Heja Sverige gegen die Übermacht

Michael Graßl
09. September 201520:01
Die Kölner Haie wollen Jochen Hecht und die Adler Mannheim vom Thron stoßengetty
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Endlich startet die schnellste Sportart der Welt wieder durch! Vor dem Auftakt der neuen DEL-Saison (im LIVETICKER) elektrisiert vor allem eines: Wer stoppt die Adler? Das könnten zum Beispiel die wiedererstarkten Kölner Haie sein, die besonders auf die Expertise eines Landes setzen. Außerdem: Ein umjubelter Rückkehrer löst Euphorie pur aus, eine neue deutsche Eishockey-Macht und ein großer Berliner Vorteil. Bleibt die Frage: Geht es mit den Kellerkindern endlich aufwärts?

SPOX1. Adler Mannheim: Man kann es drehen und wenden, wie man will. Man kann es versuchen und versuchen und versuchen. Aber es klappt nicht. Am amtierenden deutschen Meister aus Mannheim führt auch dieses Jahr einfach kein Weg vorbei. Zwar mussten die Adler mit Frank Mauer (München) und Matthias Plachta (Arizona/NHL) zwei wichtige deutsche Stützen abgeben, an Qualität hat der Kader trotzdem zugenommen.

Neben Brent Raedeke, der in Iserlohn bis zum Nationalspieler aufgestiegen ist, und Ryan MacMurchy, der in Ingolstadt eine unfassbare Bilanz von 52 Punkten in 42 Spielen und eine Plus/Minus-Bilanz von starken +24 hinlegte, sorgten die Mannheimer kurz vor dem Saisonstart für den Transferhöhepunkt des Sommers. Marcel Goc unterschrieb für fünf (!) Jahre in der ehemaligen Kurpfalz.

"Mir war es wichtig, mich langfristig an einen Klub zu binden, wenn ich wieder nach Europa zurückkomme", so Goc über seinen langfristigen Vertrag. Während der Kader nun so tief und stark wie kaum ein anderer in der Liga besetzt ist, könnte einzig die Verpflichtung des unerfahrenen Greg Ireland als Nachfolger von Meistertrainer Geoff Ward für Hoffnung bei der Konkurrenz sorgen.

SPOX2. Kölner Haie: Die Haie sind zurück! Zumindest im Power-Ranking. Denn blickt man auf das vorhandene Spielermaterial, dann gehört Köln vor der Spielzeit nicht nur bei Experten zum Kreis der Titelfavoriten. Nicht umsonst ist in der Domstadt vom teuersten Kader der Klubgeschichte die Rede.

Trainer Niklas Sundblad, mit Ingolstadt 2014 Meister, hat sich fast jeden Wunsch auf dem Transfermarkt erfüllen dürfen. Für sehr viel Geld wurde Patrick Hager ("einer der drei besten deutschen Center" - O-Ton Sundblad) aus Ingolstadt geholt, dazu kam mit Justin Williams ein NHL-erfahrener Hochkaräter. Und dann gibt es ja noch die Schweden.

Insgesamt neun Landsmänner, darunter drei Trainer und sechs Spieler, aus dem hohen Norden bereichern die Haie. Mit Wesslau (Tor), Eriksson, Umicevic, Aslund und Salmonsson wurden nur Topleute hinzugeholt. Einziges Problem für die Swedish Gang: Das Umfeld erwartet (mal wieder) nichts als den Titel - und man weiß aus der letzten Saison, wo das hinführen kann.

SPOX3. Hamburg Freezers: Freude pur in Hamburg. Er ist wieder da. David Wolf. Publikumsliebling und Gesicht der Freezers. Kein Wunder, dass so viele Dauerkarten wie seit acht Jahren nicht mehr abgesetzt wurden. Die Aufbruchstimmung in der Hansestadt ist riesig. Nicht nur bei den Fans.

Neben Wolf konnten auch Michael Davies aus Düsseldorf (36 Punkte in 35 Spielen) und Marcel Müller aus Krefeld verpflichtet werden. Beide haben DEL-Topscorer-Potential. Mit Dimitrij Kotschnew und Sebastien Caron hat man das vermeintlich beste Torhüter-Duo der Liga, und Thomas Oppenheimer und Jerome Flaake gehören ebenfalls zum Besten, was die DEL im Sturm zu bieten hat. Nur der Abgang von Topscorer Kevin Clark stört.

