SPOX: Mr. Petway, rund um das Final Four in Madrid war immer wieder die Rede von der speziellen Situation eines Do-or-Die-Spiels. Das Halbfinale gegen ZSKA gewannen Sie, das Finale gegen Real ging verloren. Ist die Vorbereitung in irgendeiner Weise anders, wenn man nur dieses eine Spiel hat?
Brent Petway: Grundsätzlich ist es schon etwas anderes. Du musst einfach bereit sein. Du hast ja nicht die Möglichkeit, abzuwarten und zu sagen 'wir haben ja noch ein Spiel'. Andererseits gingen wir in den Playoffs auch nie in die Spiele und dachten, wir könnten uns eine Niederlage leisten, da wir im nächsten Spiel ja noch die Chance hätten, es wieder gutzumachen. Das hat uns gut vorbereitet. Gerade mental.
SPOX: Neben dem Basketball spielt die Musik für Sie eine große Rolle. Gab es da einen Track, den Sie sinnbildlich für das Final Four sehen würden?
Petway: Mein Lieblingstrack momentan ist "Hustlin'" von Rick Ross. Er ist zwar bereits etwas älter, aber dafür ein sehr starker Track über das Erreichen deiner Ziele, die harte Arbeit, die du investieren musst. Dazu hat er einen schnellen Uptempo-Beat. Der Track pusht dich einfach.
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SPOX: Woher kommt Ihre Leidenschaft für die Musik?
Petway: Von meiner Mutter. Sie war unglaublich musikbegeistert, sang selbst in einem Chor und natürlich in der Kirche. Ich selbst war auch im Kirchenchor und habe zudem Schlagzeug gespielt. So ging es los und nun ist die Musik nach dem Basketball definitiv meine Nummer zwei.
SPOX: Abgesehen von Basketball erinnert das ein wenig an "The Roots"-Drummer Questlove...
Petway: Ja, definitiv. Da gibt es durchaus Parallelen.
SPOX: Mittlerweile sind Sie in Griechenland sogar ein bekannter DJ. Wie kam es dazu?
Petway: Ich verbrachte meine ersten Jahre in Griechenland auf Kreta. Da war mir ein wenig langweilig, ich wusste nicht genau, was ich machen sollte und habe mir dann gedacht, dass ich gerne etwas mit Musik machen würde. Ich habe mir das DJing dann selbst beigebracht, mir einen Controller zugelegt und es einfach ausprobiert. Meine Nachbarn waren damals sicherlich nicht allzu glücklich (lacht). Ich bin aber immer besser geworden und durfte dann tatsächlich immer häufiger in Bars auflegen. Dort die Leute zu meiner Musik tanzen zu sehen, hat mir unglaubliche Freude bereitet. So ist die Leidenschaft entstanden.
SPOX: Hilft die Kunstform Musik, das Kreative, ein wenig vom Basketball abzuschalten?
Petway: Absolut. Musik ist einfach ein Ventil. Hin und wieder ist man vom Basketball oder anderen Dingen einfach gestresst. Dann kannst du dich darauf konzentrieren, etwas Schönes zu erschaffen. Das ist sehr entspannend - selbst wenn der Beat ein wenig härter ist.
SPOX: Es gibt diese Geschichte, dass Sie am College nur keinen Abschluss in Musik machten, weil Sie nicht wussten, dass das an Ihrer Uni möglich gewesen wäre. Stimmt das?
Petway: Leider, ja. Wir hatten Studienberater, die vorgaben, uns helfen zu wollen, uns eigentlich aber nur sagten: 'Belege diesen Kurs.' Ich habe mich dann selbst leider zu wenig gekümmert, deshalb auf sie gehört und das College zunächst nicht allzu sehr genossen. Als ich dann aber herausfand, dass ich auch Musikkurse belegen konnte, habe ich es deutlich mehr genossen.
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SPOX: Es war grundsätzlich nicht immer einfach an der University of Michigan...
Petway: Das stimmt. Michigan ist dafür bekannt, viel Wert auf die akademische Ausbildung zu legen. Man war also tatsächlich gleichzeitig Basketballspieler und musste seine Kurse belegen. An manchen Unis ist das ja nicht zwingend so. Unsere Coaches interessierte es nicht, was wir sonst noch tun mussten. Wenn wir um acht oder neun Uhr Training hatten, dann hatten wir Training - egal wie unser Stundeplan aussah. Andererseits legte Coach Amaker viel Wert darauf, dass wir auch einen Abschluss machten. Er war keiner von denen, die sich nicht dafür interessierten, was wir außerhalb des Basketballs machten. Er hat immer wieder kontrollieren lassen, ob wir auch wirklich unsere Kurse besuchten. Taten wir es nicht, gab es Extralaufeinheiten. Das war natürlich gut. Hin und wieder war es aber natürlich schon hart, morgens aufzustehen (lacht).
SPOX: Sie spielen Basketball, sind DJ. Genießen Sie die Show und das Rampenlicht?
Petway: Durchaus. Auch das habe ich von meiner Mutter. Sie hat mich häufig in die erste Reihe gerückt. Auch in der Kirche. So gewöhnte ich mich schnell daran, im Fokus zu stehen und hatte deshalb auch nie Probleme, vor Menschen zu sprechen.
SPOX: Ihr Intermezzo bei den Harlem Globetrotter passt da natürlich perfekt ins Bild. Wie kam das zustande?
Petway: Das geht auch wieder bis in meine Jugend zurück (lacht). Ich hatte einfach so viel Spaß am Basketball und habe mir die Globetrotters deshalb häufig angesehen. Irgendwann dachte ich mir dann: 'Wieso soll ich nicht zwei Dinge kombinieren, die mir Freude bereiten.' Leute zum Lachen bringen und gleichzeitig Basketball spielen. Das war eine großartige Erfahrung. Am Ende hat mir dann aber doch der Wettkampf gefehlt. Deshalb bin ich dann zum "normalen" Basketball zurückgekehrt.
SPOX: Die Liebe zur Show blieb allerdings. Einst forderten Sie sogar Dwight Howard zum Dunkcontest heraus, indem Sie in einem Video-Clip all seine Dunks, mit dem er den Contest beim All-Star Weekend gewonnen hatte, nachstellten. Hat er jemals darauf reagiert?
Petway: Nein, nicht direkt. Allerdings habe ich gehört, dass er einmal in unseren Teambus kam, als das NBA- und D-League All-Star Game, bei dem ich mitspielte, am selben Ort stattfanden. Er fragte dann, wer dieser Typ sei, der immer diese Videos veröffentlicht und meinte, meine Teamkollegen sollten ihm sagen, dass er damit aufhören solle. Persönlich haben wir allerdings nie gesprochen.
SPOX: Er hat auch nie auf Twitter reagiert?
Petway: Nein, er hat nie öffentlich reagiert. Dann wäre Howard ja auch unter Zugzwang gewesen (lacht).