Damit konnte man gegen den zweiten Topfavoriten innerhalb von 24 Stunden keine zweite Überraschung herbeiführen, mit der gezeigten Leistung über die ersten 35 Minuten aber zufrieden sein. In einer teilweise hitzig geführten Partie egalisierten Patrick Hager (17.) und Philipp Gogulla per Powerplay-Treffer (26.) jeweils Führungen der Schweden, aber der Favorit verpasste dem Gastgeber zweieinhalb Sekunden vor Ende des zweiten Drittels in Person von Jonas Brodin den Nackenschlag zum 4:2. Zuvor hatten Oliver Ekman-Larsson (7.), Victor Rask (21.) und Linus Omark (36.) getroffen.
Im Schlussdrittel sorgten Gabriel Landeskog (50.) und William Nylander mit einem Doppelschlag (51. und 52.) für den am Ende zu hoch ausgefallenen Sieg für Schweden.
Trotz der Niederlage bleibt Deutschland mit drei Punkten auf Platz drei der Vorrundengruppe A, die jetzt Schweden mit vier Punkten aus zwei Partien anführt. Am Montag trifft die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm auf die Sbornaja, die bisher zwei Punkte auf dem Konto hat.
DEB vs. Schweden: Das Spiel im Boxscore
Der Spielfilm:
Vor dem Spiel: Sturm muss erneut auf Kapitän und Defensiv-Ass Christian Ehrhoff verzichten. Seine Oberkörperverletzung verhindert seinen ersten Einsatz im Turnier, man müsse "von Tag zu Tag schauen". Am Lineup wird nicht gerüttelt, Thomas Greiss steht erneut im Kasten. Auch der Kader wurde nicht vergrößert: Vier Plätze sind weiter nicht besetzt, um NHL-Profis wie Leon Draisaitl nachnominieren zu können. Gegen Schweden müssen es also weiterhin lediglich sechs Verteidiger richten.
Die Schweden hatten ihr Auftaktspiel gegen Russland nach Penaltys verloren, also erst einen Punkt auf dem Konto. Dort hat Coach Rikard Gronborg nur in der zweiten und dritten Reihe einmal rotiert. Die erste Reihe: Fasth - Stralman, Hedman - Landeskog, Rask, Lindholm.
1. Drittel: Wie schon gegen die USA verschlief das DEB-Team die Anfangsphase, Schweden setzte sich in den ersten Minuten direkt im deutschen Drittel fest - Greiss war früh mehrfach gefordert. Entlastungsangriffe fanden praktisch nicht statt, folglich fiel nach fast sieben Minuten der erste Treffer: Schlenzer von Oliver Ekman-Larsson von der blauen Linie, unhaltbar abgefälscht landete die Scheibe im Knick. Danach endlich wütende Angriffe des DEB-Teams und die ersten hochkarätigen Chancen, gekoppelt mit dem ersten Powerplay. Die Partie wurde in der Folge hitziger, kleine Rangeleien und eine Strafe gegen beide Teams wegen übertriebener Härte folgte, mit guten Chancen auf beiden Seiten. Und dann der Ausgleich: Hager wurde über links freigespielt, am Bullykreis zog er ab und traf über die Schulter von Viktor Fasth. Angesichts von 22:5 Torschüssen für Schweden ein durchaus glückliches Ergebnis. 1:1.
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2. Drittel: Sieben Sekunden waren gespielt, da musste Moritz Müller wegen Stockschlags in die Kühlbox. Das gellende Pfeifkonzert auf der Tribüne hatte kaum eingesetzt, da war das Powerplay nach 16 Sekunden auch schon vorbei - Victor Rask netzte aus dem rechten Bullykreis. Deutschland bot sich seinerseits fast im Gegenzug die Powerplay-Chance, und als die verstrich, musste Ekman-Larsson runter. Vier Minuten Unterzahl in Folge konnte selbst Schweden nicht überstehen: Einen Abschluss von Plachta blockte Fasths Schoner genau in die Kelle von Philipp Gogulla, der die Scheibe ins Dachgeschoss drosch. Eine Weile ging es hin und her, dann führten zum dritten Mal die Schweden: Von rechts kommend düpierte Marcus Krüger die gesamte Abwehr, seinen Abschluss lenkte Greiss noch gegen den Pfosten. Den Abpraller stocherte Krüger aber noch einmal in die Mitte, wo Linus Omark vollendete. Ein Powerplay im Anschluss brachte dem DEB nichts ein, nur zweieinhalb Sekunden vor der Pause dann die kalte Dusche: Jonas Brodin wurde auf rechts überragend bedient und versenkte den Schlagschuss als One-Timer. Ganz bitter. 4:2 Schweden.
