Die deutsche Nationalmannschaft hat die WM auf einem enttäuschenden 18. Platz abgeschlossen, aber zumindest das absolute Minimal-Ziel, das Erreichen des Olympia-Qualifikationsturniers, erreicht. Wie geht es jetzt für Bundestrainer Henrik Rödl und seine Schützlinge um Dennis Schröder weiter? SPOX beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie geht es für den DBB jetzt weiter?
Der Fokus wird sich nun in Richtung Qualifikation für die Olympischen Spiele verschieben. Deutschland hat dieses Minimalziel erreicht, auch wenn Platz 18 bei einer WM das schlechteste Ergebnis in der DBB-Historie darstellt.
Das Qualifikations-Turnier findet im Juni 2020 statt. Dort entscheidet sich, ob Deutschland nach 2008 mal wieder mit dem orangefarbenen Leder bei den Olympischen Spielen dabei sein wird. Die eigentlichen Spiele finden kurz darauf zwischen dem 24. Juli und 9. August in Tokio statt.
Und dann ist da auch noch die EuroBasket 2021, welche zu großen Teilen in Deutschland ausgetragen wird. Köln mit der Lanxess Arena wird Heimat einer Vorrunde sein, in der Mercedes-Benz-Arena in Berlin wird in der Finalrunde der Champion ermittelt. Die restlichen Vorrunden werden in Tschechien, Georgien und Italien gespielt.
Damit die Gastgeber Spiele auf hohem Niveau absolvieren können, werden alle Hosts auch an der Qualifikation teilnehmen. Der DBB muss in Gruppe G gegen Frankreich, Montenegro und Großbritannien ran. Die Ergebnisse spielen dabei kaum eine Rolle, sodass der Bundestrainer Henrik Rödl hier einiges ausprobieren kann. Die NBA-Spieler werden sowieso nicht mit von der Partie sein.
Die Ergebnisse des DBB-Teams bei der Basketball-WM 2019
Runde | Gegner | Ergebnis |
Erste Runde | Frankreich | 74:78 |
Erste Runde | Dominikanische Republik | 68:70 |
Erste Runde | Jordanien | 96:62 |
Platzierungsrunde | Senegal | 89:78 |
Platzierungsrunde | Kanada | 82:76 |
Muss Bundestrainer Henrik Rödl um seinen Job bangen?
DBB-Präsident Ingo Weiss stellte sich während der WM mehrfach hinter seinen Coach. Für Rödl war es das erste große Turnier als Bundestrainer, er wird darum wohl noch eine weitere Chance bekommen. Weiss gab an, dass Rödl bei der Olympia-Qualifikation und der Heim-EM auf jeden Fall weiter an der Seitenlinie stehen wird.
"Henrik ist unumstritten, er ist ein guter Trainer", stellte Weiss nach dem Sieg gegen Jordanien noch einmal klar. "Wir werden natürlich nach dem Turnier die Fehler, nicht von seiner Seite, sondern von der Mannschaft, analysieren und dann werden wir daraus unsere Schlüsse ziehen."
Vor allem nach der bitteren und unerwarteten Niederlage gegen die Dominikanische Republik hatte es jede Menge Kritik an Rödl gegeben. Auch hinter den Kulissen soll es von Seiten der Verbände und Sponsoren Zweifel an Rödl gegeben haben, vor allem was die Außendarstellung betrifft. In den ersten beiden Spielen hatte Rödl nur wenig eingegriffen, im Laufe des Turniers war er dann aber deutlich aktiver an der Seitenlinie.
Dass überhaupt die Trainer-Frage gestellt wurde, kann Präsident Weiss aber durchaus nachvollziehen. "Das ist doch total normal", befand Weiss. "Wenn ich auf der anderen Seite stehen würde, würde ich auch die Frage stellen, ob der Trainer gefeuert werden soll."
Zwar erscheint es durchaus realistisch, dass Rödl wirklich bleiben darf, als warnendes Beispiel muss aber der ehemalige Bundestrainer Frank Menz genannt werden. Auch ihm stärkte Weiss nach der EuroBasket 2013 in Slowenien den Rücken, doch nicht einmal ein Jahr später musste Menz seinen Hut nehmen.
Wie funktioniert die Olympia-Qualifikation?
16 Mannschaften bekommen durch ihre Platzierung bei dieser WM eine Einladung für das olympische Basketball-Turnier, doch es gibt auch noch weitere Wildcards. Aus den vier großen Regionen Europa, Afrika, Amerika und Asien (Ozeanien zählt hier dazu) kommen noch je zwei Teams hinzu.
Von der FIBA wird wohl bevorzugt, dass eine Wildcard jeweils eines der insgesamt vier Quali-Turniere ausrichtet. Aber auch andere Nationen, so zum Beispiel Deutschland, könnten sich für eine Ausrichtung bewerben. Das wird aber nicht passieren, da ein solches Event jede Menge Geld kostet und das braucht der DBB für die Ausrichtung der EuroBasket 2021.
Stattdessen ist es die Chance für Länder wie Slowenien oder Kroatien, die die WM verpassten, einen Fuß in die Olympia-Tür zu bekommen.
