SPOX: Herr Kahun, der Saisonstart verlief zwar nicht perfekt, dennoch stehen nach vier Spielen drei Siege auf dem Konto des EHC Red Bull München. Wie ist das Gefühl, als Titelverteidiger der Gejagte zu sein?
Dominik Kahun: Es ist anders. Natürlich ist alles nun etwas schwerer für uns, jeder will schließlich den Meister schlagen. Als bestes Beispiel kann wohl Mannheim dienen, nachdem das Team in der vorletzten Saison den Titel feiern konnte. Wir sind allerdings auf alle Herausforderungen vorbereitet.
SPOX: München wirkte in den letzten DEL-Playoffs erschreckend dominant, im Sommer gab es weitere Verstärkungen im Kader. Nach der Niederlage bei den Kölner Haien zum Auftakt der neuen Saison folgten zudem klare Siege gegen Wolfsburg, Berlin und im Derby gegen Augsburg. Wer soll den EHC in einer Serie über mehrere Spiele überhaupt stoppen?
Kahun: Was man nicht vergessen darf, ist die Tatsache, dass die anderen Mannschaften sich verbessert haben. Köln hat sehr gute Spieler geholt, Mannheim ist sowieso ein harter Konkurrent. Ich denke, es wird immer ausgeglichener. Fest steht, dass uns viele Teams jagen werden.
SPOX: Auch bei den Fans stehen Duelle gegen München ganz oben auf der Liste. Einer der Gründe ist die Tatsache, dass Red Bull polarisiert. Im Fußball ernten RB-Spieler jede Menge Hass. Im Eishockey wird Tradition ebenfalls groß geschrieben. Nimmt man die Anfeindungen deshalb besonders wahr?
David Wolf im Interview: "Blödsinnig, von der Meisterschaft zu reden"
Kahun: Wissen Sie, wir Spieler achten da gar nicht so wirklich drauf. Das ist eher eine Sache der Fans und der Medien. Wir gehen einfach auf das Eis, wollen Spaß haben und Spiele gewinnen.
SPOX: Stört es Sie als Spieler und Teil einer Mannschaft nicht, dass viele die Entwicklung der letzten Jahre sowie den Titel vor allem den vorhandenen finanziellen Mitteln zuschreiben?
Kahun: Solche Aussagen interessieren mich nicht. Für mich ist es entscheidend, dass ich auf dem Eis mein Bestes gebe und mit der Mannschaft Titel feiern kann. Was andere Leute sagen, ist mir egal.
SPOX: Geld allein gewinnt also keine Titel?
Kahun: Nein. Klar, man benötigt die richtigen Spieler, vor allem aber die richtige Chemie. Man sieht das auch bei vielen anderen Teams und zwar nicht nur in Deutschland, sondern ebenso in anderen Ligen Europas. Es gewinnen immer wieder Teams, die nicht so viel Geld zur Verfügung haben wie die Konkurrenz. Erfolg liegt nicht am Geld, er liegt an der Mannschaft.
SPOX: Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang Coach Don Jackson?
Kahun: Er ist ein sehr erfahrener Trainer. Das merkt man in allen Belangen. Er hat nicht umsonst so viele Titel gewonnen und kann eine Mannschaft vor allem perfekt zusammensetzen.
SPOX: In den ersten Wochen der Mission Titelverteidigung fehlen mit Steve Pinizzotto und Richie Regehr zwei absolute Leistungsträger. Dazu kommen sieben Auswärtsspielen an den ersten neun Spieltagen. Ist solch ein Härtetest direkt zum Auftakt ein Vor- oder Nachteil?
Kahun: Das Programm hat es in sich, aber wir sind Ausfälle gewohnt. Wir hatten es in den letzten zwei Jahren immer wieder, dass Spieler gefehlt haben. Wir haben aber einen sehr starken Kader. Wenn es Ausfälle gibt, haben wir also genug andere Spieler, die das ausgleichen können. Außerdem haben wir dann natürlich auch irgendwann mehr Heimspiele. (lacht)
SPOX: Sind eventuelle Rückschläge am Anfang einer Saison kein Problem?
Kahun: Es gehört dazu, dass man manchmal oben ist und manchmal unten. Das macht ein starkes Team aber aus. Als wir letztes Jahr mal nicht so gut gespielt haben, ging es schließlich wieder bergauf. Nach Weihnachten hatten wir eine super Serie, an deren Ende die Meisterschaft stand. Natürlich würden wir lieber eine ganze Saison über gut spielen, aber Niederlagen gehören dazu.
SPOX: Auf welche Duelle freuen Sie sich über die Spielzeit hinweg besonders?
Kahun: Ich freue mich in erster Linie, dass es endlich wieder auf dem Eis zur Sache geht. Außerdem gibt es nicht nur ein Highlight, sondern viele. Derbys gegen Augsburg zum Beispiel, die machen immer Spaß und natürlich Duelle mit Mannschaften wie Mannheim.