An Training ist jedenfalls nicht zu denken. "Ich weiß nicht, was passiert. Mir geht es besser als vor vier Wochen. Aber nur, wenn ich nichts tue. Steigt der Puls bei körperlicher Anstrengung, wird es schlechter", sagte der 38-Jährige der "Bild"-Zeitung. Seit drei Monaten geht das nun schon so. In dieser Saison wird er nicht mehr spielen. Ob er überhaupt auf das Eis zurückkehren kann, ist fraglich.
Was war passiert? Am 6. Dezember vergangenen Jahres wurde er im Spiel gegen die Hannover Scorpions von Gerrit Fauser hart gecheckt. Eine Gehirnerschütterung war die Diagnose der Ärzte. Es war nicht die erste seiner Karriere, doch diesmal gingen die Beschwerden nicht zurück.
Es fanden umfangreiche neurologische Untersuchungen statt, die ein besorgniserregend Ergebnis ergaben. In Ustorfs linker Gehirnhälfte fanden die Ärzte eine ältere Narbe, die das Sprachzentrum beeinträchtigt. Es kann zu "Wortabrufstörungen" kommen, insbesondere im Alter könnte dies den 121-maligen Nationalspieler noch schwer beeinträchtigen.
Crosby als berühmtestes Beispiel
Gehirnerschütterung, eine Verletzung, die so harmlos klingt, aber schon so manchen Eishockey-Star in die Knie gezwungen hat. Berühmtestes Beispiel ist Sidney Crosby. Seit dem 5. Januar 2011 leidet der kanadische Superstar der Pittsburgh Penguins an den Folgen einer Gehirnerschütterung. Im November vergangenen Jahres war er für ein paar Spielen auf das Eis zurückgekehrt, inzwischen muss er aber schon wieder pausieren.
Angesichts des Falls Crosby hat sogar in Nordamerika ein Umdenken stattgefunden. "Vorher wurden wir in Europa für unsere härtere Regelauslegung noch belächelt", sagte Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL), der Nachrichtenagentur dapd und verweist auf die heutige Haltung von Peter John Lee, dem Manager der Eisbären Berlin.
Die nordamerikanische Fraktion um Lee habe 2005 den aufsehenerregenden Check des damaligen Berliner Erik Cole gegen den Kopf des Augsburgers Arvids Rekis als "Check des Jahres" gefeiert, heute sei die Meinung eine andere.
DEL erwägt härtere Strafen
Die DEL zieht als Konsequenz nun noch härtere Strafen bei Checks in Kopfhöhe in Betracht. "Es gilt zu überlegen, in wieweit Regeländerungen Sinn machen. Die Schiedsrichter müssen nach und nach sensibilisiert werden, dass Checks zum Kopf kein Kavaliersfoul sind und härter geahndet werden. Bei den Sanktionen geht es ja in erster Linie um Abschreckung", sagte Tripcke.
Mit härteren Strafen ist es aber nicht getan, wie Tripcke ergänzt. Es gehe auch darum, bei den Profis das Bewusstsein zu schärfen und mit Schulungen richtige Checks zu erklären.
Auch die Industrie sei bei der Herstellung sicherer Helme mit im Boot. Trotzdem weiß auch Tripcke, dass die Möglichkeiten begrenzt sind: "Das Tempo hat zugenommen. Entsprechend sind auch die Checks härter. Eishockey ist nun einmal ein dynamischer Sport."
Dynamik. Für Ustorf ist das aktuell ein Fremdwort. In Kürze wird er zurück nach Berlin kommen. Daumendrücken in den Playoffs will der Center. Und dann gibt es noch den 14. März. An diesem Tag werden in Berlin-Marzahn weitere neurologische Untersuchungen durchgeführt. Dann entscheidet sich womöglich auch, ob Ustorf eine Zukunft als Eishockey-Profi hat.
Tabelle und Spiele der DEL im Überblick