"FCB blickt nicht über den Tellerrand"

Marc-Oliver RobbersOle FrerksMartin Klotz
15. Oktober 201514:40
Die Euroleague-Saison 2015/16 beginnt am Donnerstagspox
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Am Donnerstag startet die neue Saison der Turkish Airlines Euroleague (Unicaja Malaga vs. Brose Baskets Bamberg, ab 20.45 Uhr im LIVETICKER). Erreicht ein deutsches Team das Final Four? Wer wird MVP? Wäre die Spitze Europas in der NBA konkurrenzfähig - und führt überhaupt ein Weg am neu formierten Fenerbahce vorbei? Die SPOX-Redakteure diskutieren mit der türkischen Basketball-Koryphäe Ismail Senol von NTV Spor.

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These: Ein deutsches Team erreicht das Final Four

Martin Klotz: Sorry, aber das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Klar wäre es toll, 2016 in Berlin einen deutschen Vertreter im Kampf um die europäische Krone zu sehen, doch für realistisch halte ich das nicht. In der BBL ziehen die Brose Baskets und Bayern einsam ihre Kreise, doch auch wenn beide Teams die heimische Liga dominieren werden, ist Europas Spitze einfach noch ein gutes Stück weg. Sowohl Svetislav Pesic als auch Andrea Trinchieri haben von einer Hammergruppe gesprochen, in die ihr Team gelost wurde. Und damit haben sie verdammt Recht. Der FCB muss gegen Real, Fenerbahce und Eurocup-Sieger Khimki Moskau ran, Roter Stern Belgrad ist auch keine Laufkundschaft. Bamberg hat mit ZSKA Moskau und Maccabi Tel Aviv zwei namhafte Konkurrenten, auch gegen Darussafaka Dogus und Unicaja Malaga haben schon ganz andere Teams verloren. Und wer schon in der Gruppe Probleme bekommen wird, der ist einfach kein Kandidat fürs Final Four. Das Top 16 ist meiner Meinung nach für beide Mannschaften drin, mit ein bisschen Glück auch die Playoffs. Aber das ist auch das Höchste der Gefühle.

Gruppencheck, Teil 1: Im Ring mit den Schwergewichten

Ismail Senol: Ich sehe das ähnlich, Martin. Meiner Einschätzung nach haben dieses Jahr viele Teams Chancen aufs Final Four, ich zähle aber kein deutsches dazu. Bei den Bayern sehe ich sogar ein grundsätzliches Problem: Sie versuchen, ihre Strategie aus dem Fußball auf Basketball zu übertragen, sie verstärken sich immer wieder mit den besten BBL-Spielern, ohne über den Tellerrand zu blicken. Dieser Pool reicht aber nicht, um auf das Elite-Niveau in Europa zu gelangen. Sie müssen diese Strategie ändern, bevor ich ihnen große Schritte in Europa zutraue. Bamberg macht das anders: Ich bin ein großer Fan von Andrea Trinchieri und Daniele Baiesi, sie sind auf dem vollkommen richtigen Weg und können in der Euroleague wirklich Erfolg haben, wenn sie noch ein paar Jahre zusammen bleiben. Baiesi ist total unterschätzt und großartig darin, eher unbekannte Spieler aus dem Hut zu zaubern. Durch die finanziellen Möglichkeiten ist es nun auch möglich, Spieler wie Strelnieks oder Wanamaker zu halten und Hochkaräter wie Zisis oder Nicolo Melli zu holen. Das Top 16 traue ich ihnen schon diese Saison zu, weiter geht es aber noch nicht.

