Sweep! Fener fällt den Champion!

SPOX
19. April 201623:11
Sergio Rodriguez konnte das Ausscheiden des Titelverteidigers auch nicht verhinderngetty
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In den Playoffs der Turkish Airlines Euroleague hat zunächst ZSKA Moskau souverän das Final Four erreicht. Am Dienstag zogen Laboral Kutxa und Fenerbahce jeweils mit Sweeps nach - für Titelverteidiger Real Madrid ist die Saison damit beendet. In der vierten Playoff-Serie hat nun der FC Barcelona den Matchball.

Roter Stern Belgrad - ZSKA Moskau 71:78 (BOXSCORE) Serie: 0-3

Kuriosum zu Beginn: ZSKA kam überhaupt nicht ins Spiel und blieb die ersten rund sechs Minuten ohne Punkte. Da es Belgrad aber auch kaum besser machte, kam Moskau-Coach Dimitris Itoudis mit einem Schrecken davon.

In der Folge entwickelte sich ein offensiv besseres Spiel, bei dem Roter Stern dem großen Favoriten gut Paroli bieten konnte. Nach der Pause erhöhte ZSKA - vor allem in Person von Nando de Colo (20 Punkte, 7/9 FG) - die Schlagzahl und erspielte sich eine 12-Punkte-Führung.

Es schien, als hätte Moskau das Spiel im Sack, doch unter der Führung von Quincy Miller (15 Punkte, 5 Rebounds) kam Belgrad noch einmal zurück. Am Ende fehlten jedoch ein wenig Körner und auch Fortune, um die Serie zu verlängern. Und ZSKA hatte de Colo. Der MVP-Kandidat versenkte einige schwierige Würfe und sorgte dafür, dass Moskau als erstes Team ein Hotel in Berlin für das Final Four buchen kann.

Milos Teodosic, der in Hälfte eins noch etwas untertauchte, kam am Ende auf 12 Punkte und 7 Assists, leistete sich aber auch 7 Ballverlsute. Maik Zirbes hatte keinen großen Einfluss auf das Spiel und verzeichnete 7 Punnkte und 4 Rebounds.

Panathinaikos - Laboral Kutxa Vitoria Gasteiz 75:84 (BOXSCORE) Serie: 0-3

Schluss, aus, vorbei! Mit einem Sweep endete die illustre Karriere des Dimitris Diamantidis, des dreifachen Euroleague-Champions und des besten Assist-Gebers in der Geschichte des Wettbewerbs, nicht gerade standesgemäß. Doch obwohl der 35-Jährige mit 8 Punkten und 7 Assists noch einmal eine gute Leistung zeigte und sich Panathinaikos insgesamt durchaus gut verkaufte, mussten sich die Griechen schlussendlich einem Team geschlagen geben, das in dieser Saison einfach eine Spur besser ist.

Dabei war es in dieser Partie ausnahmsweise nicht Ioannis Bourousis, der bei Laboral Kutxa dominierte - der Grieche kam zwar auf starke 6 Assists, blieb als Scorer und Rebounder jedoch unauffällig (9 Punkte, 3 Bretter). Stattdessen legten Darius Adams (24 Punkte), Mike James (20) und Davis Bertans (13) diesmal den Großteil der Zähler auf und führten Vitoria zum ersten Mal seit 2008 zurück ins Final Four.

Dabei gestaltete Pana die Partie lange Zeit durchaus eng. Zur Pause führte Laboral mit 5, doch nach einem 7:2-Run der Griechen war die Partie Anfang des dritten Viertels schon wieder ausgeglichen. Danach schenkten sich beide Teams bis zum Ende des Durchgangs nichts mehr - doch dann zogen die Gäste erneut davon. Mit 28:20 entschieden die Spanier den letzten Durchgang für sich.

Topscorer für die Griechen war Miroslav Raduljica mit 13 Punkten und 8 Rebounds, es fehlte ihm aber an Unterstützung. Gerade von der Dreierlinie zeigten die Gastgeber eine schwache Vorstellung (6/21 3FG). Für Coach Sasha Djordjevic war das der Todesstoß: Nach dem Spiel wurde der Trainer nahezu umgehend gefeuert.

