SPOX: Wissen Sie, wo Sie im Mock Draft beim renommierten Portal Draftexpress derzeit stehen?
Zipser: Ja, schon. Irgendwo am Ende der ersten Runde, glaube ich. Da werde ich immer mal wieder drauf angesprochen - übrigens auch von vielen Journalisten. (lacht) Daher weiß ich das und muss zwangsläufig drüber reden. Aber es gibt ja verschiedene Portale und verschiedene Zahlen. Darüber zerbreche ich mir jedoch jetzt nicht den Kopf.
SPOX: Was könnte ein Scout eines NBA-Teams in Ihnen sehen? Was für einen Spieler würde ein Team bekommen, wenn es Sie draften würde?
Zipser: Einen athletischen Spieler, der Defense spielt und einen guten Wurf hat. Es fällt einem immer ein bisschen schwer, über die eigenen Stärken zu sprechen. Aber ich würde mich als Flügel-Allrounder bezeichnen.
SPOX: Gibt es einen Akteur, zu dem Sie in Ihrem Spiel Parallelen sehen oder jemandem, dem Sie nacheifern?
Zipser: Einen konkreten Spieler gibt es da momentan nicht, aber es gibt auf meiner Position einige, die ich bewundernswert finde. Unter anderem Kawhi Leonard. Ich habe seinen Werdegang ein wenig verfolgt und versuche, mir vieles von ihm abzugucken. Klay Thompson ist auch so ein Beispiel. Das sind natürlich zwei völlig verschiedene Spielertypen, aber es gibt eben auch keinen Spieler als Vorbild, von dem ich sage: "Der ist genau wie ich."
SPOX: Nehmen wir mal an, Sie werden gedraftet. Was wäre Ihre Präferenz: noch ein oder zwei Jahre München oder direkt in die USA?
Zipser: Das weiß ich noch überhaupt nicht. Ich habe keine Ahnung, wie die Teams das handhaben und das kommt sicherlich auch darauf an, welches Team mich denn draften würde. Also da können wir dann später nochmal drüber reden. (lacht)
SPOX: Gehen wir vom großen Traum noch einmal zurück zu den Anfängen: Wer hat Sie in Ihrer bisherigen Karriere am meisten geprägt? Und von wem haben Sie am meisten gelernt?
Zipser: Ich hatte viele verschiedene Jugendtrainer, auch damals in Heidelberg am Basketball-College. Alexander Schönhals ist wohl der, mit dem ich am meisten gearbeitet habe. Von meinen Anfängen bis zur Pro A. Und auch im Sommer immer, also über die Saison hinaus. Und bei den Bayern natürlich Svetislav Pesic, das war ja meine erste Station bei den Profis. Und ja, man kann sagen, er hat mich auch schon geprägt. (lacht) Ich komme wirklich gut mit ihm klar und ich kann noch eine ganze Menge von ihm lernen.
SPOX: Haben Sie das Gefühl, dass die Spieler das Konzept von Pesic verstehen und er sie mit seiner doch manchmal irritierenden Art erreicht?
Zipser: Ich bin nicht irritiert. Die Spieler wissen immer genau, was er von ihnen will. Wie gut sie es umsetzen können, das liegt natürlich an den jeweiligen Qualitäten der Spieler. Aber die Kommunikation ist gut und es kommt immer klar rüber, was von einem erwartet wird.
SPOX: In der BBL hat sich Bayern nach anfänglichen Schwierigkeiten gefangen. Warum klappt es jetzt besser?
Zipser: Wir hatten letztes Jahr einen Zeitraum, in dem wir nicht so gespielt haben, wie wir uns das vorstellen. Auch dieses Jahr gab es wieder eine kurze, intensive Phase mit fünf Niederlagen in Folge. Da haben wir echt schlecht gespielt. Aber seit dem Spiel in Belgrad, also dem Aus in der Euroleague, spielen wir als Team wirklich gut zusammen. Defense wie Offense. Das zeichnet uns auch aus, dass wir uns wieder gefangen und uns davon erholt haben.
SPOX: Was war der Knackpunkt, der dem Team wieder neuen Auftrieb und Motivation gegeben hat?
Zipser: Turning Point war wohl das Spiel in Bremerhaven, das wir nach Rückstand in einem Krimi noch gewonnen haben. Da haben wir auch schlecht gespielt, aber eben doch gewonnen. Das hat uns Selbstvertrauen und einen Schub nach vorne gegeben. Es war ja nicht so, dass es ein oder zwei Dinge gegeben hätte, die man als unsere Fehler ausmachen konnte. Wir wussten einfach nicht, was schief läuft. Daher war es auch schwer, aus dem Tief wieder rauszukommen. Alle waren etwas gehemmt und versteift, vor allem hinten in der Verteidigung. Da stimmte beispielsweise die Pick-and-Roll-Defense überhaupt nicht. Aber nach Bremerhaven ging es wieder aufwärts.
SPOX: Wurden die Ziele nach dem Aus in der Euroleague neu definiert?
Zipser: Na klar, das mussten wir zwangsläufig. Wir wollen den Eurocup gewinnen, das muss international jetzt die Vorgabe sein. Auch wenn die Konkurrenz dieses Jahr richtig stark ist und wir mit Alba Berlin schon im Achtelfinale einen guten Gegner haben. Aber unsere erste Priorität ist es natürlich nach wie vor, deutscher Meister zu werden und uns den Titel zurückzuholen.
Paul Zipser im Steckbrief