Ole Frerks: Dieses Jahr wird es nichts werden, da stimme ich euch beiden auch zu. Bei den Baskets liegt das vor allem daran, dass sie mit dem jetzigen Team noch nicht in der Euroleague aufgelaufen sind. Das "deutsche" Final Four kommt für mich zwei Jahre zu früh. So weit sind unsere Teams nicht mehr weg von der Spitze, die letzten Schritte haben Bayern und Bamberg aber noch vor sich. Zu einer Vorhersage lasse ich mich aber hinreißen: In dieser Saison wird erstmals ein deutsches Team die Playoffs erreichen. Dort ist dann aber Endstation.

Marc-Oliver Robbers: Es ist alles richtig, was ihr sagt. Die Gruppen sind unfassbar schwer, das Final Four in Deutschland kommt zu früh und eigentlich sind beide Teams noch nicht in Europas Spitze angelangt. Doch ich gebe einfach mal den Träumer. Wie sagte Trinchieri bei uns im Interview: "Die Chance liegt vielleicht bei einem Prozent, aber es ist eine reelle Chance und dafür arbeiten wir." Er sagte auch, dass jeder Spieler jeden Tag im Training diese Ambition haben muss, dort spielen zu wollen. Beide Teams verfügen wohl über den jeweils besten Kader aller Zeiten, mir gefällt vor allem der Bamberg-Kader richtig gut. Die Tiefe ist beeindruckend und wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass ein Nikos Zisis mal in der BBL spielen wird. Es gilt erst einmal, die erste Gruppenphase zu überstehen und da ist es mir auch egal, ob das holprig wird, Martin. Die Saison ist so lang, da würde ich aus der Gruppenphase nicht zwingend eine Prognose für den weiteren Saisonverlauf ableiten. Die Chance ist verschwindend gering, aber lebt der Sport nicht von solchen unrealistischen Hoffnungen und Wünschen?

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These: Es führt kein Weg an Fenerbahce vorbei

Ismail Senol: Klares Nein. Vergessen wir da nicht die amtierenden Finalisten Madrid und Piräus? Natürlich hat Fener einen richtig beeindruckenden Kader, aber diese Teams spielen seit langer Zeit zusammen, während Fener mit Nemanja Bjelica und Andrew Goudelock seine beiden Topscorer verloren hat. Im Backcourt allein sind mit Kostas Sloukas und Bobby Dixon zwei Neue, die ihre Rollen erst finden müssen und bei denen keiner weiß, wie sie koexistieren. Das ist bei neu zusammengestellten Teams immer eine Frage der Zeit, weshalb ich Fener und auch ZSKA nicht so unheimlich hoch einschätze. Ich hätte da eher Khimki Moskau als Überraschung auf dem Zettel, da sie den Eurocup-Sieger-Kader halten und noch prominent verstärken konnten.

Marc-Oliver Robbers: Die These ist natürlich übertrieben, dafür gibt es einfach zu viele hochgerüstete Teams in Europa. Aber Feners Kader ist schon unfassbar geil. Das Argument des neu zusammengestellten Rosters lasse ich so nicht gelten, schließlich stehen jedes Jahr 80 Prozent aller europäischen Teams vor diesem Problem. Für mich gehören sie zu den Topfavoriten, aber da muss man natürlich auch die anderen üblichen Verdächtigen nennen. Das Wettrüsten in der Türkei ist aber schon krass. Die Kader von Anadolu Efes und Darussafaka sind auch nicht von schlechten Eltern; Pinar Karsiyaka Izmir wurde ja als Überraschungsmeister leider ziemlich auseinander gepflückt, aber das Niveau ist schon verdammt hoch. Das hilft natürlich auch, um in der Euroleague weit zu kommen. Bei Real sehe ich das Problem, dass sie satt sein könnten. Die letzte Saison war einfach zu krass. Ich glaube daher nicht, dass sie den Repeat schaffen werden.

