"World Cup deutlich höher anzusiedeln als WM"

Von Interview: Sebastian Schuch
Ralph Kruegers Eishockey-Leidenschaft ist ungebrochen
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SPOX: Sie sind Trainer einer europäischen Allstar-Auswahl. Wie genau muss man sich den Rekrutierungsprozess vorstellen?

Krueger: Die Vorbereitungen auf das Turnier laufen nun schon seit etwa einem Jahr. Der Prozess war sehr kompliziert. Wir hatten ein Team von sechs Scouts, die sich insgesamt um die 500 Spiele angeschaut und Videos analysiert haben. Ausschnitte davon habe ich dann erhalten. Im Prinzip ist es aber nichts anderes, als die Zusammenstellung einer Nationalmannschaft.

SPOX: Nach welchen Kriterien haben Sie den Kader zusammengestellt?

Krueger: Man arbeitet sich durch die einzelnen Positionen, Spieler für Unter- oder Überzahl und wählt dementsprechend aus. Bei den Torhütern ist das etwas einfacher, man nimmt einfach die drei Besten. (lacht) Mit Frederik Andersen, Jaroslav Halak und Thomas Greiss hatten wir drei absolute Top-Torhüter. Nach Andersens Verletzung wurde Philipp Grubauer nachnominiert..

SPOX: Haben Sie auf eine ausgewogene Nationen-Verteilung geachtet?

Krueger: Ich kenne die verschiedenen Nationen noch aus meiner Zeit als Schweizer Nationaltrainer. Aber auf eine Verteilung habe ich nicht geachtet. Ich habe erst am Ende des Auswahlprozesses gesehen, wie viele Spieler aus den jeweiligen Ländern dabei sind.

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SPOX: Wie gehen Sie die Vorbereitung auf das Turnier an?

Krueger: Zu Beginn habe ich im Spaß gesagt: "Jetzt muss ich erstmal Trainingspläne machen." Auf einmal war ich wieder in meiner Welt. (lacht) Es gilt, alle Spieler auf eine Linie zu bringen und ich denke für mich ist das vergleichsweise leicht. Ich war insgesamt 14 Jahre als Trainer bei Weltmeisterschaften und Olympia vertreten. Da wir nur absolute Top-Spieler in unseren Reihen haben, geben wir einen einfachen Rahmen vor, in dem Sie sich bewegen sollen. Die Spieler haben mit diesen Vorgaben genügend Freiheiten, um ihr Talent optimal zu nutzen.

SPOX: Wie schätzen die Sie Chancen ihres Teams oder auch der nordamerikanischen U23-Auswahl ein? Im Vergleich mit den reinen Nationalmannschaften ist die Abstimmung vielleicht nicht ganz so gut.

Krueger: Man denkt, dass es recht kompliziert ist. Vergleicht man es beispielsweise mit der deutschen Nationalmannschaft, finden sich dort auch 25 Spieler aus verschiedenen Klubs und Ligen, die auch noch unterschiedliche Systeme spielen. Am Ende muss man alle auf eine Linie bringen. Man darf nicht vergessen, das sind alles NHL-Spieler, die meisten absolute Stars ihren Mannschaften. Deshalb, und weil die Klubs alle relativ ähnlich spielen, denke ich nicht, dass die Vorbereitung schwerer sein könnte, als für die USA oder Kanada.

SPOX: Aus deutscher Sicht sind mit Thomas Greiss, Tobias Rieder, Leon Draisaitl, Dennis Seidenberg und Christian Erhoff fünf Spieler vertreten. Sehen wir diese vielleicht auch einmal gesammelt auf dem Eis?

Krueger: Ich denke eher nicht. In meiner Aufstellung haben die Nationen keine Bedeutung. Es geht rein nach sportlicher Leistung und nach der aktuellen Spielsituation.

SPOX: Als aktueller Stanley Cup Champion steht Tom Kühnhackl nicht im Kader. Eine bewusste Entscheidung?

Krueger: Tom Kühnhackl wäre mittlerweile sicherlich auch ein Kandidat, sollte sich in der Vorbereitung noch jemand verletzen. Wir haben den endgültigen Kader etwa zwei Wochen vor seinem Sieg im Stanley Cup bekannt gegeben. Er kam für dieses Jahr einfach zu spät auf den Radar. Sollte seine Entwicklung weiter derart nach oben zeigen, wäre er in vier Jahren sicher ein Top-Kandidat.

SPOX: Wen sehen Sie als Favoriten im Turnier?

Krueger: Durch die Leistungsdichte kann man eigentlich nicht vorhersagen, wer das Turnier gewinnt. Für mich ist Kanada das einzige Team, das als favorisiert angesehen werden kann. Sie haben eine wirklich gute Mannschaft und zudem den Heimvorteil. Aber die anderen sieben Mannschaften sind auf einem Niveau. Sie können alle das Finale erreichen.

SPOX: Könnten Sie sich ein vergleichbares Turnier im Fußball vorstellen?

Krueger: Interessant wäre es sicherlich. Aber im aktuellen Kalender sehe ich dafür absolut keinen Platz. Man muss nur mal nach England schauen. Neben der Liga gibt es zwei Pokalwettbewerbe und zusätzlich noch Champions League oder Europa League. Hinzu kommen vier Länderspielpausen. Ich weiß nicht, wo wir ein solches Turnier noch unterbringen sollten.

SPOX: Spinnen wir einfach mal losgelöst vom Kalender. Hätte ein Turnier mit Kontinental-Auswahlen nicht seinen ganz eigenen Reiz?

Krueger: Das wäre ein sehr spannendes Projekt. Teams aus Südamerika, Europa, Asien, Afrika, Nordamerika und Ozeanien, gespickt mit den jeweiligen Superstars. Ein so attraktiv besetztes Turnier würde bei den Fans bestimmt gut ankommen. Man könnte auch für den guten Zweck spielen. Beispielsweise könnte die Hälfte der Einnahmen in die Verbesserung von Infrastruktur oder Sportanlagen verwendet werden.

SPOX: Was erwarten Sie in dieser Saison vom FC Southampton, welche Ziele hat sich der Verein gesteckt?

Krueger: Seit ich im Verein bin, haben wir uns vom achten auf den sechsten Platz in der Tabelle geschoben. Das ist auch unser Ziel für die kommende Saison. Wir wissen, dass der nächste Schritt deutlich größer ist, vor allem in dieser Saison. In England werden, wenn man nicht Manchester United, City oder FC Chelsea heißt, um nur drei Beispiele zu nennen, normalerweise die Top Sieben anvisiert und das ist auch unsere Zielsetzung. In der Europa League haben wir mit Inter Mailand, Sparta Prag und Hapoel Beer-Sheva eine interessante, aber auch nicht zu unterschätzende Gruppe erwischt. Nichtsdestotrotz wollen wir in die K.o.-Phase einziehen.

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