Spanien greift nach dem ersten WM-Titel seit 2006. Die Iberer schlugen im ersten Halbfinale in Peking Australien mit 95:88 nach zweifacher Verlängerung. Überragender Mann war dabei Marc Gasol, der nach unauffälliger erster Halbzeit auf insgesamt 33 Punkte kam.
Spanien marschiert weiter, bleibt ungeschlagen und steht im Finale. Angeführt von Ricky Rubio (19 Punkte, 12 Assists) und Marc Gasol (33) machten die Iberer einen zweistelligen Rückstand aus dem dritten Viertel wett und erzwangen die Verlängerung. Dort blieb es umkämpft, erst in der zweiten Overtime schufen die Spanier ein Polster, unter anderem durch zwei Dreier von Sergio Lllull (17), während bei Australien eine weitere gute Vorstellung von Patty Mills (32, 10/24 FG) nicht ausreichte.
Spanien setzte zu Beginn auf Rubio, Rudy Fernandez, Juancho Hernangomez, Victor Claver und Gasol, die Boomers starteten Dellavedova, Mills, Joe Ingles, Jock Landale sowie Aron Baynes. Zunächst war alles recht ausgeglichen, auch weil viel liegengelassen wurde. Erst gegen Ende des ersten Viertels lief bei den Australiern der Ball etwas besser, doch ein Buzzerbeater von Llull brachte wieder die spanische Führung (22:21).
Basketball-WM: Australien kann Vorsprung nicht halten
Die folgenden Minuten gehörten aber Australien, die vier Minuten keine Punkte des Gegners zuließen. Im Angriff fand Patty Mills die Lücken, dazu holte sich Juancho schon sein drittes Foul ab. Spaniens Offense endete nun zu oft mit einem Rubio-Dreier, was sicher nicht der Plan war. Das Team von Coach Sergio Scariolo erzielte so nur zehn Punkte im Abschnitt und ging mit einem 32:37-Rückstand in die Kabine.
Die Defensiv-Schlacht setzte sich auch nach dem Wechsel fort, weiterhin mit Vorteilen für die Boomers, wodurch die Australier sich Mitte des Abschnitts erstmals eine zweistellige Führung erspielt hatten. Nach einer Auszeit lief es für Spanien aber etwas besser, ein weiterer Dreier von Llull gab Hoffnung und Rubio legte aus der Mitteldistanz nach. 55:51 für Australien nach 30 Minuten.
Es wurde nun etwas ruppiger, mehrfach gingen die Spanier getroffen zu Boden, Australien machte aber die Punkte. Zumindest so lange bis Spanien fast jeden Angriff über Gasol laufen ließ, auf einmal war Spanien wieder voll da. Gut 90 Sekunden vor dem Ende verkürzte Gasol per Drive auf einen Punkt (69:70). Llull konnte im Anschluss nicht die Führung besorgen, auf der anderen Seite vergab aber auch Dellavedova.
Mills erzwingt Verlängerung - Spanien dank Trio im Finale
So hatte Lllull 10 Sekunden vor dem Ende wieder die Chance, doch er vergab. Der Rebound gehörte aber Gasol, der obendrein auch noch gefoult wurde. Der Big blieb eiskalt und versenkte beide Versuche. Nach der Auszeit kam der Ball zu Mills, dessen Drive mit zwei Freiwürfen belohnt wurde. Der Guard machte jedoch nur einen und ein Verzweiflungsdreier von Rubio von der Mittellinie sprang wieder aus dem Ring - 71:71 und Overtime!
Gasol eröffnete mit einem Dreier, doch Mills hatte die Antwort parat. Allerdings konnte über die fünf Minuten ansonsten fast keiner scoren. Es wurde zu einem Abnutzungskampf. Auch 14 Sekunden vor dem Ende war die Partie ausgeglichen, dann foulten die Spanier wieder Mills und diesmal machte der Spurs-Guard beide Versuche. Die Iberer suchten Gasol, der ein Foul zog und ebenfalls beide Freebies traf. Mit 4 Sekunden auf der Uhr versuchten die Boomers noch einmal alles, doch ein Delly-Floater war zu lang (80:80).
