Nicht einmal zwei Jahre ist es her, da hat Belinda Bencic Leipzig im Sturm genommen: Das Schweizer Fed-Cup-Team unter Heinz Günthardt war in den Osten Deutschlands gekommen, als ebenbürtige Gegner, obwohl Angelique Kerber wenige Tage davor bei den Australian Open ihren ersten Grand-Slam-Titel gewonnen hatte. Das Wochenende aber gehörte Bencic, die sich beide Einzel gegen Kerber und am Eröffnungstag gegen Andrea Petkovic holte, kurz darauf in der Weltrangliste die Top Ten erreichte.
Im Moment steht die 20-jährige Schweizerin allerdings auf Position 228, einer längeren Verletzungspause geschuldet. Ihr Erstrunden-Sieg bei den Upper Austrian Open in Linz wird Bencic bei der Rückkehr in lichtere Regionen des Damentennis helfen, in Oberösterreich musste allerdings Turnier-Direktorin Sandra Reichel mit einer Wildcard aushelfen. Was Reichel wohl nicht viel Überlegungszeit gekostet hat, Belinda Bencic ist als Typ ebenso gewinnend wie als fitte Spielerin.
Warum sie denn nicht ihr Protected Ranking in Anspruch genommen hätte, wurde Bencic am Dienstag gefragt? Nun, dieses wäre erst am 23. Oktober wirksam geworden - und dann hätte sie ja nicht in Linz spielen können. So macht man das.
Zu viel Druck
Kirsten Flipkens hat Bencic in der ersten Runde bis zum Exzess gequält, im Tiebreak des dritten Satzes setzte sich die Schweizerin durch. Solche Ergebnisse machen Spass - und genau der hat Belinda Bencic in den Monaten zu Beginn des Jahres gefehlt. Der Druck der Öffentlichkeit sei einfach zu groß gewesen, die Siege hätten gefehlt. Der Wiedereinstieg ins Training war lediglich mit leichten Zweifeln verbunden, ihr Team habe es aber ganz langsam angehen lassen - zumal der betreuende Arzt mit dieser Art von Verletzungen große Erfahrung und Behandlungserfolge gehabt habe.
Zu Beginn, so Bencic in Linz weiter, hätte sie nur mit Softbällen gespielt, um das sich regenerierende Handgelenk zu schonen. Bei anderen Profis wie Madison Keys oder Juan Martin del Potro träte die Verletzung zwar immer wieder auf, Belinda Bencic zeigt sich in dieser Hinsicht aber sehr optimistisch. Kirsten Flipkens hat sich im Übrigen umgehend revanchiert, die Paarung Bencic und Barbara Haas im Doppel verabschiedet. Kein Beinbruch, zumal die Österreicherin ohnehin so gut wie nie paarweise auftritt.
Das erste richtige Erfolgserlebnis hat Bencic vor wenigen Tagen in St. Petersburg eingefahren, mit dem Turniersieg beim dortigen ITF-Turnier. Kleine Schritte sind das auf dem Weg zurück nach vorne, in Linz könnte am Mittwochabend der nächste folgen: Lara Arruabarena aus Spanien ist zwar per Du mit dem Sand, einigermaßen schnelle Hallenbeläge wie bei den Upper Austrian Open sollten der Schweizerin aber besser liegen.