Ole Frerks: Ich bin wie Ismail der Meinung, dass wir Kontinuität häufig unterschätzen. Natürlich hat beispielsweise Olympiakos auch viele Spieler ausgetauscht, zwei Dinge werden aber genau so bleiben wie in den letzten Jahren: Spanoulis ist Batman, Printezis ist Robin. Und die Defense kommt aus dem Kollektiv. Es ist sehr wichtig, diese Art von Stabilität zu haben und zu wissen, wer welche Rolle hat. Real ist in dieser Hinsicht momentan das schillerndste Beispiel, auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob sie nach der perfekten Saison und der EuroBasket im Anschluss ähnlich gierig auf Erfolg sein können. Da bin ich bei dir, Olli. Trotzdem bleiben sie vorerst das Team, das es zu schlagen gilt. Ich würde Fener trotzdem gute Chancen beimessen, wenn mir der angesprochene Backcourt etwas besser gefallen würde. Nichts gegen Sloukas, aber Dixon hat noch nie einen Wurf gesehen, den er nicht nehmen wollte. Und der soll die ganzen Frontcourt-Spieler füttern? Ich bin da skeptisch. Da traue ich schon eher ZSKA den Sprung an die Spitze zu.

Real Madrid: Ein Team, Europa zu knechten

Martin Klotz: Die These sollte eher lauten: Es führt kein Weg an Real Madrid vorbei! Fener hat einige absolute Top-Akteure im Kader, doch die sind fast alle neu dabei und müssen erst einmal lernen, zusammenzuspielen und sich den einen orangefarbenen Ball zu teilen. Das klappt hingegen bei Real seit Jahren gut. Jeder kennt seine Rolle, ein Sergio Rodriguez kommt beispielsweise ohne zu murren von der Bank. Gleiches gilt dieses Jahr vermutlich auch für ACB-MVP (!) Felipe Reyes und Final-Four-MVP (!) Andres Nocioni. Bis zur Position zwölf ist Madrids Kader exzellent besetzt, in einer langen Saison in drei Wettbewerben ist das noch einmal ein Vorteil gegenüber Fener. Zudem sitzt mit Pablo Laso der amtierende Coach of the Year auf der Bank, der ein funktionierendes, mannschaftsdienliches System etabliert hat. Alle streben einem gemeinsamen Ziel entgegen: der Titelverteidigung. Der Weg, liebe Leute, geht nur über Madrid.

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These: Bayern fehlt ein Top-PG für den Angriff auf die Spitze

Martin Klotz: Top in der Defense oder in der Offense? Ersteres halte ich in einer von athletischen, amerikanischen Guards (und wenigen erfahrenen, abgezockten Europäern) dominierten Liga für unabdingbar. Da hat sich der FCB mit Alex Renfroe ein Upgrade besorgt, zudem ist er gut im Transition Game. Im Halfcourt braucht Bayern eigentlich kein Point-Guard-Monster, sondern einfach einen Pass-first-Guy. Einen Aufbau, der mit Übersicht spielt und die offensiven Waffen des FCB einzusetzen und zu finden weiß: K.C. Rivers an der Dreierlinie, Nihad Djedovic auf dem Weg zum Korb, sowie John Bryant und Deon Thompson im Pick-and-Roll. Das macht Renfroe schon ganz ordentlich, auch wenn er noch ein bisschen zu sehr auf sein eigenes Scoring schaut. Was Bayern auch ohne neue Spieler verbessern kann, ist das Ball Movement. Es hat noch nicht jeder verinnerlicht, dass man einen guten für einen sehr guten Wurf aufgeben muss.

