Im Rahmen des ersten Trainingslagers des FC Bayern Basketball wurde am Freitag der neue Coach Sasa Djordjevic vorgestellt. Der Nationaltrainer Serbiens sprach über seine Ziele mit dem Team, die Fußstapfen von Svetislav Pesic und den Gewinn der Olympischen Silbermedaille.
Sasa Djordjevic über...
...seinen Plan beim FCB: "Ich freue mich sehr, endlich hier zu sein und bin schon jetzt heiß auf den Start der Saison. Die Silber-Medaille mit Serbien bei Olympia war ein großartiger Erfolg, aber das ist schon abgehakt, denn jetzt konzentriere ich mich voll auf die neue Saison und die Ziele, die ich mit Bayern erreichen will. Ich bin hier, um das Team mit meiner Energie, meinem Enthusiasmus, meinem Wissen und meiner Philosophie voranzubringen. Ich bin froh, Teil dieses Projekts zu sein."
...seinen Erfolg mit Serbien bei Olympia: "Wir haben es in Rio bis ins Endspiel geschafft und das ist ein großartiger Erfolg für uns alle gewesen. Wir hatten eine sehr fokussierte und verschworene Gruppe, die nun schon seit drei Jahren nahezu identisch zusammengestellt war, und das hat sich ausgezahlt. Wir konnten eine gewisse Art von Basketball kreieren, die den Leuten Freude bereitet hat und die uns mehrere Medaillen eingebracht hat. Eigentlich will ich das so schnell wie möglich abhaken, aber die Emotionen sind natürlich noch da und für einen Patrioten wie mich ist eo ein Erfolg etwas, auf das man definitiv stolz sein kann. Aber wie gesagt, jetzt steht eine neue Augabe an und da liegt noch viel Arbeit vor mir und allen anderen. Ich möchte hier so schnell wie möglich meine Philosophie etablieren und den Spielern zeigen, wer ihr neuer Head Coach ist."
...die serbische Nationalmannschaft: "Wir haben eine Gruppe beisammen, auf die man wirklich stolz sein kann. Ich liebe diese Spieler und ich denke, das spüren sie auch. Sie sind unglaublich professionell und außerdem stolz darauf, das serbische Trikot zu tragen - das ist etwas, das wir erst wieder aufbauen mussten. Wir hatten in den vergangenen Jahren immer mal wieder Spieler, die lieber ihre Tante besuchen wollten oder gesagt haben, jemand wäre krank, anstatt ihr Land zu vertreten. Wir haben dafür gesorgt, dass dies jetzt nicht mehr der Fall ist und dass die Leute wieder darauf brennen, für ihr Land zu spielen."
...seine Philosophie: "Ich mag Zusammenspiel, das ist für mich das Allerwichtigste. Das mag banal klingen, ist aber wirklich essenziell. Man trifft sich fast jeden Tag zur Arbeit und wenn dann keine Zusammengehörigkeit existiert, kann man seine Ziele nicht erreichen. Basketball ist ein schöner Sport und das liegt auch daran, dass ein Individuum es nicht alleine schaffen kann, sondern dass man auf die Gruppe angewiesen ist. Was das Taktische angeht: Ich mag Transition-Basketball, weil er schön anzuschauen und wenig kompliziert ist. Dafür ist die Defense wichtig und da hat mein Vorgänger Svetislav Pesic natürlich schon ein starkes Fundament gelegt. Das ist die höchste Priorität und das soll auch weiter unser Markenzeichen bleiben. Ich will aber auch, dass die Spieler offensiv ihre individuellen Fähigkeiten einbringen. Ich liebe Talent, ich liebe außergewöhnliche Dinge, die Spieler bringen können. So etwas bringt Fans in die Halle und ich bin niemand, der seine Spieler in der Hinsicht einschränken will. Ich will, dass wir in der Defense den Gegner in Ketten legen, aber vorne soll Freiheit herrschen."
