Webber: "Formel 1 ist keine Fahrschule"

Von SPOX
Jaime Alguersuari drehte im ersten Training seiner Karriere auf dem Hungaroring 42 Runden
© Getty

Das Formel-1-Debüt des erst 19 Jahre alten Spaniers Jaime Alguersuari spaltet das Fahrerlager. Erfahrene Piloten wie Mark Webber, Jenson Button und Felipe Massa kritisieren die Fahrerwahl von Toro Rosso, andere Piloten wie Sebastian Vettel und Fernando Alonso geben Alguersuari Rückendeckung.

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Er ist erst vor ein paar Monaten 19 Jahre alt geworden und seine ganze Formel-1-Erfahrung beschränkte sich vor dem Start des Ungarn-Wochenendes auf einen Geradeaus-Test in Vairano. Trotzdem saß Jaime Alguersuari am Freitagmorgen beim ersten Training im Toro Rosso und hat sich mit den Großen der Zunft gemessen. Und das gar nicht mal so schlecht. Immerhin machte er keine Fehler und kam auf passable Rundenzeiten.

Trotzdem haben sich besagte Große der Zunft schon im Vorfeld mit dem jungen Spanier beschäftigt und sehr kontrovers über Sinn und Unsinn eines derart frühen Debüts in der Königsklasse diskutiert. Dabei kam heraus: Alguersuari hat namhafte Kritiker und ebenso namhafte Fürsprecher.

SPOX stellt die Meinungen zum Debüt des jüngsten Formel-1-Fahrers aller Zeiten gegenüber.

Pro Alguersuari

Sebastian Vettel: " Bisher sieht es ganz gut aus. Das Wichtigste ist, dass man ihm die Zeit gibt zu lernen. Man sollte ihm auch nicht übel nehmen, wenn einmal etwas schiefgeht. Er muss sich erst einmal eingewöhnen."

Fernando Alonso: "Ich war es auch immer gewohnt, in meiner Karriere der Jüngste zu sein und gegen Ältere anzutreten. Er bekommt die Möglichkeit, in der Formel 1 zu fahren. Da würde ja keiner nein sagen. Die Freitagstrainings sind doch heutzutage Testsessions. Er wird im ersten Rennen noch nicht 100 Prozent erreichen, aber es ist eine große Chance für ihn."

Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef): "Ich finde es grundsätzlich gut, einem jungen Fahrer eine Chance zu geben. Sicher kann man nicht allzu viel von ihm erwarten, denn ganz einfach ist der Kurs in Ungarn nicht. Aber wenn man es kann, kann man es. Vielleicht kommt er gerade zur richtigen Zeit, immerhin hat Toro Rosso ein großes Update für Ungarn in der Hinterhand. Natürlich ist es trotzdem eine harte Prüfung, so in die Formel 1 zu kommen. Aber schauen sie sich Sebastien Buemi an. Der hat sich ohne großartige Erfahrung sehr wacker geschlagen."

Franz Tost (Toro-Rosso-Teamchef): "Die neue Generation, die jetzt in die Formel 1 drängt, fängt nicht gerade mit dem Rennfahren an. Die haben teilweise bereits 15 Jahre Erfahrung. Bei Jaime ist es genauso. Wir wollten ihm möglichst früh Formel-1-Erfahrungen ermöglichen. Das Ganze ist ein langfristiges Programm. Nicht nur in diesem Jahr, sondern auch im kommenden. Er wird besser vorbereitet sein."

Contra Alguersuari

Mark Webber: "Die Formel 1 sollte keine Fahrschule sein, in der man noch lernen darf. Fahrer, die hier antreten, sollten schon bereit sein, wenn sie herkommen."

Jenson Button: "Es ist schwierig. Wenn dir jemand die Chance gibt, Formel 1 zu fahren, dann nimmst du diese natürlich wahr, aber in seinem Alter könnte es seine Karriere total zerstören. Wenn es gut geht, fantastisch, aber das ist eine Gratwanderung. Er muss viel lernen, und ich frage mich, wie viele Rennen sie ihm Zeit geben. Ich bin mir auch sicher, dass er die Elektronik eines Formel-1-Autos noch nicht komplett versteht. Das Lenkrad hat so viele Knöpfe, und auch die Boxenstopps nach zwei Tagen Übung hinzubekommen, ist irrsinnig schwierig."

Felipe Massa: "Er ist zu jung und kann sehr schnell verheizt werden. Vielleicht ist er ein Ausnahmetalent und schlägt sich viel besser als wir alle glauben. Aber aus meiner Sicht tut man ihm keinen Gefallen. Ich bin wirklich überrascht, dass ein Team einen solchen Mann ins Cockpit setzt."

Marc Surer (Sky-Experte): "Der Junge kommt aus der Formel 3 hier ins Training, ohne echte Testerfahrung zu haben. Irgendwas läuft da in der Formel 1 falsch, wenn die jungen Piloten keine Möglichkeit bekommen, Testkilometer abzuspulen."

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