Klingt alles nach Mannheim-Herausforderer Nummer 1 - wäre da nicht die Defensive. War sie letzte Saison schon der Knackpunkt (viertmeiste Gegentore), wurde sie von Sportdirektor Stephane Richer nicht prominent genug verstärkt. Hier gilt es zu arbeiten. Gelingen signifikante Verbesserungen, dann sind die Freezers ein ganz heißes Eisen.

SPOX4. ERC Ingolstadt: Ingolstadt eine Top-Adresse im deutschen Eishockey? Früher nie für möglich gehalten, sollte man sich aber spätestens nach zwei Finalteilnahmen in Folge daran gewöhnen. Das betonten auch fast alle Neuzugänge, die einen Vertrag bei den Schanzern unterschrieben haben. Und das sind durchaus Spieler, die international sehr begehrt waren.

Dazu zählt mit Brian Lebler, bester Torschütze der EBEL, einer der gefragtesten Stürmer des Sommers. Mit Brian Salcido wechselt der Top-Verteidiger der letztjährigen finnischen Liga nach Oberbayern und mit Sturmtank Thomas Kubalik kommt ein tschechischer Nationalspieler. Für den Kracher sorgte dann Playoff-Topscorer Brandon Buck: Der Kanadier verlängerte seinen Vertrag vorzeitig bis 2020!

Die Abgänge von Christoph Gawlik, Patrick Hager und Ryan MacMurchy wiegen jedoch schwer, mit Alexander Barta kommt zumindest eine prominente Verstärkung auf dem deutschen Sektor. Auch die Verletzungen von Salcido und Buck verursachen zum Saisonstart eine Lücke zur Spitze.

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SPOX5. EHC Red Bull München: "Wir wollen Meister werden!" Nicht mehr und nicht weniger. Klarer kann ein Saisonziel eigentlich nicht formuliert werden. Aber warum lässt sich Trainer Don Jackson zu so einer Aussage hinreißen? Hat er vergessen, wie wenig die Bullen mit ihrem fetten Etat in den vergangenen beiden Jahren gerissen haben?

Mit Steven Pinizotto, Keith Aucoin (944 Punkte in 861 AHL-Spielen) und Frank Mauer aus Mannheim schlug man hochkarätig auf dem Transfermarkt zu. Danny aus den Birken ist die neue Nummer 1 im Tor, Toni Söderholm und Frederic St-Denis ergänzen sinnvoll die Defensive. Der Kader strotzt definitiv vor Qualität.

Hoffnung auf eine große Saison machen die Ergebnisse in der Champions Hockey League. Vier Spiele, vier Siege. Besser war kein anderes DEL-Team. Wenn jetzt noch der Schock, den das desaströse Aus im vergangenen Playoff-Viertelfinale gegen Wolfsburg (0:4) sichtlich hinterlassen hat, aus den Köpfen gestrichen werden kann, darf man den Bullen das Halbfinale durchaus zutrauen.

SPOX6. Eisbären Berlin: Natürlich leben die Eisbären weiter von ihrem Namen. Irgendwie muss man die Hauptstädter auf dem Zettel haben. Vor allem weil viele Spieler aus den glorreichen Meisterzeiten immer noch da sind. Und mit Uwe Krupp steht nicht irgendjemand hinter der Bande, sondern der renommierteste deutsche Trainer.

Ganz großes Plus für die Eisbären: Die Spieler konnten den ganzen Sommer über auf Eis trainieren. Ein absolutes Privileg. "Die Jungs haben sich eine wirklich tolle Form erarbeitet. Ich bin richtig begeistert. Das Sommereistraining zahlt sich bestimmt aus", schwärmte Krupp deshalb gegenüber der EishockeyNEWS.

Die letzten beiden Jahre verliefen enttäuschend, ein größerer Umbruch wurde von den Verantwortlichen aber nicht durchgezogen. Spektakuläre Neuzugänge? Fehlanzeige. Es wird darauf ankommen, in wie weit die Berliner diesmal von Verletzungen verschont bleiben. Dann wird der Sprung aus dem Mittelmaß gelingen.

SPOX7. Thomas Sabo Ice Tigers: Lust auf NHL-Erfahrung en masse? Dann ab nach Nürnberg! Kein Team hat mehr Spieler im Kader, die so oft in der besten Liga der Welt auf dem Eis standen. Doch das alles geriet kurz vor dem DEL-Start in Vergessenheit, weil sich mit Jochen Reimer der Stammtorwart für fast die komplette Saison verletzungsbedingt abmelden musste.

