Melzers Erfolgshunger ist noch nicht gestillt

Jürgen Melzer will 2017 nochmal voll angreifen
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Jürgen Melzer hat in der Off-Season einmal mehr hart gearbeitet und eine fast optimale Vorbereitung hingelegt. Samstag startet er beim ATP-Turnier in Chennai ins neue Jahr.

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Fast 19 Jahre ist es her, dass Jürgen Melzer im Februar 1998 damals seine ersten Profiturniere bestritten hatte, bei einem ITF-Turnier im Mondseeland in Oberösterreich. Der Erfolgshunger ist aber freilich noch nicht gestillt, dieser Tage geht der 35-Jährige in seine nächste Saison auf der Tour. Der Ex-Weltranglisten-Achte startet das zweite Mal nach 2008 (Einzel-Achtelfinale und Doppel-Viertelfinale) bei den Aircel Chennai Open, einem ATP-World-Tour-250-Turnier in der südindischen Metropole Chennai. "Ich bin Dienstagfrüh angekommen", erzählte Melzer am Freitag am Nachmittag gegenüber tennisnet.com. "Es ist hier sehr luftfeucht und sehr heiß. In Wien war es davor ja nicht so warm, da kann man zur Akklimatisierung also schon ein paar Tage gebrauchen", lächelte der Deutsch-Wagramer.

Nun, heiß wurde Melzer zuvor in der österreichischen Bundeshauptstadt dennoch, nämlich bei den intensiven Trainingseinheiten. "Ich plane schon, eine volle Vorbereitung zu machen, ohne dem geht es nicht", hatte er bei den Erste Bank Open 500 in der Wiener Stadthalle seine Pläne verraten - und danach auch entsprechend dieser gehandelt, mit sehr erfreulichem Fazit: "Es ist sehr zufriedenstellend gelaufen." Mit seinem Coach und Physiotherapeuten Jan Velthuis hatte er letztlich entschieden, im Lande zu bleiben: "Wir haben die Vorbereitung in Wien absolviert und haben eigentlich sehr gut arbeiten können." Mit dem prominenten, ehemaligen Hindernis- und Langstrecken-Läufer Michael Buchleitner trainierte er oftmals im konditionellen Bereich, mit Velthuis in dessen Spezialgebieten Tennis und Kraft.

"Ein Mal bin ich im Training umgeknickt, habe drei, vier Tage tennismäßig verloren, aber das ist nicht der Rede wert." In Summe sei "genau das passiert, was wir wollten", nämlich, dass er die Vorbereitung abgesehen davon voll durchziehen konnte. Und zusätzliches Selbstvertrauen holte er sich im Rahmen dieser mit dem Gewinn der französischen Mannschaftsmeisterschaft, am 3. Dezember mit SATC Porte du Hainaut. "Ich habe von sechs Matches nur eines verloren - ich habe echt ordentlich gespielt, auch wenn es nicht gegen Top-50-Leute gegangen ist, aber doch gegen gute Spieler", wie etwa gegen den Argentinier Maximo Gonzalez (ATP 150) oder den Ex-Wien-Finalisten Grega Zemlja (ATP 155) aus Slowenien, die er unter anderem auf die persönliche Abschussliste setzte, berichtete er tennisnet.com erfreut.

Mit gutem Gefühl in die "kleine Standortbestimmung"

Überhaupt habe er in der Vorbereitung "eigentlich ganz gut gespielt" und damit an seine klare Aufwärtstendenz im Finish des abgelaufenen Tennisjahrs angeknüpft, was ihm zweifellos viel bedeutete: "Es war sehr, sehr wichtig für mich, zu sehen, dass ich noch auf einem guten Level spielen kann - ich hoffe, dass ich das auch am Anfang der neuen Saison zeigen kann. Morgen (Samstag; Anmerkung) ist halt wieder der erste Tag, an dem's um was geht. Das ist eine kleine Standortbestimmung." Über den ersten Kontrahenten, den fünftpositionierten Kanadier Steven Diez (ATP 166), wisse Melzer "relativ wenig. Ich habe mich schon ein bisschen erkundigt. Er ist ein Kampfschwein, fightet richtig, stöhnt viel und versucht viel mit der Vorhand zu spielen - die Rückhand ist aber gar nicht so schlecht", so seine Informationen.

Auch ein Manko habe er allerdings ausgemacht: "Er serviert nicht gerade großartig - das habe ich schon mal gesehen. Er wird mich nicht vom Platz schießen und wird wohl eher versuchen, es auf spielerischem Wege zu lösen, und da habe ich derzeit ein gutes Selbstvertrauen", zeigte er sich recht zuversichtlich, diese Hürde zu nehmen. Und sollte es nicht klappen, "dann war er halt besser" und blieben zudem reichlich Gelegenheiten, es besser zu machen, angefangen mit den Australian Open in Melbourne, bei denen er darauf gleichfalls in der Qualifikation startet. Geplant habe Melzer "auf alle Fälle" mit einer ganzen Saison: "Das Ende der letzten war gut - und 2017 will ich jetzt von Woche zu Woche schauen, nicht aufs Ranking achten, denn das ist im Moment eh frustrierend (Platz 306; Anmerkung)."

