Spanien und Frankreich liefern sich im Olympischen Viertelfinale ein intensives Duell. Das bessere Ende hat der Europameister. Russland feiert einen blutigen Sieg gegen Litauen. Das Dream Team räumt Australien aus dem Weg und trifft nun auf Argentinien, das im südamerikanischen Duell Brasilien schlägt.
GettyViertelfinale
Russland - Litauen 83:74
Topscorer: Kirilenko (19) - Kaukenas (19)
Am Ende gab es sogar Blut zu sehen. Russlands Coach David Blatt bekam bei den Jubelarien seiner Spieler eine blutige Nase verpasst. "Ich war am Boden, aber nicht bewusstlos", schmunzelte Blatt.
Als Halbfinalist nimmt man nun mal auch eine blutige Nase mit Humor. Und spätestens mit dem Erfolg über Litauen sollte klar geworden sein: Auf diese Russen muss man aufpassen. Angeführt von Andrei Kirilenko (19 Punkte) und Timofey Mozgov (17) ist Russland in die Runde der letzten Vier eingezogen.
"Das war ein wichtiger Schritt für unser Land, für unseren Basketball", erklärte Forward Sergei Monya im Anschluss. Dabei ließen sich die Russen auch von einem Zwischenspurt Litauens nicht aus der Ruhe bringen.
Kurz vor Schluss war der 14-Punkte-Vorsprung auf sechs Punkte zusammengeschrumpft. Doch Monyas Dreier und ein Drei-Punkte-Spiel von AK47 sorgten 1:42 Minuten vor dem Ende für die Vorentscheidung.
Zwar ließen die Litauer auch in den letzten 60 Sekunden nicht locker, doch ein Ballverlust sowie zwei verworfene Freiwürfe ließen die Russen endgültig jubeln. "Das war ein hartes Stück Arbeit. Ich mag es, wie sie spielen. Aber unglücklicherweise trafen sie nun mal auf uns", so Kirilenko.
Während die Litauer wohl noch eine Weile ihren insgesamt 14 Ballverlusten nachtrauern werden, geht es für die Russen im Halbfinale nun gegen Spanien.
Frankreich - Spanien 59:66
Topscorer: Parker, Diaw (beide 15) - Marc Gasol (14)
Die Neuauflage des EM-Finales - und was für eine! Die Knicks und Pistons der 80er und 90er Jahre wären stolz auf beide Nationen gewesen. Es ging richtig zur Sache. Beispiele gefällig? Ronny Turiaf schickte an der Seitenlinie Rudy Fernandez zu Boden. Kurze Zeit später versetzte Nicolas Batum Juan Carlos Navarro einen Schwinger, der den Spanier aber nur am Arm traf.
Infolge dieser Boxeinlage gingen trotzdem gleich mehrere Spieler aufeinander los, andere mussten von Teamkollegen festgehalten werden. Ansonsten wäre die Situation wohl eskaliert. Batum wurde übrigens für seine Aktion überraschenderweise nicht ejected.
Nun aber zum Sportlichen: Die Franzosen hatten den Europameister über weite Strecken der Partie gut im Griff. Bis zum vierten Viertel sah alles nach dem Aus für den Favoriten aus. Doch dann schalteten die Spanier vor allem in der Defensive einige Gänge hoch.
Die Folge: Frankreich blieb im letzten Abschnitt fast sieben Minuten ohne Punkt. Erst Mickael Gelabales Jumper 5,5 Sekunden vor Ende beendete die Tristesse. Zu diesem Zeitpunkt war die Partie allerdings schon längst enschieden.
Auf Seiten der Spanier, die im Halbfinale auf Russland treffen, zeigten sich Marc Gasol (14) und Navarro (12) am treffsichersten. Pau Gasol erzielte zudem 10 Zähler, verbuchte aber vor allem zwei wichtige Blocks.
