1. Simply The Best: Renato Augusto: Bester Spieler Brasiliens! Überrascht? Genau zehn Jahre ist es her, da war der heutige Leverkusener der beste Spieler seines Jahrgangs. Allerdings war der Ball etwas kleiner und das Spielfeld etwas härter. Diese Auszeichnung ("schon etwas Besonderes") bekam er im Futsal - da war er erst 14. Mit sechs Jahren beginnt er in der Halle, ein Freund seiner Mutter nimmt ihn mit. Acht Jahre später ist er der Beste. So jung und schon keine Ziele mehr...
2. The Middle:...dachte sich Renato wohl und wechselte zum "richtigen" Fußball. Schuld waren seine Freunde. "Ich hatte erst keine Lust, bin dann aber zu Flamengo gewechselt." Aller Anfang ist allerdings schwer. Als ihn sein Coach fragt, welche Position er spielt, hat der junge Futsaller von Tuten und Blasen keine Ahnung, schließlich funktioniert der Hallenkick ganz anders. Er beginnt als Zehner - denn sonst ist nichts frei. Man stelle sich mal vor: Augusto hätte genauso gut Linksaußen oder Innenverteidiger werden können...
3. Heeeey Maracana:14 Jahre, keine Erfahrung, willkürliche Position auf dem Feld. "Läuft", dachte sich Augusto wohl. Und wie es lief: Drei Jahre später spielt er im legendären Maracana-Stadion vor 96.000 Zuschauern. Als 17-Jähriger. Und wie ist das so? "Wie in einer anderen Welt. Das kann dort zu einem Erlebnis werden, das dich zu Tränen rührt." So sind sie, die Brasilianer. Also alles super, oder? Nicht ganz: "Einem Kollegen von mir haben sie damals mit Steinen die Scheiben seines Autos kaputt gemacht." So sind sie auch, die Brasilianer.
4. Hurt: Bilderbuch-Karriere bis dahin also. "Er wird der nächste Kaka werden", schwärmt sein Coach Nery Franco. Doch dann geht es fast ins Auge: Bei einem Zusammenstoß bricht er sich das Jochbein, kann das rechte Auge zehn Tage nicht öffnen und muss zwei Monate pausieren. "Ich habe fast ein Auge verloren." Aber er kommt zurück. Heute zeugt eine Narbe am rechten Auge von seiner schlimmsten Verletzung. Bei Bayer erwischt es ihn leider auch immer wieder. Gibt man bei Google seinen Namen ein, lautet der erste Vorschlag "Renato Augusto verletzt". Autsch.
5. Eat it: Ein Fuchs ist er, der Renato. Als er nach Deutschland wechselt, bekommt er von Bayer die Putzfrau, die auch schon für Juan und Ze Roberto Staub gewischt hat. Da fühlt man sich doch gleich wie zu Hause - auch kulinarisch. "Ich habe ihr am Anfang gesagt, dass sie mir jeden Tag Reis mit Bohnen und geröstetem Maniokmehl anrichten soll." Reis und Bohnen: So sind sie, die Brasilianer. Vielleicht sind die Restaurants in Leverkusen aber auch einfach nicht gut genug für einen brasilianischen Gaumen: Sein Lieblingslokal ist das "Cafe do Brasil". In Köln.
6. I Did It My Way: Was ein echter Brasilianer ist, der bewundert doch die großen Fußballer vom Zuckerhut, oder? Bei Renato Augusto ist das ähnlich: "Romario und Ronaldinho haben mich immer beeindruckt." Als halber Futsaller hat er natürlich auch in der Halle Vorbilder, nämlich Falcao, den "vielleicht besten Spieler der Welt". Nachahmen wollte er sie aber nie - dann lieber eigene Fußstapfen hinterlassen!
7. The Lazy Song: Gute preußische Tugenden fand er hier vor - und die sind für einen Brasilianer Gewöhnungssache. Ganz besonders die Pünktlichkeit. Passt halt einfach nicht zum "Livin la vida loca", wie Augusto zugeben muss. "In Brasilien sagen sie zwar auch, dass das Training morgen um 15 Uhr beginnt. Aber es muss nicht heißen, dass das auch so passiert. Hier in Deutschland ist Training um 10 Uhr, wenn der Trainer sagt 10 Uhr." Aha: Vormittags wird in Brasilien also nicht trainiert! So sind sie...
8. Pray: "Nun sag, wie hast du's mit der Religion?" lautete einst die Gretchenfrage an Heinrich Faust. Für einen Brasilianer schon fast Ehrensache: Augusto bezeichnet sich selbst als Katholik und betet regelmäßig, unter anderem auch auf dem Weg von der Kabine aufs Spielfeld. Vor dem Pokalfinale gegen Bremen 2009 kündigte er an, in der Kapelle des Olympiastadions zu beten. Den Sieg fuhr dann aber doch Werder ein.
9. Hit Me With Your Best Shot: Hat Augusto noch eine andere Spezialität außer Reis und Bohnen auf Lager? Auf dem Platz schon. Technisch versiert ist er sowieso, dazu noch gut im Zweikampf. Das liegt - natürlich - am Futsal. "Man ist sehr oft am Ball und lernt dadurch sehr gut, sich in Eins-gegen-Eins-Situation zu behaupten." Er kann es aber auch mit der Brechstange: In Leverkusen ist er berühmt für seine knallharten Hütten aus der zweiten Reihe.
10. One Minute Man: Auftritte für die Selecao sind für jeden Brasilianer natürlich das Salz in der Karrieresuppe. Da macht Leverkusens Nummer Zehn natürlich keine Ausnahme, auch wenn ihm seine Verletzungsanfälligkeit die Suppe schon das eine oder andere Mal versalzen hat. Auf drei Auftritte in Gelb-Blau bringt Renato Augusto es bisher. Die gliedern sich wie folgt: 58 Minuten gegen Frankreich, ein paar Sekunden Nachspielzeit gegen Schottland, und: vier Minuten beim 2:3 gegen Deutschland im August 2011. Insgesamt also noch ausbaufähig, aber Renato Soares de Oliveira Augusto bleibt Optimist. So sind sie halt, die Brasilianer.
Renato Augusto im Steckbrief