"Gemachte Fehler wurden offen eingestanden"

Von Mercedes-Motorsportchef
Norbert Haug will sich wieder auf den sportlichen Bereich bei Mercedes konzentrieren.
© Getty

Nach dem Ende der Lügen-Affäre richtet sich der Blick bei McLaren-Mercedes wieder auf den sportlichen Bereich, wie Sportchef Norbert Haug im Interview erklärt.

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Die Lügen-Affäre ist ausgestanden: Bei McLaren-Mercedes richtet sich das Hauptaugenmerk nun wieder auf die Rennstrecke und damit auf den sportlichen Bereich.

Weltmeister Lewis Hamilton hat dem Team nun die Treue geschworen - die Zeit ist reif für einen Neuanfang. Mercedes-Sportchef Norbert Haug äußert sich im aktuellen Interview zur aktuellen Situation bei den Silberpfeilen.

Frage: Wie groß ist die Erleichterung, dass die Lügen-Affäre ausgestanden und das Team mit einer Bewährungsstrafe glimpflich davongekommen ist?

Norbert Haug: Das Thema liegt hinter uns, Lewis und unser Team haben in Australien für den dritten Platz jeweils sechs Punkte für Fahrer- und Konstrukteurs-Weltmeisterschaft aberkannt bekommen. Auch das sollte nicht vergessen werden, immerhin wurde die Weltmeisterschaft in den letzten beiden Jahren mit jeweils einem Punkt Unterschied zwischen Platz eins und zwei entschieden.

Frage: Sogar Max Mosley lobt die neue Kultur von McLaren-Mercedes. Was genau hat sich alles geändert?

Haug: Wir haben mit der FIA kooperiert und in aller Offenheit kommuniziert, gemachte Fehler wurden offen eingestanden.

Frage: Ist es ein ehrlicher Wandel oder war alles nur Verteidigungsstrategie, was viele Experten vermuten?

Haug: Es wurde in der Formel 1 schon vieles vermutet, was nicht zutreffend war.

Frage: Mercedes soll die treibende Kraft hinter den Veränderungen gewesen sein. Stimmt das?

Haug: Wir arbeiten als Team - wenn man kommunizieren würde hier hat Mercedes Pluspunkte gemacht und dort McLaren Minuspunkte oder umgekehrt, dann wäre das der Anfang vom Ende.

Frage: Hätte man sich nicht schon viel früher von Ron Dennis trennen sollen, um das Verhältnis zum Automobil-Weltverband FIA zu verbessern?

Haug: Ron Dennis hat große Verdienste um das Formel-1-Team McLaren-Mercedes, und ich selbst habe partnerschaftlich und überwiegend erfolgreich knapp 15 Jahre mit ihm zusammengearbeitet. Das darf nicht vergessen werden.

Frage: Bei einer Strafe hätte Lewis Hamilton das Team vermutlich verlassen. Bleibt der Weltmeister den Silberpfeilen nun langfristig erhalten oder haben Sie immer noch Angst, dass er das Team am Saisonende verlassen könnte?

Haug: Es macht keinen Sinn, sich Hypothesen zu widmen. Lewis Hamilton hat einen langfristigen Vertrag und - noch viel wichtiger - er will langfristig mit uns zusammenarbeiten. Sicher auch aus sportlichem Grund: In den 39 Grand Prix, die er seit Saisonbeginn 2007 für uns fuhr, hat kein anderer Fahrer im Feld annähernd so viel Punkte geholt wie Lewis Hamilton, er führt hier mit 25 Punkten vor dem zweitplatzieren Felipe Massa.

Frage: Die FIA und Ferrari streiten wegen der Budgetgrenze. Wo steht McLaren-Mercedes in dieser Angelegenheit?

Haug: Wir wollen die Kosten drastisch senken, das ist das Mercedes-Benz-Anliegen schon seit über fünf Jahren. Und wir sind dabei durchaus erfolgreich. Wir haben 2008 deutlich weniger Geld ausgegeben als noch 2004 zu Beginn der von uns nachdrücklich mitinitiierten Sparbemühungen, und wir werden unsere Kosten im laufenden Jahr voraussichtlich erneut um weitere 30 Prozent senken. Wie alle Teams stehen wir bei den Kostensenkungs-Programmen zu den Zielen der Teamvereinigung FOTA.

Frage: Sportlich geht es langsam wieder bergauf. Ab wann sind die Silberpfeile wieder siegfähig?

Haug: Das Layout der Grand-Prix-Strecke von Bahrain kam uns beim letzten Grand Prix, als Lewis Vierter wurde und lange Zeit um einen Podestplatz fuhr, sicherlich entgegen. Wir sind gut beim Bremsen, unser Motor ist stark und bisher zuverlässig. In Barcelona am kommenden Wochenende wird dies allerdings nicht so sein. Dort wird man merken, dass wir immer noch einen Mangel an Abtrieb im Vergleich zur Spitze des Feldes haben, und es wird deshalb schwer für uns werden, uns für den dritten Teil des Qualifyings und die besten zehn Startplätze zu qualifizieren. Wann wir wieder siegfähig sind, vermag ich heute nicht zu sagen - wir arbeiten Tag und Nacht daran, und wir werden auch wieder schaffen, was uns in den letzten beiden Jahren gelang, als wir 14 von 35 Grand Prix gewannen und damit eine Siegquote von 40 Prozent aller Rennen schafften.

Frage: Alles spricht von Sebastian Vettel. Hat er Ihrer Meinung nach das Zeug dazu, schon in diesem Jahr Weltmeister zu werden?

Haug: Absolut. Sebastian wäre bei normalem Rennverlauf beim Auftakt in Australien mindestens Dritter geworden. Ohne seine Rückversetzung um zehn Startplätze in Malaysia kann er - konservativ gerechnet - dort genauso mindestens Dritter werden. Rechnet man diese zwölf Punkte zu seinen 18 dazu, dann liegt er fast gleichauf mit Jenson Button an der Tabellenspitze. Prima für Sebastian, prima für Red Bull, prima für alle deutschen Zuschauer - und nicht ganz so prima für uns. Aber wir arbeiten daran, dass sich das wieder ändert.

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