Die Show im ersten Aufeinandertreffen stimmte, Floyd "Money" Mayweather Jr. und Marcos 'El Chino' Maidana lieferten sich einen epischen Fight. In der Nacht von Samstag auf Sonntag (ab 2 Uhr im LIVE-TICKER) kommt es in Las Vegas deshalb zum Rückkampf. Auf dem Spiel stehen nicht nur drei Titel, sondern vor allem jede Menge Prestige.
Etwas mehr als vier Monate ist es nun her, dass sich beide Boxer gegenüberstanden. In einem hart umkämpften Fight, welcher über die vollen zwölf Runden ging, gelang es Mayweather seinen Kontrahenten nach Punkten zu besiegen - einstimmig war die Entscheidung jedoch nicht.
Ein Urteil, welches auf keiner Seite die gewünschte Wirkung hatte. Während Maidana die Chance seines Lebens verpasste und sich betrogen fühlte, wirkte Mayweather, der nicht umsonst den Titel als bester Pound-for-Pound-Boxer der Gegenwart inne hat, bei weitem nicht so überlegen wie erwartet. Ein Rückkampf soll nun endgültig für klare Verhältnisse sorgen.
Wo stehen die Kämpfer?
An der Ausgangslage hat sich weder für Mayweather noch Maidana etwas geändert. Bereits im ersten Kampf waren die Rollen klar verteilt, der Kampfverlauf entsprach grundlegend den Erwartungen und auch das Ergebnis stellte keine wirkliche Überraschung dar. Es bot sich das klassische Puncher-gegen-Boxer-Bild.
Während sich Mayweather in Bezug auf die boxerischen Fähigkeiten klar überlegen präsentierte, suchte "El Chino" über Aggressivität sowie unorthodoxe Methoden einen Weg in den Kampf.
Der Argentinier setzte die Vorgaben seines Trainers Robert Garcia eindrucksvoll um und diktierte das Kampfgeschehen vor allem zu Beginn deutlich. Eine ähnliche Taktik dürfte Garcia deshalb auch am Samstag ausgeben.
Mayweather hingegen benötigte zwar eine Weile, um seinen Gegner zu entschlüsseln, kam jedoch immer besser in den Kampf und konnte diesen dank seiner Technik am Ende für sich entscheiden. Aufgrund der Tatsache, dass Maidanas Stil kaum Spielraum für Innovationen lässt, dürfte die erste Phase im Rückkampf nahezu entfallen. Ein klarerer Vorteil für Mayweather. Der 37-Jährige muss im Prinzip nur die überfallartigen Angriffe möglichst unbeschadet überstehen und seinen Gegner anschließend klassisch ausboxen.
K.O. oder Niederlage
Entscheidend wird zudem sein, wer aus dem ersten Kampf die besseren Lehren gezogen hat. Durch die Tatsache, dass das Duell im Mai enger war, als es auf den Zetteln zweier Punktrichter (117:111 / 116:112) den Anschein hatte, werden es Nuancen sein, die den Ausschlag geben.
Durch die unterschiedliche Charakteristik beider Kämpfer dürfte ein Punktsieg Maidanas allerdings erneut keine realistische Option darstellen. Vor allem nicht in Mayweathers Wohnzimmer. Bereits zum 13. Mal insgesamt und zum zehnten Mal in Folge steigt 'Money' im MGM Grand in den Ring.
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Das erste Duell: Die erwartete Überraschung
Die bedingungslose Offensive Maidanas überraschte Mayweather. Und das, obwohl sich dieser im Vorfeld eigentlich darauf einstellen konnte. Die Tatsache, dass die Aggressivität des Argentiniers weniger Taktik als vielmehr naturgegebenes Talent ist, sollte inzwischen bekannt sein. Es handelt sich um einen Instinkt, dem der 31-Jährige folgen muss - ohne Rücksicht auf Verluste. Rund 100 abgefeuerte Schläge in den ersten drei Minuten und 858 insgesamt lassen die Dimensionen deutlich werden.
Jedoch war es nicht nur die schiere Anzahl, die bei Mayweather für Probleme sorgte, auch die unkonventionellen Winkel und Varianten verfehlten ihre Wirkung nicht. Vor allem Maidanas Rechte, welche er in der Regel über Kopfhöhe schlug und die bereits Adrian Broner vernichtete, fand ihr Ziel. Da Garcia darüber hinaus erneut den Jab seines Schützlings verbessern konnte, diente dieser neben der Distanzfindung als gute Vorbereitung für die Power Punches.
Um überhaupt schlagen zu können, war die Positionierung enorm wichtig. Mayweather zu treffen, ist aufgrund seiner Erfahrung, Schnelligkeit und speziellen Shoulder-Roll-Defense grundsätzlich eine Kunst für sich. Nicht so für Maidana. Der Argentinier profitierte zwar primär von seiner überlegenen Physis, allerdings auch von eben jener Positionierung.
