1. Kanada
Nach dem brutal enttäuschenden siebten Platz im vergangenen Jahr ist Team Canada auf Wiedergutmachung aus. Hinzu kommt, dass der letzte Titel (2007) jetzt auch schon ein Weilchen zurück liegt. Die Ahornblätter haben ein Team zusammen, das nach Gold klingt. Einziger Wermutstropfen ist das Fehlen des verletzten Taylor Hall, aber auch ohne den Super-Rookie der Oilers wimmelt es nur so von Jungstars.
Die Defense ist mit Leuten wie Brent Burns, Dion Phaneuf, Luke Schenn und Alex Pietrangelo hochkarätig besetzt - und im Sturm wird es noch besser. Angeführt von Rick Nash, dem WM-MVP 2007, hat Coach Ken Hitchcock massig Firepower zur Verfügung. Jason Spezza, John Tavares, Chris Stewart, Matt Duchene, Jordan Eberle, Jeff Skinner, Andrew Ladd - Kanada wird nur schwer zu stoppen sein. Im Tor ist man mit James Reimer, der sich zum Maple-Leafs-Goalie der Zukunft entwickelt hat, auch bestens aufgestellt.
Player to watch: Jeff Skinner. Es spricht eine Menge dafür, dass der NHL-Rookie-of-the-Year in der Slowakei aufzocken wird. Skinner ist nur 1,80 Meter groß, aber der 18-Jährige kann fliegen. Hat eine überragende Saison für die Hurricanes gespielt (31 Saisontore).
2. Russland
Nach zwei WM-Titeln in Folge verpassten die Russen 2010 den Three-Peat. Und dabei hatten sie im vergangenen Jahr den Luxus, dass die Superstars Alexander Ovechkin und Evgeni Malkin zur Verfügung standen. Das ist in diesem Jahr nicht der Fall. Coach Slava Bykov hat seinen Kader so zusammengestellt, wie man das von ihm kennt. Als eine Mischung aus NHL und KHL. Jungs, die Tore schießen können, gibt es mehr als genug.Ilya Kovalchuk ist der unumstrittene Superstar, aber auch Nikolai Kulemin, Youngster Aleksandr Burmistrov und Ex-NHL-Spieler wie Maxim Afinogenov, Alexander Radulov und Aleksey Morozov versprühen Glanz. Interessant und ganz entscheidend wird sein, welche Leistung die Russen auf der Goalie-Position bekommen werden. Evgeni Nabokov fiel zuletzt nur noch dadurch auf, dass er keinen Bock hatte, für die Islanders zu spielen. Aber die Russen setzen auf Nabokov und haben deshalb sogar auf Ilya Bryzgalov verzichtet.
Player to watch: Ilya Kovalchuk. Der 100-Millionen-Dollar-Mann hat eine enttäuschende Saison bei den New Jersey Devils hinter sich, ist aber nach eigenen Angaben nach einem Florida-Urlaub bereit für eine große WM.
3. Slowakei
Dass die Slowaken viermal in Folge das Viertelfinale verpasst haben, kann man getrost vergessen. Es geht immer darum, was für eine Mannschaft sie zusammen haben. Bei den Olympischen Spielen 2010 war die Slowakei mit allem am Start, was Rang und Namen hatte. Und schon waren sie am Ende ganz knapp an einer Medaille dran (4. Rang). Für die erste Heim-WM in der Geschichte haben die Slowaken noch einmal alle verfügbaren Stars zusammengetrommelt. Marian Gaborik? Dabei. Marian Hossa? Dabei. Pavol Demitra? Dabei. Miroslav Satan? Dabei? Jozef Stümpel? Dabei. Jaroslav Halak? Dabei. Das Playoff-Aus der Rangers und Blackhawks hat den Slowaken perfekt in die Karten gespielt.
