Rekord-MvG folgt Gary ins Finale

Adrian Fink
02. Januar 201701:01
Michael van Gerwen steht kurz vor dem großen Triumphgetty
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Die Darts-WM 2017 hat in unfassbaren Halbfinal-Paarungen ihren bisherigen Höhepunkt erlebt. Im ersten Halbfinale war Gary Anderson zwar nicht fehlerfrei, ließ Wright letztlich aber keine Chance. Danach feuerte Michael van Gerwen aus allen Rohren und besiegte mit einem neuen Rekord einen ebenfalls stark aufspielenden Raymond van Barneveld.

Halbfinale (Best of 11 Sets)

Michael van Gerwen (NED/1) - Raymond van Barneveld (NED/12) 6:2 (0:3, 3:2, 3:1, 1:3, 3:1, 3:1, 3:1, 3:1)

Große Werbung für den Darts-Sport und eines der besten Spiele überhaupt! Mighty Mike steht nach 2013 und 2014 zum dritten Mal im Finale der Darts-WM und stellte dabei einen neuen Rekord für ein WM-Match auf: Van Gerwen pfefferte durchschnittlich 114,05 Punkte in das Board (den bisherigen Rekord stellte Taylor mit 111,21 bei der WM 2002 auf). Zudem nutzte MvG starke 51 Prozent auf die Doppel.

Und ein Sahnetag war auch nötig, um Barney aus dem Weg zu räumen, denn der fünfmalige Weltmeister stand am Ende bei einem Average von 109 Punkten inklusive vier High-Finishes und einer unfassbaren Checkout-Quote von 68 Prozent. Insgesamt hagelte es 29 180er, beinahe hätte MvG dieses noch mit einem 9-Darter gekrönt.

"Das war eine tolle Leistung von mir, aber Raymond hat mich auch zu dieser Leistung gebracht. Ich wusste, dass ich mein A-Game herausholen musste, um dieses Match zu gewinnen", sagte van Gerwen nach dem Match.

Barney mit überragendem Start

Dabei war es Barney vorbehalten, den ersten Fußabdruck zu hinterlassen - und wie! Er eröffnete mit einem 107er Checkout, erhöhte mit einem 131er Finish und machte mit 96 eine wunderschöne Schleife um den ersten Satz.

Und Barney war noch nicht fertig! Er hielt die 100 Prozent auf die Doppel aufrecht und checkte unter anderem eine 160. Unfassbar stark! Aber Mighty Mike hatte ebenfalls Lust auf Wahnsinn und fing seinen Landsmann ein. Erst feierte er feierte er zwei High-Finishes, ehe er im Decider mit fünf Triple in den ersten zwei Aufnahmen keine Zweifel aufkommen ließ. Fantastische Szenen in einem fantastischen Match!

Nach dem Ausgleich hatte MvG Blut geleckt und knöpfte Barney den nächsten Satz verhältnismäßig unspektakulär ab. Dann wurde es wieder Zeit für Highlights: Barney eröffnete Satz fünf mit sechs perfekten Darts, die in einem 11-Darter mündeten. Break! Nicht weniger hübsch war das 127er Finish, das Barney van Gerwen ins Gesicht warf. Kurz darauf war das Match egalisiert.

MvG verpasst das perfekte Spiel

Was folgte, passte zu diesem Match wie das giftgrüne Trikot zu van Gerwen. MvG begann den fünften Satz mit vier, Barney mit fünf perfekten Darts und mit der 655. 180 der WM wurde eine neue Bestmarke aufgestellt. Während Barney dieses Leg noch gewinnen konnte, wurde er in der Folge von van Gerwens gnadenloser Dominanz förmlich überwalzt. Van Barneveld konnte seine Anwürfe nicht mehr konsequent verteidigen und neun (!) der nächsten elf Legs gingen auf das Konto von MvG.

Dieser Klassenunterschied ist allerdings weniger als Versäumnis von Barney, sondern als Demonstration der Stärke des besten Darts-Spielers der Welt zu verstehen. Damit war van Gerwen komfortabel davon galoppiert. Und beinahe hätte es noch ein Zuckerl gegeben: Der 27-Jährige schmetterte alle Pfeile seiner ersten beiden Aufnahmen gekonnt in die Triple 20 und ließ die Darts-Fans hoffen. Auch Nummer sieben und acht fanden ihr Ziel, doch der neunte zischte an der D12 vorbei. Es wäre die angemessene Krönung der Partie gewesen. Aber auch so schaukelte er das Match locker ins Ziel.