Simpel und doch effektiv
Auch die Tatsache, dass Mayweather es favorisiert, nach links auszuweichen, war Maidanas Ecke bekannt. Die Lösung: simpel und doch effektiv. Um den Kontrahenten in der gewünschten Position zu halten, stellte sich Maidana leicht seitlich zu Mayweather, sein Kopf drückte dabei stets an dessen linke Kopfseite beziehungsweise Teile des Halses.
Die Gewichtsverhältnisse spielten ihm dabei zusätzlich in die Karten. Zwar brachte der Argentinier beim offiziellen Wiegen nur 146 Pfund (Mayweather 146,5) auf die Waage, allerdings legte er bis zum Kampfbeginn zu und stieg mit 165 Pfund in den Ring. Bei seinem Gegner waren es hingegen nur 148. Dieser Unterschied entspricht rund drei Gewichtsklassen.
Befand sich Mayweather an den Seilen, suchte Maidana sofort den Infight. Dabei blockierte er beispielsweise mit dem rechten Arm seinen Gegner. Mit seiner Linken schlug er anschließend wiederholt Haken zu Körper und Kopf. Speziell am Anfang konnte er so die boxerische Unterlegenheit nahezu komplett negieren. Die höchste Anzahl an Treffern (221), die Mayweather jemals einstecken musste, dient als Beleg.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg
Auffällig war zudem der Wille, sämtliche zur Verfügung stehenden Mittel auszunutzen. Egal, ob diese nun dem Reglement entsprachen oder nicht. Stand der Ringrichter etwa auf der abgewandten Seite, so setzte der Argentinier seine Schläge zum Körper gerne etwas tiefer an.
Über den Kampf verteilt, ergab sich so eine große Anzahl an Treffern, die unterhalb der Gürtellinie einschlugen. Zudem blieb auch der Hinterkopf Mayweathers nicht verschont, sogar der eine oder andere Kopfstoß war dabei. Die Folge: Ein Cut beim Champion. Sehr zu dessen Unmut: "Er hat mich mit einer Hand gehalten und mit der anderen getroffen. Ich dachte, ich wäre ein Boxer und kein WWE-Wrestler."
Kommt Zeit, kommt Rat
Der Erfolg gab Maidana allerdings Recht. Die ersten fünf Runden dominierte er klar, bestimmte Distanz und Gechwindigkeit. Mit zunehmender Dauer fand dann jedoch auch Mayweather zu seinen Stärken. Hauptsächlich verantwortlich war dabei der Jab des ungeschlagenen Champions. Immer wenn Maidana Druck ausübte, platzierte er diesen knapp oberhalb der Gürtellinie. Bot sich etwas Platz, kamen seine schnelle Rechte sowie linke Haken dazu, die immer häufiger ins Schwarze trafen.
Ferner profitierte er von seiner gnadenlosen Effektivität. Von seinen Power Punches landeten 65 (!) Prozent (178/274) im Ziel, bei Maidana waren es zwar sieben Treffer mehr, allerdings benötigte der Argentinier auch 540 Versuche (34 Prozent). Eine erhebliche Kraftersparnis war die Folge. Ein Muster, welches sich wiederholte. Während Mayweather von seinen 152 Jabs 52 unterbringen konnte (34 Prozent), gelang dies Maidana nur in 36 Fällen - und das bei 318 Versuchen (11 Prozent).
Der Alte war Mayweather jedoch nicht und es darf zu Recht gefragt werden, ob er es jemals wieder sein wird. Das Alter macht schließlich auch vor dem besten Boxer der Generation keinen Halt. Zwar ist er noch immer ein überragender Techniker, jedoch wurden Grenzen sichtbar. Grenzen, die es zuvor nie zu geben schien. Noch sieht Mayweather das Thema allerdings gelassen: "Ich bin fast 40, aber immernoch unheimlich stark. Ich will rausgehen und es allen zeigen", so der Champion.
Wer ist der Chef im Ring?
War Tony Weeks im ersten Kampf deutlich zu nachlässig - obwohl er einige der illegalen Schläge Maidanas durchaus bemerkte und monierte -, wird dies unter der Leitung von Kenny Bayless mit Sicherheit nicht der Fall sein. Ändert Maidana seine Herangehensweise nicht, wird es diesmal definitiv Punktabzüge geben.
Zu konsequent ist der 65-jährige US-Amerikaner, der in der Vergangenheit bereits große Kämpfe leiten durfte und zu Recht als einer der besten seiner Zunft gilt. Zudem kennt er beide Kontrahenten. So stand er bei den Siegen Mayweathers gegen Oscar De La Hoya (2007), Shane Mosley (2010) und Saul Alvarez (2013) im Ring. Im Jahr 2012 leitete er zudem Maidanas Sieg gegen Jesus Soto Karass.
