Meuterei auf Russisch?

SPOX
13. Mai 201614:15
Milos Teodosic ist Teil des gefährlichsten Backcourts der Euroleaguegetty
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Nach zwei langen Wochen des Wartens steigt in Berlin das Final Four der Turkish Airlines Euroleague. Mit ZSKA Moskau und Fenerbahce haben sich die beiden absoluten Favoriten qualifiziert - doch sie bekommen es mit erstaunlich starker Konkurrenz aus Krasnodar und Vitoria Gasteiz zu tun. SPOX macht den Halbfinal-Check.

ZSKA Moskau - Lokomotiv Kuban Krasnodar

Saisonbilanz: 1-1 (VTB United League)

Ausgangslage: In der einzigen Playoff-Serie, die über fünf Spiele ging, setzte sich Krasnodar nach einem harten Fight gegen den FC Barcelona durch. Mehr als zwei Wochen Pause sollten den Herausforderern trotzdem genug Zeit zur Regeneration gegeben haben.

Moskau siegte zwar gegen Roter Stern Belgrad in drei Spielen, ließ aber ein wenig die Leichtigkeit der Regular Season vermissen. Immerhin kämpften die Serben aufopferungsvoll. Mit ähnlicher Intensität sollte Kuban beim ersten Auftritt im Final Four dagegenhalten.

Mit Nando De Colo kommt sowohl der Topscorer als auch der MVP aus der russischen Hauptstadt. Er hat die Rolle des Go-To-Guys übernommen und behält auch in den letzten Sekunden der Shotclock einen kühlen Kopf.

ZSKA steht zum 13. Mal in 15 Jahren im Final Four, was die Ausnahmestellung des Klubs eindrucksvoll unterstreicht. Siegreich war Moskau allerdings seit 2008 nicht mehr. Mit 90,7 Punkten erzielte das Team von Dimitris Itoudis mehr Punkte als jede andere Mannschaft in der Euroleague in diesem Jahrhundert.

Demgegenüber steht die beste Verteidigung des Wettbewerbs. Kuban ließ in der Regular Season die wenigsten Gegenpunkte zu (70,5). Das Team von Coach Georgios Bartzokas, der die Euroleague mit Olympiakos 2013 bereits gewann, hat ZSKA in der russischen VTB United League diese Saison einmal geschlagen.

Key Matchup: Milos Teodosic vs. Malcolm Delaney. Auf der Eins wartet das Duell zweier Spielertypen auf, die ungleicher nicht sein könnten. Auf der eine Seite Milos Teodosic, der zwar von der Bank kommt, aber gemeinsam mit Nando De Colo das Spiel von ZSKA lenkt.

Und Lenken ist der richtige Ausdruck, denn Teodosic hat immer den Blick für den freien Nebenmann. Sein Dreier ist nach wie vor tödlich, wenn die Verteidiger unter dem Screen durchgehen. Der Makel des fehlenden Titels wurmt Teodosic seit langem und macht ihn nur noch hungriger.

Ex-Bayer Malcolm Delaney, der ins Euroleague First Team gewählt wurde, hat dagegen seine Stärken in der Athletik und dem unwiderstehlichen Zug zum Korb. In Kombination mit seinem starken Shooting (39 Prozent Dreier) ist der Dauerbrenner (966 Minuten Spielzeit) für jeden Defender ein Matchup-Albtraum.

Malcom Delaney im Interview: "Wir spielen nicht wie die Warriors"

X-Faktor: Anthony Randolph. Das Mitglied des All Euroleague Second Team fand bei den Russen nur langsam seinen Rhythmus, zum Ende der Saison blühte er jedoch auf. Mit 14,5 Punkten und 5,8 Rebounds in nur 25 Minuten war er einer der wichtigsten Akteure der Playoff-Serie und mitverantwortlich für den Final-Four-Einzug von Kuban.

Kyle Hines, der Verteidiger des Jahres in den Reihen von ZSKA, wird mit Randolph alle Hände voll zu tun haben. In der Zone sollte der Vorteil bei Hynes liegen, im Midrange-Game und am Perimeter könnte Randolph aber großen Schaden anrichten, auch dadurch, dass er die gegnerischen Big Men für Delaneys Drives aus der Zone zieht.

