Die Konkurrenten, allen voran Henrik Kristoffersen, der mit Sicherheit keine Lust hat, ein weiteres Mal hinter Hirscher Zweiter zu werden, stehen Schlange. Hirscher selbst wittert auf die Favoriten angesprochen aber vor allem Gefahr aus den eigenen Reihen.
"Wen man das heutige Training hernimmt, dann sitzt links neben mir ein ganz schneller Mann, das hat er auch im Kombi-Slalom schon gezeigt", meint der Gesamtweltcupführende mit Blick auf Marco Schwarz und stellt klar: "Marco gehört für mich zu den Favoriten". Dabei spricht es für die Qualität des österreichischen Slalomteams, dass Hirschers Geheimfavorit ein Wackelkandidat war.
"Zur Aufstellung von Marcel Hirscher, Manuel Feller und Michael Matt muss man nicht viel sagen. Unsere einzige Überlegung war jene zwischen Christian Hirschbühl und Marco Schwarz", meint Andreas Puelacher. Die Entscheidung sei zugunsten des 22-jährigen Kärntners ausgefallen, "weil er in der ersten Startgruppe startet und sehr gute Trainingsleistungen gezeigt hat."
Bestzeit in jedem Lauf
Eben jene Trainingsleistungen sind es auch, die Hirscher höchsten Respekt abringen. "Du fährst in jedem Lauf Bestzeit", entgegnet der Salzburger seinem Teamkollegen, der Hirschers Aussagen locker nimmt und schmunzelnt meint: "Ich glaube schon langsam, dass da auch ein bisschen ein psychologisches Spiel dahinter steckt." Feller ergänzt indes in Richtung Hirscher: "Wir wissen ja, dass du im Rennen immer noch 20 Prozent draufhaust."
Feller, der nach seinem Sturz im RTL noch mit Blessuren kämpft, meldet aber auch gleich selbst Ambitionen an. Er werde wieder Vollgas geben. "Ich bin nicht hier, um Zweiter zu werden", so der 25-Jährige.
Bedingungen liegen Schwarz
Die ganz speziellen Bedingungen in Yongpyong machen die Ausgangslage laut Hirscher sehr schwer zu beurteilen. "Es ist die gleiche Situation wie beim RTL: Man muss wieder hoffen, dass die Bedingungen im Rennen anders sind als am Trainingshang. Das werden sie auch definitiv sein. Die Ungewissheit ist sehr groß, daher wird man das Rennen wieder erst am Donnerstag beurteilen können und wissen, wie wohl man sich fühlt", glaubt Hirscher.
Schwarz, der die Kombination als Vierter abschloss, scheinen die Verhältnisse jedenfalls zu liegen. "In Jeongseon hatten sie die Slalompiste mit ein wenig Wasser behandelt, hier haben sie glaube ich gar nichts gemacht. Es ist noch eine Spur aggressiver, mir gefällt das nicht schlecht", schildert er. Für Hirscher fällt das erste Training indes in die Kategorie "so lala". "Ich mag es ja gern, wenn es eisig ist. Der Schnee hier ist sehr aggressiv. Aber wir gehen davon aus, dass der Rennhang sich ein bisschen anders präsentieren wird als es jetzt im Training aussieht."
Oder doch Matt?
Neben Schwarz hat Hirscher im Kampf um Gold jene beiden Herren ganz oben auf dem Zettel, die bei den letzten beiden Weltcup-Slaloms in Kitzbühel und Schladming gemeinsam mit ihm auf dem Stockerl standen. "Mit Kristoffersen muss man auf jeden Fall rechnen, ich glaube aber auch, dass Daniel Yule hier vielleicht sehr, sehr schnell sein kann", so Hirscher.
Vielleicht hängt sich am Ende aber traditionell auch wieder ein Matt Edelmetall um. Immerhin könnte Michael nach Mario (Slalom-Olympiasieger 2014) und Andreas (Skicross 2010) der dritte im Bunde sein, der mit einem glänzenden Mitbringsel die Heimreise nach Flirsch antritt.