3. Drittel: Ein bitteres Drittel, in dem den Deutschen dann doch die Kräfte zu schwinden schienen. In den ersten Minuten passierte nicht viel, auch die Zuschauer mussten das 2:4 erst noch verdauen. Eine Zeitstrafe von Tiffels überstand man noch, dann brachen alle Dämme. Gabriel Landeskog stand einem Schuss von Rask perfekt vor Greiss, nahm den Abpraller und streckte sich am Goalie vorbei - 5:2. Keine Minute später hatte William Nylander über rechts freie Bahn, sein Schuss schlug im linken Winkel ein. Und 79 Sekunden später setzte er aus kurzer Distanz auch noch den Tunnel zum 7:2. Anschließend war auch Feierabend für Thomas Greiss, die letzten acht Minuten steht Danny aus den Birken zwischen den Pfosten. Schweden schaltete danach einen Ganz zurück, es blieb beim Ergebnis. Endstand: 7:2 Schweden.
Fazit: Fast 40 beachtliche Minuten für das DEB-Team, das von einer weiteren Überraschung träumen konnte. Am Ende brachen dann alle Dämme, Schweden war einfach zu abgezockt und in der Schlussphase frischer.
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Der Star des Spiels: Marcus Krüger. Der Angreifer aus der zweiten Reihe war zu 95 Prozent für das 3:2 der Schweden verantwortlich, das er im Alleingang erzwang. Zuvor hatte sich Deutschland gerade stabilisiert und war fast gleichwertig. Ebenfalls stark: Rask (3 Scorerpunkte) und Nylander mit seinem Doppelpack.
Der Flop des Spiels: Niemand. Zu lange hatte Deutschland stark gespielt, um hier einen Spieler negativ hervorzuheben. Vielleicht muss sich Sturm aber fragen, ob seine Defensive mit nur sechs Spielern nicht doch etwas zu dünn bestückt ist. Am Ende gingen da die Kräfte aus.
Das fiel auf:
- Wie schon gegen die USA waren die Deutschen in den Anfangsminuten etwas überfordert, als sich die Schweden im deutschen Drittel festsetzten und einen Schuss nach dem anderen auf den Kasten von Greiss abfeuerten. Vor allem körperlich waren sie überlegen und setzten sich an der Bande immer wieder durch. Es ging zwar fast sieben Minuten ohne Gegentor gut, aber gegen Russland muss sich Sturm etwas einfallen lassen.
- Nach 22:5 Torschüssen im ersten Drittel spielte Deutschland im zweiten Spielabschnitt die meiste Zeit auf Augenhöhe und kann deshalb trotz der am Ende hohen Niederlage Positives für das weitere Turnier mitnehmen. Man hatte sich auf die Härte der Schweden besser eingestellt und lag am Ende mit 11:10 Torschüssen sogar vorn. Das 2:4 nur Sekunden vor der Sirene war dann der Knackpunkt - bis dahin wäre mit ein wenig Glück auch noch etwas Zählbares möglich gewesen.
- Dass es am Ende ein Kantersieg wurde, lag auch an den bärenstarken Abschlüssen der Tre Kronor, die zwischenzeitlich gefühlt mit jedem Torschuss erfolgreich waren. Thomas Greiss, der nach den ersten 20 Minuten schon wieder auf dem Weg zum Helden war, zeigte trotz sieben Gegentreffern eine gute Leistung und war bei allen Gegentoren machtlos.
- Ein großes Kompliment muss man den Zuschauern aussprechen, die die Lanxess Arena von Beginn an in einen Hexenkessel verwandelten. Dazu gehörte auch ein beachtliches Kontingent schwedischer Fans, das seinen Teil zur guten Stimmung beitrug - die bis zur 40. Minute sogar noch besser war als im Eröffnungsspiel. Erst als es am Ende deutlich wurde, flogen ein paar Feuerzeuge auf die Eisfläche. Trotzdem: Köln ist im WM-Fieber.