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Wenn ihm das gelinge, "dann geht es eh wieder nach oben, und dann will ich auch mal wieder auf die Rangliste schauen." Derzeit habe er klar das Gefühl, dass er keinesfalls dort hingehört, wo er noch stehe. Das könnte sich durchaus schnell ändern, zumal Melzer bis Ende Juli nichts zu verteidigen hat. "Wenn es bis zum Sommer also nicht nach oben geht, muss ich mir eh was überlegen. Ich hoffe natürlich, dass es wieder raufgeht - sonst hätte ich mir das nicht angetan, weil ich echt viel darin investiert habe." Auch darin, dabei der Doppelbelastung standzuhalten - denn wie in den letzten Turnierwochen 2016 ("Die haben uns sehr zuversichtlich gestimmt", hatte er in der Wiener Stadthalle noch versichert) werde er sich 2017 "so oft wie möglich" wie zu früheren Zeiten mit dem Vorarlberger Altmeister Julian Knowle zusammentun. In Chennai sowie bei den Australian Open gelangen sie jedoch nicht ins Feld: "Er schaut, ob er kurzfristig einen Partner für Melbourne findet. Sonst werden wir nach Australien Challenger spielen."

Das Problem mit dem Alter und dem Körper

Knowle schloss 2016 zwar zum 16. Mal in Serie unter den Top 100 im Doppel ab - allerdings mit seinem schlechtesten Ranking in diesem Zeitraum seit dem Jahre 2001, auf Platz 87. Dass sich der bereits 42-Jährige aufgrund der zu Jahresende wieder aufsteigenden Tendenz zu einer weiteren Saison aufrafft, das scheint ganz und gar nicht selbstverständlich. Mindestens ebenso wenig freilich im Falle Melzers: In der abgelaufenen Spielzeit war er nach seiner Schulter-OP im Herbst 2015 bis zum Sommer ausgefallen und erst dann ins Turniergeschehen eingestiegen - und körperlich wird es für den fünffachen ATP-Einzel- sowie 13-fachen -Doppel-Titelträger natürlich auch nicht einfacher. "Ich regeneriere viel langsamer", erzählte Melzer zuletzt in der Wiener Stadthalle. "Ich muss viel mehr machen, damit ich in der Früh gerade aufstehe."

Das Hauptproblem sei allerdings eigentlich vielmehr, "dass es über die Jahre hinweg mit einer Abnützung verbunden ist. Und wenn man sich meine Wirbelsäule also auf einem Röntgenbild anschaut, dann ist der eine oder andere Wirbel degeneriert." Und dies sei eben das, was immer wieder wehtue. Immerhin: "Die Schulter ist wieder voll hergestellt, vielleicht nicht mehr ganz so schnell wie früher. Es ist besser als vor zwei Jahren, würde ich jetzt einmal sagen. Ich habe natürlich auch zehn Monate Zeit gehabt, um das Ganze zu verbessern", was ihm auch im Falle des Rückens geglückt sei: "Bei diesem habe ich vier Jahre lang nicht gewusst, was man gegen die Schmerzen machen kann. Vor zwei Jahren kam die Erlösung: Da ist eine Schmerztherapie gefunden worden, die mich immer halbjährlich eigentlich annähernd schmerzfrei macht."

Klar sei freilich auch: "Das Training zu machen, ist das Eine. Es auszuhalten und am nächsten Tag wieder zu machen, darum geht es eigentlich." Hiermit müsse er inzwischen "viel schlauer umgehen" - was Melzer auch im Bereich der Ernährung umsetzt: "Ich habe natürlich auch die ganzen Unverträglichkeitstests gemacht, und da kommen 27.000 Sachen heraus. Ich versuche, mich so gut wie möglich dran zu halten. Ich versuche auch, mich glutenfrei zu ernähren, wenn es geht. Das schaffst du aber nicht immer. Und mit 35 kann man sich auch hin und wieder mal was gönnen." Dies soll die rot-weiß-rote Allzeit-Größe in der bevorstehenden Saison natürlich nicht von weiteren Erfolgen abhalten, denn von diesen könnte man niemals genug bekommen. Weder im 43. Lebensjahr, noch im 36., in dem sich Melzer indes mittendrin befindet.

Hier die Auslosung aus Chennai: Einzel-Qualifikation.

Hier der Spielplan.

Jürgen Melzer im Steckbrief

Editorial - Tennisnet und SPOX: We are One!