Die Kräfteverhältnisse in der DEL einschätzen? Kann man bitte eine einfachere Aufgabe bekommen? Es geht so brutal eng zu, dass Prognosen so gut wie unmöglich sind.
"Es ist im Augenblick alles ganz schwierig einzuschätzen. Jeder braucht Punkte. Und jeder holt Punkte", beschreibt Sven Felski die Lage der Liga.
"Mein wichtigstes Anliegen wäre aber, dass wir unseren Sport, unseren geilen Sport mehr ins Rampenlicht bekommen. Im Moment ist es irgendwie so, dass du nach Mannheim kommst und alle denken: 'Mannheim ist super. Und der Rest ist scheiße.' Es ist zwar irgendwo verständlich, dass jeder auf sich schaut, aber ich würde mich freuen, wenn wir die Sportart Eishockey generell mehr in den Fokus rücken können", sagt Felski.
Jetzt aber zum Power-Ranking...
Von 4 auf 1. Ingolstadt spielt eine extrem konstante Saison. Mehr als zwei Niederlagen am Stück gab es nie. Aktuell hat der ERC 7 der letzten 10 Spiele gewonnen - darunter zuletzt das Topspiel in Berlin. Derek Hahn ist einer der ganz großen MVP-Kandidaten. Der Center spielt eine absolut überragende Saison. Hahn ist mit 47 Scorerpunkten (18+29) die Nummer zwei der Scorerliste, und er hat das beste Plus-Minus-Rating der DEL (+26). Thomas Greilinger (9 Tore in den letzten 11 Spielen) ist auch in Fahrt gekommen. Sorgenkind: Petr Fical. 46 Spiele. 0 Tore.Das sagt Sven Felski: "Ingolstadt ist schon sehr stark. Sehr kompakt und immer gut ausgerichtet. Hahn hat gegen uns jetzt auch wieder ein super Tor geschossen, der Junge ist einfach ein guter Spieler, da muss man Respekt zollen."
Von 7 auf 2. Nur 4 Siege aus den letzten 11 Spielen sind für die Ansprüche der Eisbären sicher zu wenig - dennoch gibt es in Berlin keinerlei Anlass zur Sorge. Der Meister grüßt von der Tabellenspitze und hat alle Chancen, sich das Heimrecht für die kompletten Playoffs zu sichern. Die Ex-Augsburg-Combo Darin Olver/Barry Tallackson hat voll eingeschlagen (zusammen 41 Tore und 75 Scorerpunkte), das Power Play ist das beste der Liga - aber wer ist vor allem heiß gelaufen? Der olle Felle! 14 Scorerpunkte (5+9) in seinen letzten 10 Spielen.Das sagt Sven Felski: "Klar, wir sind auch gut dabei. Jetzt kommen einige Verletzte noch zurück. 4 Siege in 11 Spielen klingt nicht so toll, aber man muss auch sehen, wie schwer die letzte Saisonphase ist, weil wirklich jeder um die Positionen fightet. Da gewinnst du als Erster nicht einfach so gegen den Zwölften. Bei mir persönlich läuft es prima, ich kann nicht klagen. Es gibt da aber kein Geheimnis. Es gibt Phasen, da gehen die Pucks rein und man sammelt Punkte, dann gibt es Phasen, wo es nicht so für einen läuft, obwohl man nicht unbedingt anders spielt. Im Moment fallen die Dinger für mich rein."
Von 2 auf 3. Wolfsburg hat ohne jeden Zweifel ein Championship-Team zusammen. Kein Team hat bislang hat so viele Tore geschossen wie die Grizzly Adams. Es ist also kein Wunder, dass mit Assist-Maschine Norman Milley (49 Scorerpunkte, 10+39) ein Wolfsburger aktuell der DEL-Topscorer ist. Und dass auf Rang drei schon Kai Hospelt (45, 21+24) folgt. Mit Hospelt, Offensiv-Verteidiger Christopher Fischer (Nr. 4 unter den punktbesten Verteidigern) und Super-Goalie Daniar Dshunussow (2.20 GAA) sind drei Deutsche Eckpfeiler des Teams.Das sagt Sven Felski: "Angeführt von Pavel Gross haben die Wolfsburger ein richtig gutes Trainergespann, das die Mannschaft taktisch wahnsinnig gut einstellt. Dazu kommt Manager Charly Fliegauf, der jedes Jahr eine super Truppe zusammenstellt. Klar, Wolfsburg spielt ganz vorne mit."