Kann Sportdirektor Martin Jiranek diese entstandene Lücke schnell und gut füllen, dürfen die Ice Tigers durchaus optimistisch in die neue Spielzeit blicken. Selten hatten die Neuzugänge solche klangvolle Namen wie dieses Jahr. Kurtis Foster (408 NHL-Spiele), David Steckel (456), Brandon Segal (103) und Colin Fraser (398) ergänzen das Team um die jungen Yasin Ehliz und Leonhard Pföderl.

Dennoch müssen auch die Erfahrenen erstmal liefern und beweisen, dass sie auch wirklich alles für Nürnberg geben wollen. Geht dieser Plan von Jiranek und Trainer Rob Wilson auf, könnte Nürnberg die Spitzenteams überraschen.

SPOX8. Düsseldorfer EG: Man ist wieder wer in Düsseldorf. Der Einzug ins Playoff-Halbfinale hat aber auch einen Kurswechsel eingeleitet. Statt wie in der Vergangenheit auf großteils junge Spieler zu setzen, hat sich Trainer und Identifikationsfigur Christof Kreutzer Erfahrung ins Haus geholt.

Joonas Rönnberg für die Verteidigung, Wolfsburgs konstanter Scorer Norm Milley und überraschend Deutschland-Rückkehrer Eduard Lewandowski für den Sturm. Dazu Christopher Minard, Christoph Gawlik und Tim Schüle. Das kann sich sehen lassen. Überschattet wird das alles allerdings vom Abgang des DEL-Torhüter des Jahres Tyler Beskorowany, der nicht zu ersetzen ist.

Bitter trifft die DEG die mehrmonatigen Ausfälle von Neuzugang Gawlik und Verteidiger Jakub Ficenec. Der Kader ist zwar endlich wieder tief besetzt, aber die Neuen scheinen zum Teil schon im Herbst ihrer Karriere. Es gilt, das Selbstvertrauen aus dem Erreichen das Playoff-Halbfinals mit in die neue Saison zu nehmen.

SPOX9. Grizzlys Wolfsburg: Die wichtigste Änderung gab es bei Wolfsburg neben dem Eis. Aus dem EHC Grizzly Adams Wolfsburg wurden die Grizzlys Wolfsburg - untermauert mit einem neuen Logo. Natürlich garantiert das nicht die vierte Halbfinal-Teilnahme in Folge. Die Wolfsburger haben deshalb vor allem in der Defensive versucht, nachzubessern.

Allen voran mit Jimmy Sharrow, der als dreimaliger Meister aus Berlin kommt. Im Sturm sind die Augen auf Neuzugang Daniel Widing gerichtet. Zudem hat sich Manager Charlie Fliegauf mit Fabio Pfohl ein interessantes deutsches Talent gesichert, dessen Namen man für die Zukunft durchaus mal im Hinterkopf behalten könnte.

Der wichtigste Mann bleibt aber Trainer Pavel Gross. Der akribische Arbeiter fordert immens viel von seinen Spielern. Zum Beispiel höchstens zwei Gegentore pro Spiel und das schnellste Eishockey der Liga. Kann die Mannschaft die Trainervorgaben umsetzen - wer weiß, ob die Grizzlys nicht doch wieder unter die Top 4 einziehen können.

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SPOX10. Iserlohn Roosters: Playoffs im Hexenkessel vom Seilersee? Nicht viel in Deutschland kommt an diese Atmosphäre ran. Das bewiesen die Roosters beim knappen Ausscheiden gegen Ingolstadt (3:4). Und genau das wollen die Fans wieder erleben, zeigen sich euphorisch wie lange nicht.

Ein direkter Playoff-Platz wird schwer, ist aber nicht unmöglich. Der Kader scheint auf den ersten Blick homogen. Manager des Jahres Karsten Mende musste von den Topspielern nur Brent Raedeke (Mannheim) und Sean Sullivan (Hamburg) ersetzen, mit Robert Raymond, Louie Caporusso und Jason Jaspers gelangen sinnvolle Ergänzungen.

Wie letztes Jahr strahlt in Iserlohn vor allem die Offensive. Sie wird auch in der neuen Spielzeit das absolute Prunkstück. Defizite gibt es wieder in der Verteidigung. Sie könnte zum Genickbruch für die gestiegene Erwartungshaltung bei den Hühnern werden.

