage in meinem Leben, wo mich niemand anruft. So cool und praktisch ein Handy ist, heute weiß ich, was für ein Geschenk es ist, wenn es einmal zwei Tage lang nicht klingelt. Am Anfang geht dir vielleicht was ab, aber eigentlich fehlt gar nix."

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