Im zweiten Nachschlag setzten sich dann die Spanier erstmals ab. Llull traf aus der Distanz, Gasol verwertete ein Alley-Oop-Anspiel von Rubio. Die Boomers waren nun völlig abgekühlt und Llull netzte einen weiteren Dreier, der Spanien endgültig auf die Siegerstraße brachte. Ein Gasol-Jumper 20 Sekunden vor dem Ende machte den Deckel endgültig drauf.
Die wichtigsten Statistiken zu Spanien vs. Australien: 95:88 2OT (BOXSCORE)
- Spanien stellt in diesem Turnier wohl eine der besten Verteidigungen des Turniers. In fünf der ersten sechs Spiele hielten die Iberer ihre Kontrahenten unter 70 Punkten, darunter auch Serbien und Italien. Nur Polen gelangen im Viertelfinale immerhin 78 Zähler. Australien hatte aber über das Turnier bisher satte 90 Punkte im Schnitt verbucht. Die Boomers kamen allerdings nicht an ihren Schnitt heran (nur 71 Zähler nach 40 Minuten) und trafen am Ende nur 38 Prozent.
- Aber auch Australien kann verteidigen, auch wenn sie über das Turnier 54 Prozent aus dem Feld zuließen. Im zweiten Viertel war die Defense der Boomers überragend und Spanien wurde nur bei zehn Punkten gehalten. Die Iberer versenkten gerade einmal drei ihrer 16 Versuche aus dem Feld, dazu kamen drei Ballverluste. Der Plan war es, Rubio zum primären Scorer zu machen - und das funktionierte. Der Point Guard hatte schon zur Pause zehn Würfe genommen, fünf davon aus der Distanz (1 Treffer).
- Aber auch über das ganze Spiel funktionierte die spanische Offense mit Ausnahme des vierten Viertels nur kaum. Zur Pause standen die Iberer bei gerade einmal 32 Prozent aus dem Feld und auch danach besserte sich das nur langsam. Vieles änderte sich erst, als Spanien seine Offense über Gasol laufen ließ. Der Big suchte aggressiver den Wurf und so öffneten sich mehr Passmöglichkeiten.
- Ein weiterer Faktor: Offensiv-Rebounds. Alleine im vierten Viertel und in der ersten Verlängerung kamen die Boomers auf satte 10 Offensiv-Rebounds, dadurch blieb Australien trotz schlechter Quoten im Spiel (insgesamt 20:9 Offensiv-Rebounds für Australien). Gegen die am Ende heißen Spanier reichte das aber nicht.
Der Top des Spiels: Marc Gasol.
Fast drei komplette Viertel lang war nichts vom Center der Toronto Raptors zu sehen, dann übernahm der Big Man und die spanische Offense wirkte wie verwandelt. Zuvor hatten die Iberer nur 35 Prozent aus dem Feld getroffen, anschließend waren es über 50 Prozent. Das hatte viel mit Gasol zu tun, der nun aggressiv seinen Wurf suchte und klug den Ball verteilte. Seine Freiwürfe 4 Sekunden vor dem Ende brachten Spanien in die zweite Verlängerung. Nach dem dritten Viertel machte der spanische Star satte 22 Punkte.
Der Flop des Spiels: Joe Ingles.
Unauffälliger Auftritt des Forwards der Utah Jazz. Wirkte teilweise seltsam passiv und traf dann auch noch sehr wenig aus dem Feld. Bitter für die Boomers, mit einem Ingles in Normalform wären die Spanier auf jeden Fall schlagbar gewesen. 10 Rebounds und 7 Assists lesen sich zwar gut, aber 1/9 aus dem Feld war einfach zu wenig.