Brasilien - Argentinien 77:82
Topscorer: Huertas, Barbosa (22) - Scola (17)
Argentinien gewinnt das südamerikanische Duell, muss aber im Halbfinale die Mammut-Aufgabe USA stemmen. Gegen Brasilien war Luis Scola mit 17 Punkten bester Werfer, gefolgt von Manu Ginobili und Carlos Delfino (16).
Brasilien genügten die jeweils 22 Punkte von Marcelinho Huertas und Leandro Barbosa nicht, obwohl man in den letzten zwei Minuten einen Elf-Punkte-Rückstand fast noch aufholte.
Vor den Augen von LeBron James, Kevin Durant und Co., die das Spiel in der ersten Hälfte teils live sahen, spielte Argentinien vor der Pause einen souveränen Part. Besonders in der Offensive waren Ginobili und Co. gewohnt effektiv. Auch defensiv arbeiteten die Gauchos gut, hielten Brasilien im dritten Viertel nur bei 14 Punkten.
Als nach einem Dreier Ginobilis zum 70:59 die Messe gelesen schien, war es Barbosa, der mit drei Dreiern in Folge die Brasilianer zum Leben erweckte. Besonders Ginobli hielt mit wichtigen Punkten dagegen und sorgte schließlich für den knappen, aber verdienten Sieg.
USA - Australien 119:86
Topscorer: Bryant (20) - Mills (26)
Das Dream-Team hat erwartungsgemäß das Halbfinale bei den Olympischen Spielen erreicht und trifft dort auf seinen letzten Gruppengegner Argentinien. Gegen Australien machten es die USA im ersten Viertel spannend, als man die Aussies gewähren ließ und der Vorsprung nur bei sieben Zählern lag.
Im zweiten Viertel drehte der Favorit auf und erhöhte kontinuierlich den Vorsprung. Das große Problem Australiens: die Schwäche bei Defensiv-Rebounds. Die USA bekamen zu viele zweite und dritte Chancen, die Kevin Durant und Co. dann auch nutzen konnten, um den Vorsprung zu erhöhen. Mit einem 56:42 ging man in die Halbzeit.
Nach der Pause war das US-Team dann kurzzeitig von der Rolle: Mills mit dem Dreier, dann der Fehler beim Einwurf und gleich die nächsten zwei Punkte. In der Folge dann noch ein Offensivfoul von Kobe Byrant, so dass die Australier innerhalb von zwei Minuten auf drei Punkte verkürzen konnten.
Bis die Mannen von Coach K wieder im Spiel waren, dauerte es ein paar Momente, doch dann flutschte es wieder. Durant sorgte mit seinen Dreiern wieder für einen deutlicheren Vorsprung, wobei Australien jetzt etwas besser in der Defense agierte.
Die USA ging kein übermäßig hohes Tempo, spielte aber auch nicht für die Gallerie, sondern hochkonzentriert aufs Ergebnis. 84:70 hieß es nach dem dritten Viertel, wobei Deron Williams (18 Punkte) zum Spieler avancierte, der das Dream Team anführte.
Topscorer war aber Bryant, der aus seinem olympischen Schlaf aufwachte, im letzten Viertel unfassbar heiß lief und einmal sogar drei Dreier in Folge traf. Insgesamt traf Bryant in der zweiten Halbzeit sechs Dreier und beendete das Spiel mit 20 Punkten. "Irgendjemand hat ihn wütend gemacht. Ich konnte es in seinen Augen sehen", sagte Durant (14 Punkte).
Überragend war außerdem mal wieder LeBron James, der mit 11 Punkten, 14 Rebounds und 12 Assists ein Triple-Double auflegte.
Im letzten Abschnitt setzte Australien immer wieder Nadelstiche, insbesondere Patrick Mills (26 Punkte) taute auf. Die Führung gaben die US-Boys aber nicht mehr her und sicherten sich mit einem Ende doch deutlichen 119:86 erwartungsgemäß das Halbfinale. Dort geht es am Freitag (22 Uhr) zum dritten Mal in Folge bei Olympischen Spielen gegen Argentinien.