SPOX-Prognose: Moskau war über die gesamte Saison dominant und leistete sich nur selten Wackler. Jetzt ist dafür definitiv nicht der richtige Zeitpunkt und wenn die Defense Delaney im Zaum halten kann, wird sich der Favorit durchsetzen. 81:70 ZSKA.

Fenerbahce - Laboral Kutxa Vitoria Gasteiz

Saisonbilanz: 0-0

Ausgangslage: Fener hat es bisher noch nie ins Finale geschafft, vergangene Saison scheiterten die Türken im Halbfinale am späteren Sieger Real Madrid. Dieses Jahr revanchierten sich die Schwarz-Gelben und siegten in den Playoffs souverän mit 3-0 gegen die Königlichen.

Vitoria Gasteiz dominierte in den Playoffs gegen Panathinaikos Athen ebenfalls und ließ den Griechen beim 3-0 keine Chance. Die klaren Ergebnisse waren aber in beiden Serien eine Überraschung.

Mit Zeljko Obradovic hat Fenerbahce ein Coaching-Urgestein an der Seitenlinie, das bereits acht Mal die Siegertrophäe in die Höhe stemmen durfte. Auch Ricky Hickman, Kostas Sloukas und Pero Antic dürfen sich schon Euroleague-Champions nennen.

Mit der Erfahrung ist es bei Laboral dagegen nicht so weit her. Aus dem Kader der Spanier stand einzig Center Ioannis Bourousis bereits im Final Four, alle anderen Spieler sind Neulinge auf der ganz großen Bühne.

Fener überzeugt mit starkem Perimeter-Shooting (38 Prozent Dreier). Vor allem Gigi Datome (45 Prozent) darf keine Sekunde offen stehen. Epke Udoh lehrte seine Gegenspieler in der Zone das Fürchten und stellte mit 53 Blocks einen neuen Saison-Rekord in der Euroleague auf.

Key Matchup: Jan Vesely vs. Ioannis Bourousis. Vesely verpasste das Ende der Saison und die kompletten Playoffs mit einer Verletzung der Achillessehne. Der Big Man, der früher bei den Washington Wizards in der NBA aktiv war, kehrt nun zurück und gibt seinem Team die wichtige Inside-Option zurück.

Dem Highflyer gegenüber steht Brecher Bourousis, der eher aus dem Post-Up agiert und seine Physis unter dem Korb einsetzt. Beide wurden ins All Euroleague First Team gewählt und tragen eine Großteil der Verantwortung im Team.

Das Pick-and-Roll mit Vesely ist eine gefährliche Waffe der Türken, die Räume für die Shooter schafft. Hier muss Bourousis defensiv enorm arbeiten, um trotz seiner Schwerfälligkeit am leichtfüßigeren Vesely dran zu bleiben.

X-Faktor: Darius Adams. Nach durchwachsener Regular Season ging der Point Guard in den Playoffs steil und legte sensationelle 22,7 Punkte bei 50 Prozent aus dem Feld auf. Vor allem um den vielen potenten Scorern von Fenerbahce gebührend zu antworten, wird Adams gebraucht.

Sein Selbstbewusstsein kann das Team mitziehen, denn Leader Bourousis steht immer nur kurze Phasen auf dem Parkett. Gelingt es dem US-Amerikaner, die Defense der Türken offenzulegen, fallen die anderen Puzzleteile wie von selbst.

SPOX-Prognose: 22 Siege, 5 Niederlagen. Die eindrucksvolle Bilanz von Fener, das sowohl die Gruppenphase als auch die Runde der besten 16 gewann, sagt eigentlich schon alles. Doch immer wieder ließ das Team aus Istanbul vermeintlich einfache Siege wie gegen Strasbourg oder Belgrad liegen. Dennoch sollten in einem äußerst taktischen Spiel die nahezu unerschöpflichen Optionen und die tiefe Bank der Türken den Ausschlag für den Sieg geben. 75:68 Fenerbahce.