FC Barcelona - Lokomotiv Kuban Krasnodar 82:70 (BOXSCORE) Serie: 2-1

Wer hätte das nach Spiel 1 so erwartet? Nachdem Kuban die Katalanen zum Auftakt noch kontrollieren und bei bloß 61 Punkten halten konnte, ist die Offense Barcelonas nun förmlich explodiert. Nach den 91 Punkten aus Spiel 2 folgten nun 82, was für den zweiten deutlichen Sieg in Serie sorgte - nun hat Barca wieder beste Aussichten aufs Final Four. In Spiel 4 am Donnerstag könnte Barca die Serie vor heimischem Publikum beenden.

Die Aussichten dafür stehen gut, wenn Alex Abrines erneut so heiß laufen kann wie in dieser Partie. 25 Zähler brannte er den Gästen in Spiel 3 in den Korb und netzte dabei 6 seiner 10 Versuche von Downtown ein. Unterstützung bekam der Swingman dabei vor allem von Tomas Satoransky (13 Punkte) sowie Justin Doellman, der seinen 12 Punkten noch 7 Rebounds an die Seite stellte.

Barca überzeugte zudem in der Defense. Zwar trafen die Gäste effektiv aus dem Zweipunkteland, aber nicht von der Dreierlinie (nur 6/21 3FG) und Freiwürfe bekamen sie auch kaum zugesprochen (insgesamt 6). Barca verteidigte aggressiv, aber nicht unfair, und zwang Matt Janning und Co. zu insgesamt 13 Ballverlusten.

Die besten Scorer der Gäste waren Anthony Randolph (16 Punkte), Malcolm Delaney (15), Chris Singleton (13) und Janning (11), aber die Offense war ohnehin nicht das große Problem. Vielmehr war es bedenklich, dass das beste Defensiv-Team der Saison schon wieder so viele gegnerische Punkte zuließ und eine viel schnellere Pace erlaubte, als es von ihnen eigentlich bevorzugt wird.

Nun besteht am Donnerstag noch eine Chance, vielleicht die letzte. "Wir müssen akzeptieren, dass Barcelona das Momentum jetzt auf seiner Seite hat", sagte Coach Georgios Bartzokas. "Wir müssen jetzt einfach unsere Härte zeigen, vor allem die mentale Seite."

Real Madrid - Fenerbahce 63:75 (BOXSCORE) Serie: 0-3

So kennt man das ja gar nicht mehr! Seit 2012 hatte Real an jedem Final Four teilgenommen, im vergangenen Jahr sogar gewonnen und dabei unter anderem im Halbfinale Fenerbahce rausgeworfen. Nun ist es offiziell: In Berlin werden die Königlichen nicht am Start sein. Denn Fener nahm Revanche, und das auf eine mehr als beeindruckende Weise: Ohne Jan Vesely fuhr Zeljko Obradovic' Team einen Sweep ein, am Dienstag komplettierten sie diesen ausgerechnet an dem Ort, an dem ihre Saison im vergangenen Jahr frühzeitig beendet wurde.

Und das zeichnete sich schon relativ früh ab. Bereits im ersten Viertel war Fener die bessere, die hungrigere Mannschaft. Im zweiten Durchgang konnte sich Real zwar wieder etwas annähern, doch danach gaben die Türken wieder klar den Ton an und führten vor dem letzten Durchgang bereits mit 14 Punkten. Die Defense, seit langem das Steckenpferd der Istanbuler, hielt Reals gefürchtete Offense dabei bei bloß 40 Punkten in 30 Minuten!

Im letzten Viertel bliesen Sergio Rodriguez (15 Punkte), seit diesem Spiel mit 757 Assists der beste Passgeber der Euroleague-Historie vor Sarunas Jasikevicius, und Gustavo Ayon (14) noch einmal zum Comeback, näher als auf 8 Punkte kamen die Spanier jedoch nicht mehr heran. Am Ende waren die Türken mit ihrer überragenden mannschaftlichen Geschlossenheit einfach zu stark.

Topscorer Feners war Bogdan Bogdanovic mit 17 Punkten, aber auch Ekpe Udoh (15, dazu 12 Rebounds), Bobby Dixon (14), Luigi Datome (13) und Nikola Kalinic (11, 8 Rebounds) wussten zu gefallen. In dieser Form muss Fener wohl als Favorit auf den Titel gelten - zumal Vesely womöglich bis dahin wieder Teil des Teams sein wird.

Für Real-Coach Pablo Laso könnte die Niederlage dagegen teuer werden. Wie David Pick kurz nach dem Spiel vermeldete, ist die Rückkehr des Trainers für die nächste Saison keineswegs in Stein gemeißelt.