Ismail Senol: Stand jetzt ist das richtig. Ich würde ihnen da aber keinen Vorwurf machen: Nicht allzu viele Teams in Europa verfügen überhaupt über einen klassischen dominanten Point Guard und sie haben mit Micic jemanden im Kader, der diese Rolle in Zukunft ausfüllen könnte. Er hat ein grandioses Spielverständnis und beherrscht das Pick-and-Roll, er braucht nur Zeit. Aber wie gesagt, blicken wir auf die richtig guten Einser: Diamantidis, Spanoulis, Rice, die Spanier natürlich - klar. Aber so wahnsinnig viel kommt da ansonsten nicht. Teodosic wird natürlich immer genannt, er hat aber noch nie etwas Großes gewonnen und ist für mich einfach kein Winner. Es gibt einfach kaum richtig starke Einser in Europa, daher gibt es in diesem Punkt keine Kritik von mir an Bayern. Die gibt es eher in anderer Hinsicht: Ich bin ein Fan von Marko Pesic, dennoch war sein Roster vergangenes Jahr einfach schlecht. Es fehlte an Speed, an Athletik und Flow... das ist für mich vorerst wichtiger als ein "Superstar"-Aufbau, und das hat sich auch durch die Neuverpflichtungen im Sommer nicht ausreichend geändert. Das Hauptproblem der Bayern ist für mich der Mangel an mobilen Big Men.

Gruppencheck, Teil 2: Willkommen in der Hölle

Ole Frerks: Da muss ich mal kurz Off-Topic gehen, um meinen Lieblingsspieler in Europa zu verteidigen. Teodosic ist für mich ein Genie und ich würde WM-Silber oder seine ganzen Titel in Russland jetzt auch nicht als "nichts gewonnen" bezeichnen. Es würde mich nicht wundern, wenn es dieses Jahr auch mal mit der Euroleague klappen würde, dann können wir dieses "kein Winner"-Thema hoffentlich endlich beenden. Sorry, das musste sein. Was die Bayern angeht: Ich habe von Micic bisher wenig gesehen, das mich so richtig überzeugt hätte. Er zeigt immer wieder tolle Ansätze und hat sicher einen hohen Basketball-IQ, er ist aber auch relativ fragil und nicht gerade der schnellste. Er braucht definitiv noch Zeit, ich weiß aber nicht, ob Bayern diese auch hat. Renfroe ist ein guter Combo-Guard, mehr aber auch nicht. Es hat mich ehrlich gesagt ziemlich überrascht, dass die Bayern in diesem sonst sehr produktiven Sommer nicht auch auf der Eins noch einmal richtig nachgebessert haben.

Marc-Oliver Robbers: Ich bin da ganz bei dir, Ole. Ich war ebenfalls überrascht, dass Bayern da keine größere Nummer geholt hat. Entweder war man an jemanden dran und es hat sich zerschlagen oder aber Pesic hält wirklich so große Stücke auf Micic, wie nach außen immer verkauft wird. Ich denke jedem ist klar, dass er bislang noch nicht das zeigen konnte, was man von ihm erhofft hat. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass der Junge erst 21 Jahre ist und es seine erste Saison fernab der Heimat war. Das Angenehme bei ihm ist, dass er sich trotz seines jungen Alters extrem reflektiert gibt. Das wird ihm sicher helfen. Ich würde ihn daher auch noch nicht abschreiben. Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass Bayern zu wenig Athletik besitzt. Die Rückholaktion von Deon Thompson war da ein cleverer Schachzug und ich erwarte eine Breakout-Saison von Paul Zipser. Bitte lasst den Jungen endlich mal verletzungsfrei durch die Saison kommen. Mit einer festen Rolle könnte er auch international wertvoll sein. Und dann ist da auch noch Maxi Kleber, der auch Athletik mitbringt.

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Euroleague-MVP wird...

Marc-Oliver Robbers: Ganz schwierig. Da gibt es unendlich viele Kandidaten, aber hier wird ja eine Antwort verlangt. Ich nenne daher einfach mal Dario Saric. Das erste Jahr in der Türkei verlief vielversprechend, auch wenn es anfänglich ein paar Probleme gab. Im letzten November wurde er aber bereits zum MVP des Monats in der Euroleague gewählt - übrigens als jüngster Spieler aller Zeiten. Jetzt geht er in seine zweite Saison und wohl in die letzte, bevor er den Schritt über den großen Teich wagt. Das dürfte zusätzliche Motivation für ihn sein, sich entsprechend zu präsentieren und schon mal in Philadelphia zu positionieren. Ich mag ja diesen Spielertyp "Alleskönner". Der Junge kann passen, rebounden und auf unterschiedliche Arten scoren. Mit seinem Skillset wird er auch in der NBA für Furore sorgen können.

