Jetzt scheint es bei Dominic Thiem tatsächlich aufwärts zu gehen! Nach Achtelfinals 2014 als Qualifikant und 2015 ist Österreichs großes Aushängeschild beim ABN AMRO World Tennis Tournament in Rotterdam beim dritten Versuch erstmals ins Viertelfinale eingezogen. Der 23-jährige Niederösterreicher (ATP 8) legte auf seinen Auftakterfolg über den deutschen Jungstar Alexander Zverev (ATP 18) nach und eliminierte am Donnerstag am späten Abend nach MEZ auch Gilles Simon. Der zweitgesetzte Lichtenwörther zwang in der zweiten Runde den zähen, antizipationsstarken Franzosen (ATP 24) mit 6:4, 7:6 (4) in die Knie, nach rund 1:36 Stunden. Für den rot-weiß-roten Shootingstar ist dies erst das vierte ATP-World-Tour-500-Viertelfinale in seiner jungen Laufbahn nach Rio de Janeiro (Halbfinale), Acapulco (Turniersieg) und Halle (Halbfinale), allesamt im letzten Jahr. Stets kam er dabei über diese Turnierrunde noch hinaus - möchte er das auch diesmal schaffen, so braucht es am Freitag erneut im zweiten Spiel nach nicht vor 19:30 Uhr (MEZ) einen weiteren Sieg beim ersten Vergleich mit dem 25 Jahre alten, französischen Qualifikanten Pierre-Hugues Herbert (ATP 109), die aktuelle Nummer zwei der Doppel-Weltrangliste.
Simons Kampfgeist erwacht, genügt aber nicht
Zu glänzen vermochte Thiem auch diesmal bloß zeitweise, er schloss die Winner-Eigenfehler-Bilanz genauso negativ ab (18:29) wie Simon (20:31). Unter dem Strich stand aber bei seinem fünften Start in der neuen Saison 2017 erst zum zweiten Mal nach dem Achtelfinal-Einzug bei den Australian Open in Melbourne ein zweiter Matcherfolg bei ein und demselben Turnier. In der Anfangsphase war Simon eindeutig der bessere Spieler, fand gleich im zweiten Spiel auch die ersten drei Breakbälle der Partie vor, konnte aus diesen allerdings keinerlei Profit schlagen - Thiem machte es besser, verwertete bei 3:3 seine einzige Chance im ersten Satz durch einen fulminanten Vorhand-inside-out-Winner, kurz und mit Winkel exakt auf die Linie geschlagen. Abgesehen von diesem Game gewann er lediglich schlappe zwei Punkte als Rückschläger und insgesamt nur einen Punkt mehr denn sein Kontrahent (29:28), er war jedoch in den wichtigen Momenten da. Im zweiten Abschnitt erspielte er sich ein 3:1 (samt 0:30 als Rückschläger) und eine 4:2-Führung, bis der bekannte Kampfgeist von Simon zum Leben erwachte. Thiem geriet vermehrt in die Defensive, war bei 4:5 plötzlich zwei Mal zwei Punkte von einem dritten Satz entfernt, doch er durchtauchte diese heiße Phase mit viel Mühe. Im Tiebreak entschied danach ein einziges Minibreak zum 3:1 zu seinen Gunsten. Und so behielt Thiem beim sechsten Duell der beiden zum vierten Mal die Oberhand.
Thiem atmet tief durch: "Es war zäh"
Nach dem besonders intuitiv und intelligent spielenden Simon wartet auf ihn nun ein komplett anderer, wenngleich freilich ebenfalls nicht zu unterschätzender Spielertyp: der vor allem sehr servicegewaltige Herbert. Bereits jetzt sind dem langjährigen Schützling von Österreichs Top-Coach Günter Bresnik aber freilich 46.620 Euro Preisgeld und 90 ATP-Zähler sicher. Letztere schaffen noch nicht den Weg unter seine 18 besten Resultate, wozu die Verdoppelung auf 180 Punkte bei einem Halbfinal-Einzug dann allerdings genügen würde. Mit diesen könnte er auch das am Montag aus der Wertung fallende Vorjahres-Semifinale aus Rio de Janeiro verteidigen und ersetzen und würde das Punktekonto also zumindest schon mal weiterhin bei 3405 halten. Derzeit stünde ein Minus von 30 Zählern zu Buche. Thiem zeigte sich freilich zunächst ob des bisher bereits Erreichten zufrieden, denn "es war zäh. Ich war sehr nahe an einem dritten Satz, den ich eigentlich ja vermeiden wollte. Das Tiebreak war dafür wieder gut. Es war der nächste Super-Boost", sagte er nach seinem neuerlichen Coup. Gegen Herbert weist er aus dem Einzel wie erwähnt bisher noch keine Erfahrungswerte auf: "Ich habe gegen ihn ein paar Mal Doppel gespielt. Ich habe gehört, er ist im Turnier noch nicht gebreakt worden. Das heißt, er muss ein guter Aufschläger sein", ahnte Thiem und warnte vor den Qualitäten des 1,88-Meter-Manns.
"Aggressiver und dominanter als in den letzten Matches"
"Heute konnte ich besser losstarten als gestern", freute er sich dann auch auf seiner offiziellen facebook-Fanseite. Außerdem: "Mein Spiel war aggressiver und dominanter als in den letzten Matches", erklärte Thiem. "Im Zweiten dann einen kurzen Hänger gehabt, aber schlussendlich alles gut ausgegangen und mein erstes Tiebreak für heuer gewonnen." Was aber einen kleinen Irrtum darstellt, denn gleich sein erstes in der neuen Saison hatte er für sich entschieden, noch in Brisbane gegen den Australier Sam Groth - dem waren allerdings tatsächlich drei verlorene Tiebreaks am Stück gefolgt. "Morgen geht's dann gegen einen starken Herbert um den Einzug ins Semifinale. Ich freue mich drauf!"
Hier die Ergebnisse aus Rotterdam: Einzel, Doppel, Einzel-Qualifikation, Doppel-Qualifikation.
Dominic Thiem im Steckbrief