"Als 38. ins Ziel zu kommen ist top und ich weiß, dass da noch viel mehr drinnen ist. Die fünf Sekunden werde ich in Zukunft auch noch rausholen", kündigte sie im Gespräch mit SPOX selbstbewusst und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen an.
Keine Exotin, sondern ernsthafte Sportlerin
Man spürt der ersten kenianischen Teilnehmerin bei Winterspielen die Freude am Skifahren an - und kauft ihr das Versprechen für die Zukunft ab. Als Ein-Frau-Team war sie bei der Eröffnungsfeier eingelaufen und hatte damit erneut Geschichte geschrieben. Schon im Weltcup und bei der WM in St. Moritz setzte sie als erste Athletin Meilensteine für das ostafrikanische Land.
Als Exotin will Simader aber nicht gesehen werden, und unter den Kollegen sei das mittlerweile auch nicht mehr der Fall, sagt sie: "Da ich in Österreich aufgewachsen bin, dort das Skifahren gelernt und meine Leistung gebracht habe, wird das schon recht gut akzeptiert."
Skifahrerisch Österreicherin
Im Alter von drei Jahren kam die in Kilifi geborene Simader mit ihrer Mutter und ihrem österreichischen Stiefvater ins Mühlviertel, später zog die Familie weiter in die Steiermark, wo Simader heute noch wohnt und trainiert. Ihr sportlicher Werdegang unterscheidet sich dabei wenig von jenen ihrer ÖSV-Kolleginnen. Sie feierte Erfolge bei steirischen Jugendmeisterschaften und besuchte die Skihandelsschule in Schladming. Ex-ÖSV-Coach Christian Reif ist ihr Trainer, Servicemann, Manager und Team-Organisator in Personalunion.
Was es im Skizirkus heißt, keinen großen Verband wie den österreichischen hinter sich zu haben, weiß Simader aber nur zu gut. Sie muss für alles selbst aufkommen, Sponsoren finden oder ungewöhnliche Wege gehen. Für die Teilnahme an den Olympischen Spielen veranstaltete sie etwa eine Crowdfunding-Kampagne bei "I believe in you" - und hatte damit Erfolg. "Das freut mich wirklich wahnsinnig, ein großes Dankeschön an alle, die mir geholfen haben", richtete Simader einen Gruß an ihre Unterstützer.
"Die Kenianer haben erst erfahren, dass ich existiere"
Um die angestrebte Weiterentwicklung voranzutreiben, wären aber vor allem weitere Investitionen in ihr Team notwendig. "Das muss noch wachsen, aber vom Budget her ist das nicht einfach", sagte sie. "Realistisch ist es, dass wir jetzt gut weiterarbeiten, die Saison ist ja noch nicht vorbei, und dann nächste Saison noch einen Schritt nach vorne machen."
Von den Institutionen in Kenia kommt keine finanzielle Unterstützung, dass die Menschen ihr Engagement im Skisport langsam wahrnimmt, macht Simader allerdings stolz. "Die Kenianer haben kurz vor Olympia erst erfahren, dass ich existiere. Sie freuen sich aber voll", erzählt sie. "Ich bekomme viele Nachrichten. Dass sie so hinter mir stehen, freut mich."
Mit dem Super-G sind für Simader, die auch den RTL bestritten hatte, die aktiven Olympia-Einsätze abgeschlossen und sie kann nun das Spektakel rund um die Spiele in vollen Zügen genießen. "Es gibt so viele Eindrücke, ich kann hier wirklich einiges mitnehmen", sagte sie. "Vor allem, dass so viele Nationen aus Afrika mit dabei sind, ist schön. Das gibt es im Weltcup sonst nicht."
Boden statt Olympisches Dorf
Das sagenumwobene Treiben im Olympischen Dorf ging an ihr vorbei, davon habe sie noch gar nichts mitbekommen. "Ich bin nicht dort untergebracht, sondern in einem Apartment etwas außerhalb", erklärt sie und verrät zudem: "In koreanischen Apartments gibt es traditionell kein Bett, das hieß also, auf dem Boden zu schlafen."
Ja, das Leben als Einzelkämpferin im Skizirkus ist im wahrsten Sinn des Wortes hart. Wenn Simader die fünf Sekunden auch noch rausholt, sind Eindrücke dieser Art aber vielleicht bald Vergangenheit für das ein Frau starke Skiteam Kenias.