Mit Halak hat Coach Glen Hanlon einen Hexer im Tor. Falls Lubomir Visnovsky (68 Scorerpunkte in der NHL) noch zum Team stößt, hätte die Slowakei auch noch den besten Verteidiger der WM überhaupt - und dazu kommt jede Menge Talent im Sturm. Kommen die Slowaken mit dem Druck zurecht, ist absolut alles möglich. Dass sie in Bestbesetzung irre aufzocken können, haben sie schon oft genug bewiesen.
Player to watch: Marian Gaborik. Er hat eine schlimme Zeit hinter sich. Der Rangers-Stürmer war in den Playoffs eine einzige Enttäuschung und musste in New York heftige Kritik einstecken. Er wird froh sein, sich den Frust von der Seele schießen zu können.
4. Tschechien
Dass Tschechien als amtierender Weltmeister in der Slowakei antreten würde, hätte sich vor der WM in Deutschland auch niemand denken können. Die Goldmedaille kam total überraschend. Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass es einen Abwärtstrend gegeben hat. Die Tschechen verfügen nicht mehr über einen so großen Pool an starken Talenten wie in der Vergangenheit. Für die aktuelle WM bedeutet das aber nichts.
Tschechiens Kader ist gut genug, um wieder ganz vorne mitzuspielen. Mit Ondrej Pavelec hat Coach Alois Hadamczik einen Goalie, der ein Spiel alleine entscheiden kann. Die Verteidigung wird von Marek Zidlicky und Karl Rachunek (punktbester Defender in der KHL) geführt - und im Sturm gibt es nicht nur den ewigen Jaromir Jagr. Patrik Elias, Martin Havlat, Milan Michalek und Jakub Voracek sind zum Beispiel auch noch da. Die Tschechen darf man nie abschreiben.
Player to watch: Jaromir Jagr. Und er ist natürlich wieder dabei. Jagr hat eine starke Saison für Omsk absolviert und ist mit 39 Jahren immer noch topfit. Und er bleibt eine Attraktion, wenn er aufs Eis geht.
5. Finnland
Die Finnen sind wohl die unangenehmste Mannschaft aller Top-Nationen. Sie haben nicht die besten Einzelspieler, aber als Team funktionieren die Suomi eigentlich immer hervorrragend. Deshalb sind sie auch nahezu immer vorne mit dabei. Für den WM-Titel hat es zwar in ihrer Geschichte erst einmal gereicht, aber Halbfinal-Teilnahmen zu sammeln ist ein finnisches Hobby. Viermal in Folge erreichte Finnland die Runde der letzten vier, ehe die Serie bei der WM 2010 brach.
Zu beachten sind sie aber natürlich auch in diesem Jahr wieder. Auch wenn nicht viele große Namen aus der NHL mit von der Partie sind. Unumstrittener Star im Team ist Wild-Captain Mikko Koivu, Unterstützung kommt vor allem von Tuomo Ruutu, Jarkko Immonen und dem 19-jährigen Jungstar Mikael Granlund. Prunkstück wird wieder die Defensive mit einem überragenden Goalie sein. Petri Vehanen hat in der KHL bärenstark gehalten und ist vielleicht momentan der beste Torhüter außerhalb der NHL.
Player to watch: Mikko Koivu. Der Center hat mit Minnesota bekanntlich die Playoffs verpasst und vertreibt sich die Zeit beim Nationalteam. Aber nicht nur dort. Koivu trat kurz vor der WM auch noch seinen Pflicht-Dienst bei der finnischen Armee an.
6. Schweden
Nachdem die erfolgsverwöhnten Tre Kronor dreimal in Folge eine Medaille verpasst hatten, holten sie bei der WM 2010 durch einen Sieg gegen Deutschland im Spiel um Platz drei immerhin Bronze. Auch in der Slowakei soll es wie immer bei den Schweden eine Medaille geben. Ob das aber klappt?Der neue Nationaltrainer Per Märts hat zwar zweifellos eine talentierte Mannschaft zusammen, aber sie muss schon sehr durch Kompaktheit und durch das Kollektiv überzeugen. Denn im Vergleich zu anderen Teams fehlt so ein bisschen die Star-Power. Viel hängt im Sturm an Loui Eriksson, Patrik Berglund und Magnus Pääjärvi. In der Verteidigung werden wieder alle Augen auf Oliver Ekman-Larsson gerichtet sein. Der 19-Jährige ist Schwedens Super-Verteidiger der Zukunft und hat in dieser Saison in Phoenix erste NHL-Luft geschnuppert.
