Zeit zur Aufarbeitung blieb am Donnerstag kaum, dabei hatte sich bei Meister Eisbären Berlin nach der höchsten Finalpleite seit acht Jahren ein Berg an Problemen aufgetürmt. Nach dem 1:4 (1:1, 0:1, 1:2) im zweiten Spiel der Playoff-Finalserie ist an einen Spaziergang zum sechsten Meistertitel des Abonnementchampions jedenfalls nicht mehr zu denken.
Vielmehr ist das Nervenkostüm der Eisbären vor dem dritten Spiel der hart umkämpften Duelle am Freitag (19.35 Uhr) in eigener Halle doch arg strapaziert. So war es in der zweiten Drittelpause in Mannheim zum Eklat gekommen, als Meistertrainer Don Jackson wenig souverän auf Adler-Kapitän Marcus Kink losgegangen war.
Der Headcoach wollte im Spiel einen Check zum Kopf des Berliner Stürmers Florian Busch gesehen haben. "Ich will auch nicht, dass meine Spieler das machen. Da muss die Liga tätig werden", schimpfte der US-Amerikaner wohl auch vor dem Hintergrund, dass Busch nach einer Schädelprellung aus der Halbfinal-Serie gegen die Straubing Tigers gerade erst ins Team zurückgekehrt war.
"Dass er unsere Spieler angeht, ist ein 'No Go'. Das hat auch nichts mit Playoff-Zeit zu tun", echauffierte sich Adler-Manager Teal Fowler, der bei der Rangelei dazwischen gegangen war. Dummerweise hatte sich Jackson ("Fowler ist mir egal") auch noch geirrt, das vermeintliche Foul gegen Busch hatte nicht Kink, sondern Nikolai Goc begangen. "Er soll sich auf seine Mannschaft konzentrieren und nicht andere Spieler an den Pranger stellen", sagte Kink.
Berlin bekomm Ullmann-Reihe nicht in den Griff
Die Entgleisung Jacksons war wohl auch in der großen Unzufriedenheit begründet, denn die Mannheimer ließen dem großen Favoriten vor 13.600 Zuschauern in der ausverkauften SAP-Arena mit einer unglaublichen Energieleistung nicht den Hauch einer Chance.
Insbesondere die Paradereihe mit den Torschützen Christoph Ullmann (12.), Kenneth Magowan (33.) und Adam Mitchell (46. und 47.) bekamen die Berliner überhaupt nicht in den Griff. Der überragende Eisbären-Keeper Rob Zepp verhinderte mit weiteren Paraden ein kleines Debakel. Das einzige Tor der Gäste hatte Barry Tallackson erzielt (14.).
So kassierten die Berliner die höchste Niederlage in einem Playoff-Finale seit dem 10. April 2004 (2:5 bei den Frankfurt Lions). Damals gaben die Berliner anschließend auch den Titel aus der Hand, ehe ein Jahr später die Eisbären-Dominanz in der DEL begann. Fünfmal erreichten die Berliner in den letzten sieben Jahren das Endspiel, und fünfmal wanderte der Titel auch in die Hauptstadt. Doch diesmal könnte es anders laufen.
"Kleinigkeiten werden diese Serie entscheiden"
Die Mannheimer traten jedenfalls mit großem Selbstbewusstsein am Donnerstag die Reise in die Hauptstadt an. "Wir sind hungrig zu gewinnen. So eine Chance hat man nicht oft im Leben. Dafür spielen wir die ganze Saison über", sagte Adler-Keeper Fredrick Brathwaite.
Der Mannheimer Trainer Harold Kreis erwartet indes in Berlin ein ähnlich enges Spiel wie am vergangenen Sonntag, als die Eisbären 2:0 gewannen.
"Kleinigkeiten werden diese Serie entscheiden", sagte der frühere Starverteidiger und dachte dabei auch an die Schiedsrichter: "Ich hoffe auf eine faire Spielführung." Am Sonntag hatte sich Kreis noch bei der Verteilung der Strafzeiten benachteiligt gefühlt.
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