SPOX11. Straubing Tigers: Die gute Nachricht für alle Tigers-Fans vorneweg: So schlimm wie letztes Jahr dürfte es sicherlich nicht werden. Geht auch kaum. Mit Larry Mitchell steht dafür ein zu guter Trainer hinter der Bande, der Augsburg schon in ein DEL-Finale geführt hat. Für ihn erhöhte Straubing sogar den Spieleretat.

Das brachte immerhin zwölf neue Spieler an den Pulverturm. Mit Mirko Höfflin, der bereits als Königstransfer angepriesen wird, entschied sich sogar ein Nationalspieler, wenn auch nur als Leihgabe von Mannheim, für die Tigers. Wichtig ist außerdem die Rückkehr des lange verletzten Blaine Down.

Schafft es der neue Torhüter Matt Climie, ein bärenstarker Rückhalt zu werden, und Mitchell, die neue Mannschaft an sein System zu gewöhnen, werden die Tigers das ein oder andere Ausrufzeichen setzen. Und das vergangene Jahr endgültig vergessen lassen.

SPOX12. Krefeld Pinguine: Die Zeiten, als Krefeld als ein sicherer Playoff-Teilnehmer, wenn nicht gar als Geheimfavorit galt, sind vorbei. Den Sommer überstanden die Pinguine nur durch eine sechsstellige Finanzspritze der Gesellschafter. Dem Etat zufolge ist der Meister von 2004 nur noch Außenseiter.

Dieser Eindruck wird beim Blick auf den Kader bestätigt. Der Abgang von Marcel Müller reißt ein großes Loch in die Offensive. Füllen sollen diese vor allem DEL-unerfahrene Spieler, wie Mike Collins (immerhin DEL2-Topscorer), Henrik Eriksson und Hunter Bishop. Alle drei werden sicherlich eine Eingewöhnungsphase benötigten.

"Egal wie, wir müssen in die Playoffs kommen, ob über die erste Runde oder direkt ins Viertelfinale", fordert der Sportliche Leiter Rüdiger Noack trotzdem. Lieber sollte man sich zunächst einmal auf das Erreichen der Pre-Playoff-Plätze fokussieren.

SPOX13. Augsburger Panther: Die Hoffnung hat einen Namen: Mike Stewart. "Iron Mike" geht in seine erste Saison als DEL-Trainer, erreichte zuletzt in der DEL2 zwei Mal das Finale mit Bremerhaven. Nun soll er das Ruder in der Fuggerstadt herumreißen.

Dafür bekommt er mit Jeff Deslauriers einen neuen Torwart, in der Verteidigung einen talentierten Evan Odberg und im Sturm zwei Geheimtipps. Zum einen wechselte Mark Mancari, der ein Vollbluttorjäger ist, zum anderen Drew LeBlanc zum AEV. LeBlanc, ehemaliger Hobey-Baker-Award-Gewinner und sechsmaliger US-Nationalspieler, könnte neben dem Trainer der Königstransfer gewesen sein.

Zudem besitzt man mit Ivan Ciernik und Michael Iggulden zwei Top-Stürmer. Platz zehn ist das Ziel. Schlagen LeBlanc und Co. auch wirklich ein, dann sind die Augsburger für eine Überraschung gut. Die DEL-Unerfahrenheit von Mike Stewart ist jedoch ein nicht zu vernachlässigendes Risiko.

SPOX14. Schwenninger Wild Wings: Ein neuer Trainer und 16 Neuzugänge. Im Schwarzwald gibt es eigentlich keinen Stein mehr, der nicht umgedreht wurde. Dass sich hier ein komplett neues Team erstmal finden muss, ist klar.

Mit Helmut De Raaf leitet nun ein erfahrener (Meister-)Trainer die Geschicke. Er muss jetzt eine Mannschaft formen. Zusammen mit Manager Jürgen Rumrich legte er insbesondere Wert auf die Defensive, verpflichtete mit Joey MacDonald einen zweiten starken Torhüter. Doch reicht das?

In der Offensive blieb als einziger Ausländer Asthon Rome über, mit Yan Stastny kommt ein prominenter Name nach Schwenningen. Was der Sturm schlussendlich leisten kann, das ist eine einzige Wundertüte. Wie wahrscheinlich die komplette Saison der Wild Wings.

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