Im Tor ist Rangers-Star Henrik Lundqvist nicht beim Team, das Vertrauen gehört Erik Ersberg, der Ufa zum KHL-Titel führte. Sein Backup ist Victor Fasth, in der abgelaufenen Saison der beste Keeper in der schwedischen Liga.
Player to watch: Loui Eriksson. Der 25-Jährige hat in den letzten drei NHL-Jahren insgesamt 92 Tore für die Dallas Stars geschossen und ist mit Abstand Schwedens gefährlichster Stürmer.
7. Schweiz
Die Schweiz hat sich jetzt schon seit Jahren als Top-8-Nation etabliert, das Viertelfinale ist bei jeder WM Pflichtprogramm. Auch die Tatsache, dass die Eidgenossen bei der WM 2010 gegen das DEB-Team ausschieden, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland grundsätzlich weit vom Level der Schweiz entfernt ist.
In der Vorbereitung hat die Schweiz unter anderem Russland und Tschechien schon geschlagen - an einem guten Tag kann das Team von Sean Simpson jeden Topfavoriten nicht nur gefährden, sondern ihn auch in die Knie zwingen. Und das mit einer Mannschaft, die fast ausschließlich aus Spielern aus der Schweizer Liga besteht. Da NHL-Stars wie Mark Streit und Jonas Hiller verletzt fehlen, steht mit Verteidiger Luca Sbisa (Anaheim) nur ein NHL-Legionär im Team, Yannick Weber (Montreal) könnte noch folgen. Das Torwart-Duo mit Starter Tobias Stephan und Backup Leonardo Genoni ist top, dazu verfügt die Schweiz über vier ausgeglichene Blöcke. Die Mannschaft ist läuferisch Extraklasse, Zweifel gibt es aber immer wieder an der Toughness.
Player to watch: Ivo Rüthemann. Nur 1,73 Meter groß, inzwischen 34 Jahre alt - aber vor allem immer noch verdammt gut. Rüthemann bildet zusammen mit seinen Berner Klubkollegen Ryan Gardner und Martin Plüss die Top-Reihe der Schweizer.
8. USA
Die US-Boys sind die Wundertüte. Das hat sich im Eishockey so eingebürgert. Im vergangenen Jahr ging es mal eben in die Abstiegsrunde - Rang 13 wurde es am Ende. Eine Katastrophe und eigentlich unfassbar. In den letzten zehn Jahren hat die USA nur ein einziges Mal eine Medaille geholt, 2004 gab es Bronze. Sonst ging meistens überhaupt nichts.
Und wenn man sich den Kader anschaut, spricht viel dafür, dass das Viertelfinale für das Team von Scott Gordon das höchste der Gefühle sein wird. Die Torhüter heißen Ty Conklin und Al Montoya. Mittelprächtig. Im Sturm tummelt sich kein einziger echter Star, es ist eine Ansammlung von NHL-Rollenspielern, ein paar College-Boys und dann ist da noch Russland-Legionär Yan Stastny. Vielleicht kann Rangers-Rookie Derek Stepan etwas reißen. Am ehesten macht aber noch die Verteidigung Mut.
Player to watch: Cam Fowler. Der 19-Jährige hat in seiner Rookie-Saison in Anaheim 40 Scorerpunkt gesammelt und ist eines der größten Verteidiger-Talente, das die NHL seit langem gesehen hat. Und mit dem 21-jährigen Kevin Shattenkirk (St. Louis) hat die USA gleich noch ein aufregendes Verteidiger-Ausnahmetalent in der Slowakei am Start.