Brähmers WM-Traum ist geplatzt

SPOX
10. Dezember 200801:33
Jürgen Brähmer verbrachte bereits mehr als 1000 Tage im GefängnisGetty
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Halbschwergewichtsboxer Jürgen Brähmer ist in seinem ersten WM-Kampf gescheitert. Der 30 Jahre alte Herausforderer aus Schwerin verlor in Rostock gegen den drei Jahre jüngeren WBA-Weltmeister Hugo Hernan Garay aus Argentinien einstimmig nach Punkten.

Skandalboxer Jürgen Brähmer, der bereits mehrere Jahre im Gefängnis verbracht hat, versäumte es in den zwölf Runden zumeist, den Südamerikaner auf Distanz zu halten. Stattdessen kassierte er in der Halbdistanz viele Treffer, ohne selbst mit seiner harten Linken entscheidend durchzukommen.

Der Schützling von Promoter Klaus-Peter Kohl kassierte vor 4500 Zuschauern in der ausverkauften Rostocker Stadthalle damit seine zweite Niederlage im 33. Profikampf. Garay feierte seinen 32. Erfolg im 35. Fight.

"Die Enttäuschung ist natürlich groß. Ich habe meine technischen Stärken zu wenig genutzt. Der Fehler war, dass ich
Garay im offenen Schlagabtausch begegnen wollte", meinte der zwar nicht körperlich, aber doch emotional niedergeschlagene Brähmer.

"Kampf kam nicht zu früh"

Statt Nutzen aus seinen Reichweitenvorteilen zu ziehen, hatte er sich vor 4500 Zuschauern immer wieder dem Nahkampf gestellt und war dafür bestraft worden.

Erst vor gut einem halben Jahr war Brähmer vom angestammten Supermittel- ins Halbschwergewicht aufgestiegen und hatte nach nur einem Kampf in der neuen Klasse auf einen WM-Fight gedrängt. "Der Kampf kam nicht zu früh. Wenn man eine WM-Chance erhält, will man diese auch nutzen. Die Erfahrung wird mich weiterbringen", sagte Brähmer.

Auch Promoter Klaus-Peter Kohl wollte die Pleite seines Schützlings nicht überbewerten. "Jürgen hat in der neuen
Gewichtsklasse zwar Lehrgeld bezahlt, ich bin aber guter Hoffnung, dass er den nächsten Schritt machen wird. In Sachen Schlagkraft und Tempo konnte er mithalten", meinte der Hamburger und zeigt sich weiter geduldig.

Rückkampf angeboten

Einst hatte er Brähmer als "Jahrhunderttalent" gepriesen, doch dieser warf sich durch Jahre im Gefängnis selbst aus der Bahn. Jetzt soll die Karriere des inzwischen 30-Jährigen trotz des sportlichen Rückschlags endlich beginnen.

Zumal sich das Lager von WBA-Champion Garay zu einem zweiten Kampf bereit erklärte. Auch ein Duell Brähmers gegen seinen Stallgefährten, WBO-Weltmeister Zsolt Erdei, scheint möglich. Der Ungar, der Garay zweimal umstritten nach Punkten besiegte, verteidigt seinen Titel wohl am 10. Januar gegen den Ukrainer Juri Baraschijan.

Für Brähmer, der nicht ins Supermittelgewicht zurückkehren wird, steht allerdings erst einmal ein Aufbaukampf auf dem Programm. "Wir verlieren das Ziel WM-Titel nicht aus den Augen und werden uns die Chance durch harte Kämpfe gegen starke Gegner zurückholen", sagte Brähmers Trainer Michael Timm.

Graf verteidigt WM-Titel

Zuvor hatte in Rostock Alesia Graf aus Stuttgart ihre Weltmeistertitel der Verbände WIBF und GBU im Junior-Bantamgewicht zum dritten Mal erfolgreich verteidigt.

Die gebürtige Weißrussin setzte sich durch einen einstimmigen Punktsieg nach zehn Runden gegen die Solingerin Magdalena Dahlen durch. Die 23-Jährige kassierte damit im zehnten Kampf die erste Niederlage. Die fünf Jahre ältere Alesia Graf feierte den 22. Sieg im 23. Fight.

Alle Weltmeister aller Gewichtsklassen und Verbände im Überblick