Er kommentiert, er führt die Interviews - und er ist die Stimme des Basketballs. "DSF"-Aushängeschild Frank Buschmann (44) vor dem zweiten Zwischenrunden-Spiel gegen Mazedonien (So., 15.30 Uhr im LIVE-TICKER) über die Europameisterschaft, Hardcore-Fans und seine Angst, zum Brüllaffen zu werden.
SPOX: In der dramatischen Endphase gegen Lettland hat man kurzzeitig befürchtet, dass Sie vor lauter Spannung einen Herzinfarkt erlitten hätten. Warum waren Sie in den letzten Sekunden so ungewohnt leise?
Frank Buschmann: Wenn ich mal den Mund halte, muss man sich nicht gleich Sorgen um mich machen (lacht). Es ist nun mal so, dass ich am Mikrofon authentisch bin und genau das rüberbringe, was ich fühle. Gegen Lettland habe ich ein schlechtes Ende für die deutsche Mannschaft befürchtet. Ich war derart angespannt, dass ich gedacht habe: 'Ich sage lieber gar nichts, bevor ich irgendwas Blödes erzähle.'
SPOX: Ist Ihre ansonsten emotionale Art womöglich eine Reaktion darauf, dass die deutsche Öffentlichkeit kaum Notiz nimmt von Basketball?
Buschmann: Das Schlimmste ist, dass ich nicht verstehen kann, warum sich in einem Land mit vielen sportbegeisterten Menschen eine so telegene Sportart wie Basketball nicht durchsetzt. Was gibt es denn Spannenderes als die vier Spiele der Deutschen? Daher kann es sein, dass ich besonders mitfiebere, wenn in den zwei Wochen im Jahr, wenn die Nationalmannschaft spielt, zumindest ein bisschen das Interesse aufflackert. Wobei ich ehrlich gesagt aufpassen muss, dass ich nicht nur rumbrülle. Ich will ja nicht zum Brüllaffen der Nation werden.
SPOX: Der Mehrheit der SPOX-User gefällt Ihr Stil.
Buschmann: Das freut mich, aber ich bin vorsichtig, was die allgemeine Meinung anbelangt. Komplimente lese ich immer gerne, nichtsdestotrotz polarisiere ich. Wenn ich in Internet-Foren und Blogs stöbere, gibt es genug Einträge wie: 'Der Buschmann hat sie nicht mehr alle, er schreit wie ein Prostata-krankes Eichhörnchen.' Auch diese Stimmen gibt es und diese darf man nicht unter den Tisch fallen lassen.
SPOX: Einige Zuschauer bemängeln, dass Sie die Basketball-Regeln nicht gut genug kennen würden. Dabei waren Sie mehrere Jahre in der zweiten Liga aktiv...
Buschmann: Ich mache natürlich Fehler. Zum Beispiel, wenn ich nicht mitbekommen habe, dass eine Mannschaft nur zwei statt drei Freiwürfe zugesprochen bekam, weil wenige Momente, bevor der Dreierschütze gefoult wurde, unter dem Korb ein anderes Foul passiert ist und diese Aktion abgepfiffen wurde. Aber selbst ein Fußball-Reporter, selbst ein Marcel Reif, sieht nicht alles. Ich kann alle Leute beruhigen: Ich kenne die Regeln und die, die sich seit meiner Zeit als Zweitliga-Spieler verändert haben, kenne ich auch.
SPOX: Der letzte Vorwurf: Sie analysieren zu wenig.
Buschmann: Meine Rolle ist nicht die des Chef-Analytikers am Mikrofon für 500 Hobby-Trainer. Ich will Menschen zum Basketball bringen, daher passe ich auf, nicht zu viel zu analysieren oder zu viele amerikanische Spezialausdrücke zu nutzen, denn ansonsten verjage ich 500.000 Leute. Das müssen die Hardcore-Fans mir nachsehen. Daher spreche ich auch lieber vom Aufbau- oder Flügelspieler als vom Point Guard oder Small Forward, auch wenn es einige antiquiert finden.
SPOX: Passen Sie dann nicht perfekt zum Öffentlich-rechtlichen Fernsehen? Dort könnten Sie auch bei einer WM oder den Olympischen Spielen 2012 dabei sein.
Buschmann: Ich fände es natürlich schön, vor fünf Millionen Menschen Basketball zu kommentieren. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Verantwortlicher bei ARD oder ZDF sich durchringen kann, einen Kommentator wie Frank Buschmann zu verpflichten. Sie haben - ähnlich wie SKY - eine komplett andere Philosophie als ich.
SPOX: Nämlich?
Buschmann: Diese Sender stehen meiner Art zu kommentieren kritisch gegenüber, weil es nicht distanziert genug sei. Ich finde jedoch, dass Sport von Spannung und Emotionen lebt und ein Kommentator daher auch emotional begleiten sollte. Die Fans fiebern doch genauso mit - warum soll ich dann wie ein distanzierter Roboter auftreten?
SPOX: Sind Sie vielleicht zu viel Fan?
Buschmann: Es ist nicht so, dass ich nicht ruhiger machen könnte. Es gibt nun mal viele Vorurteile in den Köpfen. Beim Fußball, wenn Hamburg gegen den FC Bayern spielt, kommentiere ich natürlich neutral. Dennoch glaube ich, dass zum Beispiel in einem Europacup- oder Länderspiel beim Zuschauer eine mitfieberndere und emotionalere Berichterstattung gut ankommen würde.
SPOX: Haben Sie sich damit abgefunden, bei einem kleineren Sender zu bleiben?
Buschmann: Ich bin mit dem, was ich tue, sehr glücklich. Aber klar, wenn sich beispielsweise "RTL" dazu entschließen sollte, die WM 2010 mit Dirk Nowitzki und den jungen deutschen Spielern zu übertragen, wäre ich natürlich interessiert, Basketball einer breiten Öffentlichkeit näherzubringen. Aber auch ohne "RTL" habe ich mit "ProSieben" einen großen Sender, für den ich arbeite, so wie am Samstag bei "Schlag den Raab".
SPOX: Basketball-EM und "Schlag den Raab" - klingt stressig.
Buschmann: Da kann man getrost von Stress sprechen. Donnerstag bin ich von Danzig nach München geflogen und habe eine Präsentation moderiert, am Freitag ging es nach Bydgoszcz zur Partie gegen Griechenland, Samstagmittag nach Köln für "Schlag den Raab" und am Sonntag um 7 Uhr morgens muss ich den Flieger zurück nach Polen erwischen, damit ich nachmittags rechtzeitig das Mazedonien-Spiel kommentieren kann.
SPOX: Könnte Ihre Zukunft in der Unterhaltungsbranche liegen?
Buschmann: Es macht mir Spaß, und der Sport und das Entertainment schließen sich nicht aus, solange ich im Sport nicht den Unterhaltungskasper gebe. Alleine die Anzahl der Veranstalter, die mich für Events buchen, deutet an, dass in diese Richtung was gehen kann.
SPOX: Dann verliert der deutsche Basketball eine der bekanntesten Persönlichkeiten.
Buschmann: Es gibt Leute im DBB, die mir gesagt haben, dass der zweitbekannteste Basketballer hinter Dirk Nowitzki Frank Buschmann heißt. Ich wehre mich aber dagegen, weil ich inständig hoffe, dass bald keiner mehr über mich spricht, sondern über so talentierte Basketballer wie Robin Benzing und Heiko Schaffartzik. Das hat die deutsche Mannschaft verdient.