SPOX: Herr Krüger, seit mittlerweile vier Jahren sind Sie beim FC Southampton, etwa zweieinhalb davon im Vorstand. Weshalb der Wechsel zurück zum Eishockey?
Ralph Krueger: Als vor einem Jahr der Anruf von Franz Reindl (Präsident des DEB und Mitglied im IHF Council, d. Red.) kam, konnte ich nicht "Nein" sagen. Ich liebe Eishockey noch immer, so einfach ist das manchmal. Außerdem ist der World Cup of Hockey ein extrem spannendes Projekt. Es ist eine riesige Ehre, die verschiedenen europäischen Nationen als Trainer repräsentieren zu dürfen.
So läuft der World Cup of Hockey
SPOX: Haben Sie quasi auf die Chance gewartet, in den Eishockey-Sport zurückzukehren oder waren Sie nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort?
Krueger: Ich habe das Engagement als Gelegenheit gesehen, mich als Führungsperson noch einmal weiterzuentwickeln. Dass ich das in "meiner" Eishockey-Welt tun darf, ist natürlich etwas ganz Besonderes. Durch meinen Sohn Justin, der selbst aktiv Eishockey spielt, und meine 25 Jahre als Spieler und Funktionär habe ich den Sport auch während meiner Zeit in Southampton weiter verfolgt. Aktiv nach einem Job im Eishockey habe ich aber nicht gesucht.
SPOX: Apropos Southampton. Gab es Probleme mit dem Klub, weil sich ihre beiden Aufgaben im Weg stehen könnten?
Krueger: Die ersten Worte, die ich Franz [Reindl] sagte, waren: "Franz, wenn Katharina (Liebherr, die Besitzerin des FC Southampton, d. Red.) 'ja' sagt, mache ich es sofort." Sie hat in unserem Gespräch nicht einen Augenblick gezögert. Sie findet das Projekt auch sehr spannend.
SPOX: Zudem war, als die Vorbereitung auf das Turnier am 4. September begann, das Transferfenster längst geschlossen.
Krueger: Ja, das war für mich als Vorstandsvorsitzender natürlich nicht schlecht. Im September muss ich mich nicht parallel auf dem Transfermarkt umschauen. Außerdem verpasse ich durch die Länderspielpause effektiv nur vier, vielleicht fünf Spiele.
SPOX: Nach zwölfjähriger Pause findet der World Cup of Hockey nun zum dritten Mal statt. Weshalb gab es diese lange Pause?
Krueger: Die Verzögerung resultiert daraus, dass der World Cup of Hockey zu 50 Prozent der NHL und zu 50 Prozent der NHLPA (der NHL-Spielervereinigung, d. Red.) gehört. Damit dieses Turnier stattfinden kann, müssen beide Parteien absolut davon überzeugt sein, dass eine Austragung den Eishockey-Sport nach vorne bringt. Man dachte wohl, dass es im Kalender keinen Platz gibt.
SPOX: Wissen Sie, warum es gerade dieses Jahr das Comeback gibt?
Krueger: Ich denke, dass beide Parteien nach den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi gemerkt haben, dass eine Austragung im Vierjahres-Rhythmus wohl doch gut in den Kalender passen würde. Nun findet das Turnier zumindest in diesem Jahr wieder statt und ich hoffe, dass es ein regelmäßiges Format wird.
SPOX: Kalender ist ein gutes Stichwort. Die nominierten Spieler fehlen ihren Klubs einen Monat in der Vorbereitung und der World Cup of Hockey endet etwa zwei Wochen vor Saisonstart. Gab es deshalb Probleme?
Krueger: Nein, absolut nicht. Das Projekt geht von der NHL aus und da die Klubs sich für eine Austragung ausgesprochen haben, gab es in dieser Hinsicht keine Probleme. Bei den Spielern das Gleiche. Ich habe im vergangenen Oktober eine Reise durch die USA gemacht und unter anderem mit Dennis Seidenberg gesprochen. Alle die wir gefragt haben, wollen unbedingt dabei sein. Ohne Wenn und Aber. Sowas habe ich noch nie erlebt. Es ist, als ob die Spieler zu den Olympischen Spielen fahren würden.
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SPOX: Beim World Cup of Hockey treffen nur Spieler aus der NHL aufeinander. Wie ordnen Sie den Stellenwert des Wettbewerbs ein?
Krueger: Wie Sie schon sagen, sind nur NHL-Profis dabei. Da ist natürlich auch eine ganz andere Leistungsdichte als beispielsweise bei der WM. Jeder kann Erster oder Achter werden. Deshalb ist der World Cup of Hockey deutlich höher anzusiedeln als die Weltmeisterschaft. Olympia ist immer noch Olympia, deshalb würde ich den World Cup knapp darunter einordnen.