...seine Coaching-Vorbilder und -Einflüsse: "Ich hatte das große Glück, als Spieler füt eine Vielzahl großer Trainer auflaufen zu dütfen. Dazu zählten Dusan Ivkovic, Zeljko Obradovic, Svetislav Pesic, Mike D'Antoni oder Sergio Scariolo - sie alle sind Trainer, die meine Spieler-Karriere geprägt haben, zu denen ich aber bis heute noch Kontakt habe und mich mit ihnen austausche. Ich bin niemand, der einfach nur seine Ansichten verfolgt, ich hole mir Rat ein und mag es, kritisiert zu werden. Dafür ist mir nur wichtig, dass solche Leute gleichzeitig auch mir zuhören, wenn ich Kritik oder Rat für sie habe. Die Beziehungen mit diesen Coaches haben meine Persönlichkeit und auch meine Herangehensweise an Basketball entscheidend geprägt."
...seine Beziehung zu Vorgänger Pesic: "Unsere Beziehung geht mittlerweile schon 30 Jahre zurück.
Ich war 16 Jahre alt, als er Trainer unserer Jugend-Nationalmannschaft war, und seitdem hat sich unsere Beziehung weit über das Professionelle hinaus entwickelt. Ich rede häufig und viel mit ihm und es ist eine Ehre, hier in seine Fußstapfen zu treten. Er hat nicht nur bei Bayern, sondern auch in Deutschland, Europa und eigentlich der ganzen Welt mit seinen Erfolgen im Basketball seine Marke hinterlassen. Es ist gleichermaßen eine Ehre, aber natürlich auch eine große Herausforderung, auf einen so großen Trainer zu folgen."
...seine Ziele mit Bayern und Serbien: "Ich bin hungrig. Natürlich freue ich mich über die Silber-Medaille aber das ist noch lange kein Grund, um satt zu sein. Vielmehr gibt es dir Rückenwind. Ich habe direkt nach dem Finale zu meinen Spielern gesagt, dass nächstes Jahr die Europameisterschaft ansteht. Denn das ist das nächste Ziel für diese Gruppe von Spielern. Und was mich betrifft: Ich habe beim FCB jetzt eine neue Gruppe mit neuen Zielen. Darauf liegt vorerst meine komplette Konzentration - und auch mein Hunger! Und den müssen die Spieler auch haben. Die Spieler müssen genau so hungrig auf Titel sein wie ich, wenn nicht sogar noch mehr. Sonst wird es zwischen uns nicht funktionieren."
...den Kader der Bayern: "Persönlich habe ich viele von ihnen heute erst kennen gelernt, das war aufgrund der Olympischen Spiele nicht zu vermeiden. Ich weiß aber natürlich alles über sie und war auch daran beteiligt, den Kader zusammenzustellen. Von nun an geht es darum, dass wir eine Beziehung zueinander aufbauen und dass sie einerseits mich verstehen, andererseits aber auch ich für ihre Anliegen offen bin. Damit fangen wir jetzt an."
...den Stand des deutschen Basketballs und der BBL: "Zunächst muss man natürlich folgendes festhalten: Die Bedingungen sind gut, da Deutschland zu den stärksten und stabilsten Wirtschaftsnationen der Welt gehört. Das spürt man und das sieht man meiner Meinung nach auch daran, welche Spieler in die Liga kommen und wie das Niveau in den letzten Jahren angestiegen ist. Es gibt hier zudem großen Fan-Support, die Hallen sind fast immer voll und das schafft eine Atmosphäre, in der die Spieler gerne sein möchten. Das motiviert wesentlich mehr als eine Halle, die kaum ausgefüllt ist. Und das merkt man hier. Jahr für Jahr wird die Organisation und der Level des Sports hier besser. Das sieht man auch an Brose Bamberg, die in den letzten Jahren wirklich ihren Stempel hinterlassen haben. Mein Job ist es aber natürlich, ihnen das von nun an wieder zu erschweren."
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