Den genauen Modus für das Turnier wird die FIBA erst bekanntgeben, wenn klar ist, wer die vier Gastgeber sind. Vermutlich wird es sich aber wenig von der Ausgabe von vor vier Jahren unterscheiden. Damals gab es bei jedem Turnier zwei Dreiergruppen, wobei die ersten beiden ins Halbfinale kamen, um dann den Finalisten auszuspielen. Nur der Sieger wird ein Ticket für Olympia erhalten.
Diese Teams sind bereits sicher für das Olympia-Qualifikationsturnier dabei: Russland, Litauen, Venezuela, Italien, Puerto Rico, Brasilien, Dominikanische Republik, Griechenland, Deutschland, Kanada, Neuseeland, Tunesien und die Türkei. Hinzu kommt die schlechtesten drei der fünf verbleibenden Europäer aus Spanien, Serbien, Polen, Tschechien und Frankreich.
Werden Dennis Schröder, Maxi Kleber und Co. weiter für den DBB auflaufen?
Diese Frage kann ein Jahr vor den nächsten wichtigen Spielen nicht beantwortet werden, das sagen auch die Spieler selbst. Interessant ist vor allem die Personalie Dennis Schröder. Er ist der Kopf der Mannschaft, hat nun drei große Turniere mit dem DBB absolviert - mit wechselhaftem Erfolg.
Bei der EuroBasket 2015 schied Deutschland auch mit Dirk Nowitzki in der Vorrunde von Berlin aus, 2017 führte Schröder dann ein junges Team überraschend bis ins Viertelfinale und räumte dabei Frankreich aus dem Weg.
Schröder betonte immer wieder, dass er gerne für Deutschland spiele, allerdings gibt es gewisse Bedingungen. "Ein Commitment gibt es nicht", machte der Guard der Oklahoma City Thunder deutlich. Das mag hart klingen, ist aber völlig logisch und war ebenso in der Ära Nowitzki üblich.
Es spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Ist Schröder gesund? Kann Deutschland alle überzeugen? Hat Schröder überhaupt Lust? Nach dem Spiel gegen die Dominikanische Republik hatte Schröder seine DBB-Zukunft noch ein wenig anders formuliert: "Nur weil ich bis jetzt noch kein erfolgreiches Turnier mit dem DBB gespielt habe, werde ich jetzt nicht sagen: 'Ich bin nicht mehr dabei.' Das werde ich nicht machen, dazu bin ich ein zu großer Kämpfer."
imago imagesOb Schröder also zurückkehrt, ist offen, aber die Fans dürfen sich Hoffnung machen. Ähnlich formulierte es auch Maxi Kleber im Interview mit SPOX: "So weit im Voraus kann ich das nicht sagen. Ich muss dazu gesund bleiben. Ich glaube aber, dass jeder, der hier dabei war, etwas gutmachen will und dann zur Verfügung stehen wird."
Welche Spieler kommen aus dem Nachwuchs nach?
Zunächst sollte erwähnt werden, dass mit Ausnahme von Robin Benzing (30) kein Spieler der aktuellen DBB-Auswahl älter als 28 Jahre ist. Soll heißen: Viele DBB-Spieler steuern erst auf das beste Basketball-Alter zu. Das gilt auch für Schröder, der erst am Final-Tag 26 Jahre alt wird.
Sollten also wirklich alle aus dem jetzigen Kader ihre Bereitschaft zeigen, weiter für den DBB aufzulaufen, wird diese Mannschaft vom Fundament her in den kommenden Jahren wenig verändert daherkommen. Was das Turnier aber gezeigt hat, sind die Lücken auf Shooting Guard und Small Forward. Dass Zipser überhaupt nichts gelang, tat extrem weh, ebenso wie das schwache Shooting von Ismet Akpinar.
Das Problem ist nur, dass die Alternativen rar gesät sind. Viele Hoffnungen ruhen hier auf Isaac Bonga von den Washington Wizards, der vor der WM als letzter Spieler gestrichen wurde. Noch ist der 20-Jährige recht roh, doch zwei Jahre in der NBA mit mehr Spielzeit dürften seiner Entwicklung helfen. Er würde dem deutschen Team eine Komponente geben, die bisher kaum existiert: Entlastung für Schröder durch Spielmacher-Qualitäten vom Flügel.
Auch Teamkollege Moritz Wagner dürfte seine Chance bekommen, die Konkurrenz ist für den Berliner aber ungleich größer. Mit Philipp Herkenhoff von RASTA Vechta kommt außerdem noch ein hoffnungsvoller Power Forward nach, der 20-Jährige gewann zuletzt mit der U20 des DBB Bronze bei der EM in Israel.
Teil des Teams waren da auch zwei weitere spannende Guards in Jonas Mattisseck und Joshua Obiesie. Letzterer meldete sich dieses Jahr sogar zum NBA-Draft an, wurde aber nicht gezogen. Er wäre ein weiterer Playmaker mit solidem Wurf, während Mattiseck ebenfalls Spielermacher-Qualitäten besitzt, vor allem aber einen tödlichen Wurf sein Eigen nennt.
Das größte deutsche Talent dürfte aber Franz Wagner, der Bruder von Moritz, sein. Mit 17 Jahren absolvierte er bereits wichtige Minuten in den Playoffs für Alba Berlin, anschließend wechselte er wie sein älterer Bruder nach Michigan aufs College. Es würde niemanden verwundern, wenn sich Rödl den Forward in den kommenden zwei Jahren mal genauer anschauen wird.