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Der Weg zum Sieg
Der Plan, mit dem Maidana in das erste Duell ging, wirkte nicht nur schlüssig, er war es auch. Ein Boxer muss stets seine eigenen Mittel in Relation zum Gegner erkennen und entsprechend das Maximum herausholen. Der Argentinier blieb sich und seiner Linie treu, verbesserte sich zudem in Feinheiten wie dem Jab, der Beinarbeit und dem Ringgefühl.
Diese Entwicklung ist keinesfalls abgeschlossen. Maidana dürfte beim ersten Duell gegen den besten Pound-for-Pound-Boxer der Gegenwart mehr gelernt haben als aus diversen Siegen zuvor. Ein nächster Schritt seiner Entwicklung muss deshalb folgen, dies weiß auch der Herausforderer: "Ich habe mich angepasst und ich denke, ich bin bereit", sagt Maidana zuversichtlich.
Sein Ziel muss erneut sein, seinen Kontrahenten an die Seile zu bringen und so dessen Spielraum deutlich einzugrenzen. Bei 114 seiner 221 Treffer war Mayweather exakt in dieser Position. Interessant wird in diesem Zusammenhang vor allem, ob er es zusätzlich schafft, den Schlägen seines Gegenübers besser aus dem Weg zu gehen. Um dies zu erreichen, deutete sein Trainer bereits an, dass sein Schützling etwas weniger Gewicht haben dürfte als im ersten Fight. Schnelligkeit und Ausdauer auf Kosten von Schlagkraft, lautet somit die Devise.
Grauzonen als Bonus
Permanenter Druck, extrem physisches Boxen sowie das Ausnutzen sämtlicher Grauzonen gehören dagegen zum Mann aus Santa Fe. Daran wird sich auch im Rückkampf nichts ändern. Für Mayweather kann dies mitunter sehr frustrierend sein. Genau dies will der Herausforderer erreichen. Oder, um es mit den Worten von Garcia zu sagen: "Sollte Floyd gedacht haben, dass das bereits dreckig war, dann wird es diesmal noch eine Ecke dreckiger."
Gelingt es, den Champion zu reizen, könnten sich Lücken auftun, die ein ausgeglichener Boxer nicht preisgeben würde. Zu seinem Pech gehört sein Gegner jedoch zu den erfahrensten und selbstsichersten Boxern der Geschichte.
Auf der Gegenseite birgt ein erneutes Duell nicht nur Vorteile für Maidana. Auch Mayweather ist in der Lage, sich nach all den Jahren noch zu entwickeln, an einen Gegner anzupassen. Während eines Kampfes kann er dies wie kein anderer, umso größer wird der Sprung mit vier Monaten Vorbereitungszeit ausfallen.
Distanz als entscheidender Faktor
So wird Mayweather auf den Jab bauen, versuchen, die Distanz zu halten, sich generell mehr bewegen und Größen- sowie Reichweitenvorteile effektiver ausspielen. Außerdem wird es auf direkte Konter ankommen, die auf den Bewegungen Maidanas basieren. Gelingt dies, wird er auch den Rückkampf nach Punkten für sich entscheiden. Ein vorzeitiges Ende ist dagegen nicht in Sicht, dafür fehlt "Money" inzwischen wohl die Power.
Je länger das erste Duell ging, desto klarer erkannte Mayweather die Aktionen, reagierte ab Mitte des Kampfes vorwiegend auf die Gewichtsverlagerung seines Kontrahenten - noch ehe dieser seine Offensivaktion überhaupt startete und bestrafte so Maidana auf den Zetteln der Punktrichter ein ums andere Mal.
"Floyd hat nicht wie der Mann gekämpft, für den ich ihn hielt. Er wurde zuvor noch nie von einem Mann getroffen. Ich musste vor dem Kampf meine Handschuhe wechseln und habe ihm trotzdem einen großen Kampf geliefert", zeigte sich Maidana im Anschluss angefressen.
Wer erfüllt die Erwartungen?
Die Erwartungen an den Rückkampf sind völlig zu Recht äußerst hoch. Zum einen, da bereits das erste Aufeinandertreffen zu überzeugen wusste, zum anderen, da beide Kämpfer ihre Lehren aus der Vergangenheit gezogen haben dürften und somit für eine weitere Spannungsebene gesorgt ist.
Beide kennen das Arsenal des Gegners, beide kennen ihre eigenen Grenzen. Es gilt: Wer schafft es, beide Elemente am besten zu kombinieren? Wer findet die besseren Antworten oder gibt es gar völlig neue Ansätze, um den Gegner zu überraschen?
Sollte Garcia nicht noch ein Ass im Ärmel haben, wird Mayweather den Rückkampf allerdings deutlich für sich entscheiden. Die Eingewöhnungsphase entfällt, die Bewegungen seines Kontrahenten haben sich eingebrannt. Zwar wird es auch diesmal über die volle Distanz gehen, jedoch wird sich der Ablauf aufgrund dieser Faktoren entscheidend zu Gunsten Mayweathers verändern.
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