Von Jens Huiber aus New York City
Der Sommer war zurückgekehrt an die amerikanische Ostküste, gerade rechtzeitig zum Labour Day Wochenende. Und Dominic Thiem darf das freundliche Wetter in Flushing Meadows weiter genießen: Der an Position neun gesetzte Österreicher besiegte Vorjahresfinalist Kevin Anderson mit 7:5, 6:2 und 7:6 (2). Thiem trifft am Dienstag im Viertelfinale damit entweder auf Titelverteidiger Rafael Nadal oder Nikoloz Basilashvili.
Günter Bresnik hatte mit Thiem noch beim Einspielen im Armstrong Stadium an einer Slice Variante gefeilt, Philipp Kohlschreiber hatte am Tag davor mit den unterschnitten Bällen Alexander Zverev an den Rand der Verzweiflung getrieben. Und darüber hinaus.
Debüt für Thiem im Louis Armstrong Stadium
Kevin Anderson indes ist bei den US Open grundsätzlich mit viel Selbstvertrauen unterwegs, hatte das bei seinen Fünf-Satz-Siegen gegen Ryan Harrison und Denis Shapovalov unter Beweis gestellt. Gegen letzteren im Louis Armstrong Stadium, Anderson war also mit den Bedingungen vertraut, Dominic Thiem gab in der neu errichteten Arena sein Debüt.
Sechs verschiedene Tennisspieler haben in diesem Jahr das Finale eines Majors erreicht, zwei davon standen sich also am Sonntag gegenüber. French-Open-Finalist Thiem fand von Beginn an gut ins Match, auch als Rückschläger gegen Anderson, der im letzten Match von Wimbledon gegen Novak Djokovic gescheitert war. Breakchancen blieben dennoch Mangelware, auf beiden Seiten.
Anderson verliert Aufschlag im elften Spiel
Thiem vermittelte beim Service den besseren Eindruck, holte sich mit einem kurzen Vorhand-Cross-Passierball im elften Spiel die ersten beiden Möglichkeiten bei Andersons Aufschlag. Der Südafrikaner wehrte sich gewohnt humorlos. Ein Netzroller bescherte Thiem Chance Nummer drei, der folgende Rückhandreturn flog ins Aus. Die vierte Avance des Österreichers konnte Anderson nicht mehr kontern. Break. Nach 53 Minuten verwertete Thiem mit eigenem Aufschlag den ersten Satzball zum 7:5.
Zu Beginn des zweiten Aktes knüpfte Thiem nahtlos an die letzten Minuten an: zu null nahm er Anderson dessen Aufschlag ab, hatte sogar eine Chance auf ein weiteres Break zum 3:0. Das folgte zum 5:2, Thiem hatte seinerseits bis zu diesem Zeitpunkt keinen einzigen Breakball zugelassen. Das blieb auch nach 1:29 Stunden so. Da versenkte Anderson einen Vorhandreturn im Netz. 7:5, 6:2 für Thiem.
Thiem macht den Sack zu
Mit 2:0-Satzführungen in der vierten Runde der US Open hatte der noch 24-jährige Niederösterreicher vor Jahresfrist indes keine guten Erfahrungen gemacht: Gegen Juan Martin del Potro gab Thiem den dritten Satz leichtfertig ab, danach folgte ein Kampf, aus dem der Argentinier als Sieger hervorging.
Anderson nahm sich nach dem zweiten Durchgang ein akademisches Viertel zum Kleiderwechsel, die diesbezügliche Regellage ist unscharf. Thiem jedenfalls spielte konzentriert weiter, vor allem die Vorhand-Cross-Bälle stellten Anderson immer wieder vor fast unlösbare Probleme. Im siebten Spiel bescherte der an Position fünf gesetzte Vorjahresfinalist Thiem mit einem Doppelfehler den ersten Breakball des dritten Satzes, Anderson wehrte ab.
Im Tiebreak gelang Theim das Mini-Break zum 3:2, das nächste zum 6:2. Nach 2:37 Stunden machte Thiem den Einzug in sein erstes Viertelfinale bei den US Open ein. Es sei eines seiner besten Matches überhaupt gewesen, so der Österreicher im On-Court-Interview. Kein Wunder: Über die gesamte Spielzeit musste der Lichtenwörther keinen einzigen Breakball abwehren.