Gary Anderson (SCO/2) - Peter Wright (SCO/3) 6:3 (3:0, 3:2, 1:3, 3:2, 2:3, 2:3, 3:1, 3:0, 3:0)

Der Titelverteidiger steht zum dritten Mal in Serie im Finale! Anderson dominierte ein hochklassiges Match, wobei Wright nur dann eine Chance hatte, wenn der Flying Scotsman Fehler produzierte. Dabei bot Anderson seinem Landsmann mit seiner Checkout-Quote von 35 Prozent durchaus Möglichkeiten an. Wright misslang aber in fast jedem Satz der Auftakt und so musste er jedes Mal einen Rückstand reparieren. Dafür war der Average von Anderson mit 103 einfach zu gut.

"Die Fans sind super in diesem Jahr und ich bin einfach froh, dass ich das Finale erreicht habe. Ich fühle mich sehr gut und habe viel Selbstvertrauen. Aber ich war etwas frustriert heute auf die Doppel 20", sagte Anderson, der mittlerweile bei 17 WM-Siegen in Folge steht, nach der Partie.

Double-Trouble bei Wright

Für Wright begann das Match für Wright mit richtig üblem Double-Trouble! Zwar stimmte das Scoring im Eröffnungssatz, aber direkt im zum Auftakt ließ Snakebite unfassbare sechs Versuche auf das Doppel liegen. Gary nahm dieses Präsent dankend an und joggte spielend leicht davon.

Erst im sechsten Leg des Matchs bekam Wright den Fuß in die Tür - mit dem elften (!) Versuch auf das Doppel und erzwang kurz darauf den Decider. Doch in diesem wurde er mit einem 12-Darter von Anderson in die Schranken verwiesen.

Wright, der seine Doppelquote langsam in den Griff bekam, bekam auch im dritten Satz sofort das nächste Break um die Ohren. Daraufhin startete er seinen ersten Run und tütete drei Legs am Stück ein. In Durchgang Nummer vier stellte der Titelverteidiger abermals seine mentale Stärke unter Beweis. Nach zwei High-Finishes von Wright scorte Anderson im Decider, was das Zeug hielt, und schmetterte wieder einen 12-Darter ins Board. Das saß.

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Wright bekam minutenlang nicht sein A-Game auf die Bühne und lag schnell mit 0:2 zurück. Doch dann leistete sich The Flying Scotsman seinen ersten Fauxpax! Er machte den Satz trotz eigener Möglichkeiten nicht zu und Wright war zurück. Ein Break später ließ Anderson auch im Decider Federn und Wright checkte 90 zum Satzgewinn. 2:3 statt 1:4 - unheimlich wichtiger Moment für Wright!

Wright auf Andersons Fehler angewiesen

In der Folge brachten beide ihre Aufschläge auf null, wobei Anderson wieder Chancen zum Break verstreichen ließ. Im Decider ließ die Nummer zwei der Welt zwei Chancen auf D4 aus und Wright glich in Sätzen aus.

Und wie würde Anderson reagieren? Im Stile eines Champions! Nach einem Breakfestival schüttelte Anderson unter Druck ein 157er Finish aus dem Ärmel und schnappte sich so den siebten Satz.

Wright war angezählt und war auf Fehler seines Landsmanns angewiesen. Doch diese gab es selten. Anderson eröffnete seinen Satz mit fünf perfekten Darts und marschierte kurz darauf auch noch in den fremden Aufschlag. Als der Paradiesvogel kurz darauf bei einer Breakchance auf die D20 verzog, war die Vorentscheidung gefallen.

"Habe nicht gut genug gespielt"

Spätestens als Anderson erst ein Break gelang und Wright im nächsten Leg mal wieder Chancen auf das Doppel ausließ, dürften auch die treuesten Snakebite-Anhänger die Hoffnung verloren haben. Symptomatisch, dass Wrights vier Versuche zum Leggewinn allesamt abstürzten und Anderson das Match in Ruhe unter Dach und Fach bringen konnte.

"Ich hatte Probleme und habe einfach nicht gut genug gespielt. Nächstes Jahr bin ich hier der Favorit auf das Finale", sagte Wright nach der Partie. Insgesamt produzierte er durchschnittlich 100 Punkte pro Aufnahme, nutzte aber nur knapp 30 Prozent auf die Doppel.

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