Peking - Schwitzend schlurft Dirk Nowitzki auf Badelatschen vom Parkett, vor der Trainingshalle winkt der Riese seinen kleinen Fans freundlich zu und drückt im Mannschaftsbus übermütig auf die Hupe.
Was fünf Minuten später der chinesische Fahrer macht, ist für die deutschen Basketballer am kommenden Sonntag im Auftaktspiel gegen Angola Pflicht: kräftig Gas geben.
"Wir müssen gleich mit Selbstvertrauen starten und gegen Angola alles dransetzen: gut zusammenspielen, gut verteidigen", fordert der NBA-Star ohne Starallüren nach der zweistündigen Trainingseinheit im Sportkomplex Shi Jing Shan im Westen Pekings.
Nowitzki begeistert
"Wir dürfen keinen Gegner unterschätzen. Es ist wichtig, mit einem Hoch zu starten, dann kann man sich etwas zurücklehnen", meint Nowitzki.
Der 30 Jahre alte Würzburger schwärmt vom tollen Olympia-Feeling: "Es ist noch besser, als ich's mir vorgestellt habe: 10.000 Sportler auf einem Fleck, in einer Mensa - das macht wirklich Riesenspaß."
Jetzt freut sich der Profi von den Dallas Mavericks auf die Eröffnungsfeier am Freitag, vielleicht darf der 2,13 Meter große Basketballer die deutsche Olympia-Mannschaft sogar ins Nationalstadion führen. Am Mittwoch will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) den Namen des Fahnenträgers preisgeben.
Nowitzki zählt zu den heißen Kandidaten, aber auch der 112-malige Nationalspieler muss warten.
"Ich weiß es noch nicht. Es wäre natürlich toll, wenn es klappt, eine Riesenehre für mich. Aber ich will auch keine Gefühle verletzen", sagt Nowitzki und reagiert prompt auf die fragenden Blicke: "Ich habe schon ein paar Leute gehört, dass es falsch wäre, wenn ich die Fahne hätte. Das sollten lieber gestandene Olympioniken machen."
Luther, Bier und Dirk!
"Dirkules" ist und bleibt ein Teamspieler, deshalb wäre ein Einmarsch inmitten der Mannschaft - und nicht an der Spitze - für ihn alles andere als eine Niederlage. "Es war immer mein Traum, einmal ins Stadion einzulaufen - da muss ich nicht unbedingt die Fahne in der Hand halten."
Doch seine Fans wollen das unbedingt: Fast 4750 hatten bis zum Dienstag die Petition "Dirk Nowitzki als Fahnenträger in Peking" im Internet unterzeichnet. Nr. 4722, ein gewisser "Nitz", schreibt: "Deutschland - stolzer Produzent von Luther, Bier und Dirk!"
Ziel Viertelfinale
Kurz vor Ende der intensiven Trainingseinheit treibt Nowitzki seine Späßchen mit dem Ball, jongliert die Kugel auf Fuß und Oberschenkel, erschöpft sinkt er dann aufs Parkett und zieht sich ein weißes Handtuch über den Kopf. Kapitulation? Niemals!
"Unser Ziel ist das Viertelfinale. So schwer es auch wird, unter die besten acht Mannschaften zu kommen - es ist und bleibt ein realistisches Ziel", sagt Bundestrainer Dirk Bauermann und verspricht: "Wir werden kämpfen und alles geben."
Stimmung ausgezeichnet
"Wir sind wahnsinnig froh, dass wir jetzt hier sind und dass es bald losgeht. Die Stimmung in der Mannschaft ist wie immer ausgezeichnet", versichert der Bundestrainer. Am Donnerstag - drei Tage vor dem Turnierstart - bestreiten die deutschen Riesen noch einen Test gegen Iran.
Bis dahin sollen alle topfit sein. Bauermann muss seine müden Männer munter machen: "Den langen Flug und die Reisestrapazen merkt man den Jungs noch an. Das dauert noch etwas, bis sich alle erholt haben."
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