Ole Frerks: Da gibt es jede Menge Kandidaten, allein bei Fener sehe ich mit Vesely und NBA-Rückkehrer Datome zwei Top-Anwärter auf den Award. Ich nehme dann aber mal einen, den jetzt nicht unbedingt jeder auf dem Radar hat: Ante Tomic. Wieso? Barca hat nicht mehr so einen Monster-Kader wie häufig in den letzten Jahren und wird mehr denn je auf den Center angewiesen sein, der meiner Meinung nach der kompletteste in ganz Europa ist. Er hat einen Mords-Spielwitz, spielt grandiose Pässe und kann sich mit seinen Moves gegen jeden anderen Big Man durchsetzen. Die Neuverpflichtungen Barcas zielten sehr darauf ab, ihm im Frontcourt den Rücken freizuhalten, und sind daher mit Shane Lawal und Samardo Samuels sehr athletisch. Ich glaube, Tomic wird ziemlich monströse Zahlen auflegen und wenn Barca es ins Final Four schaffen sollte, wird das vor allem an ihm liegen.

Ismail Senol: Ich lege mich auf Vesely fest, auch wenn der MVP dann zweimal in Serie von Fenerbahce kommt. Der Typ ist ein Tier! Niemand in Europa kann mit seiner Physis, seiner Athletik und seinem Herzen mithalten, das hat man auch bei der EuroBasket gesehen. Durch den Abgang von Bjelica in die NBA wird er nun sogar noch mehr Verantwortung tragen und reihenweise Double-Doubles auflegen. Er hat sich einen schönen Floater zugelegt, der mich an Printezis erinnert und mit dem er noch gefährlicher wird. Vesely ist für mich daher der Top-Kandidat. Was Alternativen angeht: Wir wissen immerhin, dass Rice jede Menge scoren wird...

Martin Klotz: Boah, das ist schwer. Ich lege mich auf Nando de Colo fest. Der Guard von ZSKA hätte es vergangene Saison schon verdient gehabt, 15/16 ist er dran. Bei der EM überzeugte er mit 13,1 Punkten, 5,2 Rebounds, 3,7 Assists und 1,1 Steals in 26 Minuten. Geht es für einen Guard vielseitiger? Das erste Jahr in Russland diente dem Ankommen, nun wird die Euroleague zu spüren bekommen, was er in den Jahren bei den San Antonio Spurs von Gregg Popovich gelernt hat. In Moskau hat er den Vorteil, dass er neben Teodosic viele Freiräume bekommen wird. Und da der Frontcourt nicht herausragend besetzt ist, wird De Colo alle Chancen haben, diese Möglichkeiten zu nutzen. Er ist ein Allrounder vor dem Herrn, der sogar hin und wieder in die Nähe eines Triple-Doubles kommen wird. Merkt euch meine Worte.

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These: Die Euroleague-Spitze würde im NBA-Osten die Playoffs erreichen

Martin Klotz: An einem guten Tag können die besten Teams aus Europa vielleicht die New York Knicks, die Philadelphia 76ers, die Brooklyn Nets und meinetwegen auch die Charlotte Hornets schlagen. Aber wir reden hier von einem Spiel - und auch noch lange nicht von Playoff-Anwärtern. Die Offensive wäre dabei gar nicht so das große Problem, den Ball in den Korb werfen können schließlich alle Spieler der großen Euroleague-Klubs. Aber kein europäisches Team wäre konditionell in der Lage, über 48 Minuten intensiv zu verteidigen. Da machen sich der Schnelligkeitsvorteil und die Athletik der Amerikaner enorm bemerkbar. Über die Dauer einer Saison hätten es selbst Real, ZSKA und Fenerbahce schwer, in der NBA auf 20 Siege zu kommen. Glücklicherweise sind damit die Playoffs selbst in der Eastern Conference nicht drin.

