Seit Anfang der Woche ist offiziell bekannt, dass Nico Hülkenberg als Williams-Pilot zur Saison 2010 in die Formel 1 einsteigt. Im Interview erzählt der Newcomer, warum er in der Fabrik seines Rennstalls Williams mitarbeitet, und wie er damit umgeht mit Michael Schumacher verglichen zu werden.
Frage: "Nico Hülkenberg, am Montag wurde Ihr Formel-1-Einstieg von Williams offiziell bestätigt. War das ein ganz besonderer Tag in Ihrem Leben?"
Nico Hülkenberg: "Das würde ich nicht sagen. Ich weiß es ja schon seit längerem, daher konnte ich mich schon daran gewöhnen und darauf vorbereiten. Deshalb war es kein besonderer Tag."
Frage: "Die Verpflichtung durch Sir Frank Williams ist aber sicher eine Bestätigung, dass man in seiner Karriere bislang einiges richtig gemacht hat, oder?"
Hülkenberg: "Klar, auf jeden Fall. Natürlich ist man superfroh. Nach all der Arbeit, die man in den ganzen Jahren reingesteckt hat, den ganzen Rennklassen, durch die man sich durchgekämpft hat, ist das natürlich der Lohn."
Frage: "Haben Sie sich schon Ziele für die kommende Saison gesetzt?"
Hülkenberg: "Noch nicht. Das ist jetzt noch sehr schwer einzuschätzen. Ich will natürlich auf mich aufmerksam machen und konstant gute Leistungen bringen. Wie das dann aussehen könnte, ist schwer zu sagen, zumal wir ja auch wenig Testfahrten haben und eine neue Situation mit dem großen Tank und dem höheren Startgewicht. Da lasse ich mich mal überraschen."
Frage: "Ihr Teamkollege wird Rubens Barrichello. Mehr Erfahrung hat niemand in der Formel 1. Glauben Sie, dass Sie von ihm noch viel lernen können?"
Hülkenberg: "Auf jeden Fall. Rubens hat extrem viel Erfahrung und weiß, wovon er spricht. Da kann ich mir mit Sicherheit das eine oder andere abgucken."
Frage: "Haben Sie sich in den letzten Tagen vielleicht schon mal kurz beschnuppert?"
Hülkenberg: "Nein, ich kenne Rubens bislang noch gar nicht persönlich."
Frage: "Sie haben in den letzten Monaten bei Williams die eine oder andere Abteilung in der Fabrik besucht und dort zum Nulltarif mitgearbeitet. Was bringt Ihnen das als Rennfahrer?"
Hülkenberg: "Ich bekomme einfach eine bessere Übersicht und mehr Durchblick, was ein Formel-1-Team alles macht und leisten muss, wie ein Formel-1-Auto von Null bis zum Ende gebaut wird, wie die einzelnen Abteilungen ineinandergreifen müssen. Ich bekomme dadurch ein besseres technisches Verständnis. Schneller macht es mich mit Sicherheit nicht, aber es interessiert mich einfach, und schlechter macht es mich auf gar keinen Fall."
Frage: "Und es erhöht auch ein bisschen das eigene Ansehen im Team, oder?"
Hülkenberg: "Das weiß ich nicht. Ich glaube, es kommt bei den ganzen Jungs in der Fabrik gut an. Aber das ist nicht der Grund, warum ich es mache, sondern aus Neugierde, weil es interessant ist. Wenn die Mechaniker an meinem Auto arbeiten, dann will ich wissen, was sie verstellen, wovon sie reden."
Frage: "Diese Arbeitsweise deckt sich mit Aussagen Ihres Managers Willi Weber, dass Sie ihn in vielen Dingen an Michael Schumacher erinnern, in der Hingabe oder der Detailversessenheit. Schmeicheln Ihnen solche Vergleiche oder ist das eher eine Belastung?"
Hülkenberg: "Eher schmeicheln. Eigentlich bleibe ich davon aber eher unberührt. Nerven tun mich solche Vergleiche nicht."
Frage: "Durch Ihre Zusammenarbeit mit Willi Weber, der Schumacher in die Formel 1 gebracht hat, tauchen solche Vergleiche aber sicher immer wieder mal auf, oder?"
Hülkenberg: "Aber damit kann ich leben und umgehen."
Frage: "Was bedeutet Willi Weber für Sie?"
Hülkenberg: "Willi ist ein super Kerl, menschlich total astrein. Wir haben auch neben der Rennstrecke und nicht nur, was das Geschäftliche angeht, eine super Beziehung. Nicht nur mit ihm, auch mit seiner Familie. Ich fühle mich sehr wohl, wir haben einen super Draht zueinander. Und sonst bedeutet es, dass ich wohl den besten Manager habe, den es auf dieser Welt im Motorsport gibt."