Von 6 auf 4. Wo wären die Adler ohne Chris Lee? Mannheim ist der einzige DEL-Klub, bei dem in der internen Scorerliste ein Verteidiger an der Spitze steht. In diesem Fall ist das aber wahrlich keine Schande für die Adler-Stürmer, denn Lee spielt eine Monster-Saison und ist der mit Abstand punktbeste Defender der Liga. 13 Tore, davon 9 im Power Play, 42 Scorerpunkte, +15. Lee is da man in Mannheim! Ein guter Schachzug war außerdem die Rückholaktion mit Niko Dimitrakos. Die Adler haben in 7 der letzten 10 Spiele gepunktet und sind voll dabei.Das sagt Sven Felski: "Es ist für mich immer etwas Besonderes, in Mannheim zu spielen, weil es eine spielerisch so starke Mannschaft ist. Dass die Adler ohnehin jedes Jahr sehr stark und deshalb ein Titelaspirant sind, ist ja klar. Da brauchen wir nicht groß darüber zu sprechen."
Von 1 auf 5. Die Freezers waren lange Zeit ganz oben mit dabei, doch zuletzt nahm sich das Team eine ausgedehnte Krise. Sechs Spiele wurden in Serie verloren. Der Ausfalll von Christoph Schubert schmerzt. Mit Siegen gegen Hannover, Nürnberg und Köln haben sich die Freezers aber berappelt. Großes Manko ist die Offensive. Viel Last liegt auf den jungen Deutschen Garrett Festerling (31 Scorerpunkte), David Wolf (30) und Jerome Flaake (30). Festerling ist auf Platz 39 der Scorerliste der beste Hamburger. Wo ist die Produktivität der Ausländer?Das sagt Sven Felski: "Es freut mich wirklich für den Standort Hamburg, dass sie nach den letzten nicht so erfolgreichen Jahren mal dabei sind. Die Freezers darf man auf keinen Fall unterschätzen, das ist eine gute Mannschaft."
Von 5 auf 6. Konstanz ist in Düsseldorf ein Fremdwort. Die DEG kämpft nicht nur um ihre Zukunft, sondern auch um die Top 6. Das Team kann gegen jeden gewinnen und hat das zuletzt wieder bewiesen (Siege gegen die Eisbären und Adler), aber das Team verliert dann auch danach gerne zuhause gegen Augsburg. Firepower hat die DEG dank Patrick Reimer, Connor James, Evan Kaufmann, Daniel Kreutzer und zwei starken Offensiv-Verteidigern (Andy Roach, Andrew Hedlund) mehr als genug, aber die Defensive? Die schlechteste der DEL! Und das trotz eines überragenden Goalies (Bobby Goepfert).Das sagt Sven Felski: "Ich kann es nur immer wieder sagen: Mit Jeff Tomlinson haben sie definitiv einen sehr guten Trainer. Ich kenne ihn aus Berlin und weiß das einfach. Er stellt sein Team punktuell genau richtig ein. Dass Düsseldorf eine gute Truppe hat, ist eh bekannt. Gerade durch die ganzen Querelen am Rande wird er die Jungs genau richtig einstellen. Ich hoffe, dass in Düsseldorf irgendwann wieder so eine Atmosphäre herrscht wie früher. Dass sie die Zuschauer wieder bekommen. An der Brehmstraße zu spielen, das war immer ein unglaubliches Gefühl."
Von 3 auf 7. Straubing ist und bleibt die Sensations-Mannschaft der Saison. Ausgerechnet gegen die Kellerkinder Hannover und Nürnberg verlor man zuletzt wichtige Punkte, meldete sich aber sofort mit starken Siegen wieder zurück. Straubing kann die Top 6 packen. Vor allem weil das Team auch ohne große Namen enorm offensivstark ist. Matt Hussey (23 Tore in nur 35 Spielen) ist der beste Torschütze der gesamten Liga, ein Franzose (Laurent Meunier) trumpft ebenfalls groß auf. Insgesamt sieben Spieler haben die 30-Punkte-Marke schon geknackt.Das sagt Sven Felski: "Straubing ist definitiv die Überraschungs-Mannschaft des Jahres. Einfach ein richtig unbequemer Gegner. Hussey ist der beste Torschütze, ja, er ist ein guter Spieler, ja, aber er macht die Dinger ja nicht alle rein, weil er so toll ist, sondern weil die Mannschaft intakt ist und funktioniert. Und weil sie funktioniert, gibt es dann immer Spieler, die die Scheibe öfter reinschießen als andere. Weil er eben auch gute Jungs neben sich hat."