Ole Frerks: Das sehe ich vollkommen anders. Streichen wir mal die Regel-Unterschiede und nehmen an, dass sich das jeweilige Euroleague-Team nach NBA-Regeln auf die Saison vorbereitet wie jedes andere Team, sonst macht die Diskussion ja so oder so keinen Sinn. Dann sollen da bloß 20 Siege machbar sein? Selbst die Sixers haben in den letzten beiden Jahren 18 und 19 Siege geholt! Im Westen wäre es aussichtslos, aber wenn wir ehrlich sind: Abgesehen von Cleveland, Chicago und ganz wenigen anderen wären die Playoff-Teams aus dem Osten dort ebenfalls aussichtslos. Im Osten würde ich es Teams wie Real, ZSKA oder Fener schon zutrauen, an den 40 Siegen zu kratzen und damit die Playoffs zu erreichen. Und das sage ich als jemand, der vor kurzem die Blowouts der Celtics gegen Real und Mailand gesehen hat. Solche Spiele gibt es immer wieder und man sollte daraus nicht direkt eine fundamentale Weisheit ableiten - Alba war letztes Jahr ja auch nicht auf einmal besser als die Spurs. Ich sehe das so: Defensiv würde beispielsweise Real sicher nicht zu den besten Teams gehören, ihre Offense würde aber auch in der NBA die meisten Teams vor große Probleme stellen.

Ismail Senol: Gut, dass du Real als Beispiel gewählt hast, Ole: Die Königlichen wären für mich das einzige Team, dem ich in der Eastern Conference unter Umständen die Playoffs zutrauen würde, einfach weil die meisten ihrer Spieler auch schon in der NBA gespielt haben oder zweifellos das Talent dazu haben, wie beispielsweise Sergio Llull. Das wäre für mich aber auch das einzige Team. Fener hat niemanden, der starke Ballhandler wirklich unter Druck setzen kann, deswegen hätten sie gegen John Wall, Russell Westbrook oder so einfach keine Chance. Und wenn ich an Olympiakos denke: Spanoulis dominiert dort die Offense mit seinem Sprungwurf, den er ungefähr auf Brusthöhe abwirft. Wie oft würde er damit in der NBA geblockt werden?

Marc-Oliver Robbers: Martin, 20 Siege? Das würden so einige Euroleague-Teams in der NBA schaffen. Real habt ihr bereits angesprochen, aber ich würde Fenerbahce da auch nicht so schlecht sehen wie Ismail. Die haben schließlich auch einige NBA-erfahrene Akteure, die zugegeben nicht die größte Rolle in ihren Teams hatten, aber das bedeutet ja nicht, dass sie es nicht drauf haben. In der NBA kommt es nun mal sehr oft darauf an, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Gleiches gilt für ZSKA. Selbst Barca würde ich trotz ihres Aderlasses eine ordentliche Rolle im Osten zutrauen, das bringt allein schon die Spielweise mit. Denkt nur daran, wie die Hawks im Vorjahr die Regular Season in der Eastern Conference dominiert haben. Und Atlanta hat nun mal dank Spurs-Einschlag die europäische Spielweise. Das mannschaftsdienliche Spiel ist in Europa eher verinnerlicht als in den One-on-One geprägten Staaten - auch wenn sich das in den letzten Jahren in der NBA schon geändert hat. Commissioner Adam Silver wird ja bei jeden Global Games in Europa die Frage nach einem europäischen NBA-Team gestellt. Ich weiß, dass es unrealistischer Humbug ist, aber eine Euroleague-Division hätte schon ihren Reiz.

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