US Open: Dominic Thiem gegen Rafael Nadal - Das spezielle Madrid-Gefühl

Von Jens Huiber
Rokand Garros 2018 - Das bis dato letzte Treffen zwischen Dominic Thiem und Rafael Nadal
© GEPA

Dominic Thiem hat als erster Österreicher seit Thomas Muster das Viertelfinale der US Open erreicht. Dort trifft der Lichtenwörther zum elften Mal insgesamt auf Titelverteidiger Rafael Nadal.

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Von Jens Huiber aus New York City

Ein Viertelfinale zwischen einem Rechtshänder und einem Linkshänder mit österreichischer Beteiligung bei den US Open? Eine spielt die Rückhand klassisch, der andere beidhändig? Das gab es doch schon einmal. 1996 nämlich. Auch wenn die Schlag- und Arbeitshandverteilung nicht exakt dem Duell zwischen Rafael Nadal und Dominic Thiem entspricht.

Vor 22 Jahren aber ging Thomas Muster in die Bütt, im damals noch grandiosen, alten Louis Armstrong Stadium, in einer Night Session gegen Andre Agassi. Dass es zu diesem Duell erst eine Runde später hätte kommen dürfen, war der Arroganz der USTA geschuldet: Die hatte Muster entgegen der Weltrangliste nämlich nicht auf Position zwei gesetzt - sondern einen Rang dahinter. Der Vorzug wurde Michael Chang gegeben, der dann allerdings auch das Finale erreichte.

Thiems erste Erinnerung an Nadal

Dominic Thiem wird das zum einen, um mit Philipp Oswald zu sprechen, ziemlich powidl sein. Und zum anderen vielleicht gar nicht bekannt. Wobei: Die österreichische Nummer eins hat sich nach seinem Erfolg gegen Kevin Anderson einmal mehr als großer Tennishistoriker gezeigt, konnte wie aus der Pistole geschossen auf die Frage nach seiner ersten Nadal-Erinnerung antworten: French Open, Halbfinale 2005 gegen Roger Federer.

In Paris ist Thiem dem Vorschlussrunden-Stadium seit diesem Jahr entwachsen, ein Viertelfinale in New York bedeutet dagegen Neuland für den Niederösterreicher. 2018 hat die USTA sich bei den Herren keinen Setzungs-Faux-Pas geleistet, das Viertel, in das Thiem gelost wurde, hatte er sich wahrscheinlich dennoch nicht gewünscht.

Erst ein Match auf Ashe

Aber: An der Aufgabe Kevin Anderson ist Dominic Thiem gewachsen. Im jetzt neuen Louis Armstrong. Dort wird Thiem frühestens im nächsten Jahr wieder aufschlagen, die Viertelfinali werden selbstredend im größten Stadion, dem Arthur Ashe ausgetragen. Die Erfahrung von Thiem, der am Montag seinen 25. Geburtstag gefeiert hat, im Ashe besteht aus satten 14 Games: 2016 musste er gegen Juan Martin del Potro wegen Knieproblemen im zweiten Satz aufgeben.

Nadal andererseits kennt alle anderen Plätze im National Tennis Center nur vom Hörensagen. Der Titelverteidiger tritt naturgemäß nur im größten Tennisstadion der Welt an, zumeist vor vollen Rängen.

Nadal Favorit bei den US Open

Nach allgemeiner Beobachtung hat sich Nadal gegen Karen Khachanov rechtschaffen schwer getan, nach der speziellen Einschätzung von Dominic Thiem hingegen hatte der Erfolg des Spaniers zu keinem Zeitpunkt in Frage gestanden. Lediglich drei Partien hat der Weltranglisten-Erste 2018 verloren: Durch Aufgabe gegen Marin Cilic bei den Australian Open, gegen Novak Djokovic unter merk- und denkwürdigen Umständen in Wimbledon. Und eben gegen Dominic Thiem in Madrid.

Dieses Madrid-Feeling, das hatte Thiem auch im Match gegen Anderson, der Bauweise des Stadions geschuldet. Eigentlich spiele es sich wie in einer Halle, so Thiem. Selbiges gilt auch für das Arthur Ashe Stadium, wenn auch in einer anderen Dimension. Die speziellen Bedingungen in der spanischen Hauptstadt sind natürlich auch der Höhenlage Madrids geschuldet. Damit kann New York City nicht dienen.

Zu passiv in Monte Carlo

Als Favorit geht nach allgemeiner Einschätzung wohl Nadal ins Rennen. Eines wird Thiem jedoch nicht passieren: Dass er sein erstes Viertelfinale bei den US Open ähnlich passiv in Angriff nimmt wie das erste Match mit Nadal im Jahre 2018 in Monte Carlo. Der Vortrag seines Schützlings im Fürstentum hatte auch Chefcoach Günter Bresnik einigermaßen erbost zurückgelassen, bei den US Open ist Angriff angesagt.

Gegenseitige Erfahrungswerte auf Hartplatz gibt es noch keine, verbürgt ist, dass Rafael Nadal auch auf dieser Unterlage sehr kompetentes Tennis anzubieten hat.

Aber, wenn schon nach guten Vorzeichen gesucht wird: Anno 1996 hat sich schließlich auch der Rechtshänder im Viertelfinale mit österreichischer Beteiligung durchgesetzt. Andre Agassi besiegte Thomas Muster in vier Sätzen.

Hier die bisherigen Partien zwischen Dominic Thiem und Rafael Nadal

TurnierSiegerErgebnis
Roland Garros 2018 (Sand)Rafael Nadal6:4, 6:3, 6:2
Madrid 2018 (Sand)Dominic Thiem7:5, 6:3
Monte Carlo 2018 (Sand)Rafael Nadal6:0, 6:2
Roland Garros 2017 (Sand)Rafael Nadal6:3, 6:4, 6:0
Rom 2017 (Sand)Dominic Thiem6:4, 6:3
Madrid 2017 (Sand)Rafael Nadal7:6 (8), 6:4
Barcelona 2017 (Sand)Rafael Nadal6:4, 6:1
Monte Carlo 2016 (Sand)Rafael Nadal7:5, 6:3
Buenos Aires 2016 (Sand)Dominic Thiem6:4, 4:6, 7:6 (4)
Roland Garros 2014 (Sand)Rafael Nadal6:2, 6:2, 6:3
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