Endlich wieder "Einigkeit und Recht und Freiheit", endlich wieder ein deutscher Fahrer ganz oben auf dem Podium. Wieder war es Sebastian Vettel, wie schon beim letzten Mal in Monza 2008.
Eigentlich war alles perfekt, bis auf einen Affront gegen das Red-Bull-Team und eine blutige Auseinandersetzung bei der Siegerehrung.
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Blutiger Finger und falsche Hymne
"Ich habe mir während der Siegerehrung am Pokal den Finger aufgeschnitten. Ich wollte ihn in die Luft heben, ein bisschen springen lassen, aber dann ist er mir abgerutscht, weil er nass war, und dabei habe ich mir den Finger verletzt", sagte Vettel im Premiere-Interview. "Ich habe es später gemerkt, deswegen habe ich die ganze Zeit am Daumen gelutscht."
Bereits zuvor hatten die Veranstalter Red-Bull-Berater Helmut Marko verärgert. Sie spielten nämlich für das Team die britische Hymne anstatt die österreichische - und das ausgerechnet beim ersten GP-Sieg für Red Bull überhaupt.
"Ich bin etwas enttäuscht, denn wir haben eine österreichische Bewerberlizenz, aber es ist keine österreichische Hymne gekommen! Wahrscheinlich haben die die Chinesen nicht im Programm", sagte Marko im Premiere-Interview.
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Vettel hält dem Druck stand
All das waren aber natürlich nur Kleinigkeiten, die die Begeisterung über den größten Triumph des Teams und auch Vettels nicht im Geringsten trüben konnten.
Vettel hat sich mit seinem ersten Erfolg in Monza 2008 zwar bereits als jüngster Sieger in die Geschichtsbücher eingetragen, in dieser Saison steht er aber unter einem viel größeren Druck. Besonders nach dem verpatzten Saisonstart mit zwei Ausfällen in zwei Rennen.
"Der Unfall in Melbourne, dann das unglückliche Rennen in Malaysia - normalerweise müssten wir schon zwei Podestplätze mehr haben", sagte Marko. "Aber Sebastian steckt das weg."
Lob von Konkurrent Brawn
Offensichtlich, sonst hätte er wohl kaum so cool bei starkem Regen in Shanghai die Konkurrenz beherrscht. Weder Teamkollege Mark Webber noch die bisher übermächtigen Brawn-GP-Piloten Jenson Button und Rubens Barrichello hatten eine Chance.
"Vettel hat unter den schwierigsten Bedingungen nichts falsch gemacht. Er hat immer schon sein großartiges Talent gezeigt und das heute bestätigt", lobte Ross Brawn seinen jungen Gegner.
Schumi hatte Spaß an Vettel
Gleiches tat auch der Mann, mit dem Vettel immer wieder verglichen wird, obwohl er überhaupt nicht mit ihm verglichen werden will: Michael Schumacher.
"Das war grandios. Da kann man wirklich nur mit Spaß zuschauen", sagte Schumi über Vettels Leistung bei "RTL". "Und es gibt keinen Grund, warum nicht noch weitere Erfolge hinzukommen sollten."
Parallelen zwischen Vettel und Schumacher
89 Erfolge dieser Art fehlen Vettel noch, dann hat er Schumis Bestmarke an GP-Siegen eingeholt. Zugegeben, daran jetzt schon zu denken, macht wenig Sinn, aber immerhin liefert Schumi für Vettel ein paar ganz gute Omen.
In Monza, wo Vettel sein erstes Rennen gewonnen hat, hat Schumi 2006 seinen Rücktritt erklärt. In Shanghai, wo Vettel diesmal siegreich war, hat Schumi 2006 sein letztes Rennen gewonnen.
Es gibt sie also doch, die Parallelen zwischen Vettel und Schumacher. Einen "neuen Schumi", von dem viele Zeitungen wahrscheinlich wieder schreiben werden, gibt es deshalb aber nicht.
Es gibt Sebastian Vettel - das reicht doch.
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