Die Profi-Boxkarriere von Deutschlands einstiger Schwergewichts-Hoffnung Steffen Kretschmann ist wohl vorbei. Kretschmann verlor auch den Rückkampf gegen Denis Bakhtov durch Aufgabe in der neunten Runde. Eine Blamage, die seinen Manager Ahmet Öner zu vernichtenden Urteilen über seinen Boxer trieb.
Ahmet Öner sprach nach dem Kampf Klartext: "Sich so vor einem Publikum zu präsentieren, dass viel Geld für die Karten gezahlt hat, ist feige. Am Ende war es einfach nur noch peinlich. Steffen soll sich einen neuen Job suchen."
Was war passiert? Kretschmann wurde mit dem Druck im als Kampf seines Lebens angekündigten Rematch gegen den gebürtigen Kasachen Denis Bakhtov nicht fertig. Bakhtov hatte Kretschmann im ersten Kampf in Runde 1 niedergeschlagen. Ein Schock, von dem sich Kretschmann offensichtlich nie wieder erholt hat.
Denn er wirkte auch im zweiten Kampf nie wirklich fest entschlossen. Er boxte zwar technisch deutlich besser als Bakhtov und lag sogar auf den Wertungszetteln der Punktrichter vorne, aber der unbedingte Siegeswille war ihm nie anzusehen.
Öner: "Er wollte vorher schon aufgeben"
Und er war auch nicht da. "Er wollte vorher schon aufgeben. Wir mussten ihn in der Ecke schon einige Runden lang überreden, doch noch weiterzumachen", erklärte Öner.
In Runde neun war es dann aus. Kretschmann drehte sich ab, ließ die Fäuste hängen und schüttelte mit dem Kopf. Bakhtov schlug noch ein-, zweimal zu, doch Kretschmann wehrte sich nicht mehr.
Beinahe wäre es zur Farce gekommen
Für ihn und Öner war das Ergebnis klar: Ende, aus, das war's. Nur der deutsche Ringrichter versuchte noch, seinem Landsmann irgendwie zu helfen, und wollte Bakhtov wegen angeblichen Nachschlagens disqualifizieren.
Zu dieser Farce kam es zum Glück nicht, nachdem sich Öner vehement gegen seinen eigenen Boxer ausgesprochen hatte. "Das ist eine Aufgabe", brüllte er dem Ringrichter entgegen, stieg in den Ring und hob Bakhtovs Arm zur Siegerpose in die Höhe.
Halmich: "Er ist dem Druck nicht gewachsen"
Es wäre ungerecht gewesen, Bakhtov diesen Kampf verlieren zu lassen. Der Ringrichter sah es ein und entschied offiziell auf Technischen K.o. von Kretschmann.
Der Deutsche nahm es mit gesenktem Kopf zur Kenntnis und verließ wortlos den Ring. Seine Mental-Trainerin Regina Halmich brachte es danach auf den Punkt: "Steffen wollte nicht mehr. Er ist dem Druck des Profi-Boxens nicht gewachsen."
Boxen ein Zuschauermagnet
Zumindest einen Gewinner gab es. Irgendwie zumindest.
Obwohl sich Aushängeschild Kretschmann beim Box-Comeback von"Sat.1" blamiert hat, dürfte der TV-Sender weitere Kampfabende planen.
Denn die Einschaltsquote von 15,7 Prozent deutet an, welches Potenzial das Boxen nach wie vor hat.
"Wir sind mit der Übertragung sehr zufrieden, es war eine wundervolle Inszenierung", sagte Sat.1-Sportchef Sven Froberg. "Und es war ehrliches Boxen."
Arthur Abraham verliert Super-Six-Kampf nach Disqualifikation