Bei SPOX spricht Räikkönen über seine Modelinie, die Rallye Deutschland und seinen Kumpel Sebastian Vettel.
SPOX: Herr Räikkönen, wie ist es so als Rallyefahrer? Was ist anders als in der Formel 1?
Kimi Räikkönen: Ganz einfach: alles. Das sind zwei völlig unterschiedliche Disziplinen. In der Formel 1 bleiben die Bedingungen bei Tests oder Trainings recht gleich, hier verändert sich ständig was. Stell Dir vor, die testen die Autos sogar bei -25°C.
SPOX: Klingt verrückt, sollte Ihnen also gefallen....
Räikkönen: Stimmt, ich liebe es. Es ist eine neue Herausforderung für mich, bislang die größte meiner Rennfahrerlaufbahn. Es ist sehr, sehr aufregend.
SPOX: Das heißt, die Formel-1-Fans werden Sie nie mehr in einem GP-Wagen sehen?
Räikkönen: Das würde ich so nicht sagen. Wir werden sehen. Zunächst müssen wir mal diese Saison zu Ende fahren und dann einige Dinge abklären. Danach sehen wir weiter.
SPOX: Apropos fahren - tun Sie sich bei Asphalt-Rallyes eigentlich leichter?
Räikkönen: Obwohl ich viele Jahre Formel 1 gefahren bin, hilft das nicht wirklich, denn der Asphalt auf permanenten Strecken ist ein völlig anderer als der Straßenbelag hier in der Rallye-WM. Die Dimensionen sind andere, die Beläge verändern sich, die Straßen sind holprig und das Griplevel manchmal lausig. Um die nächste Ecke kann das aber wieder völlig anders sein. Das gibt's in der Formel 1 nicht.
SPOX: Bei der Rallye Deutschland sind Sie auf Platz sieben gelandet. Zufrieden mit dem Ergebnis?
Räikkönen: Ja, Deutschland war in der Formel 1 nie ein guter Boden für mich, an keinem Wochenende lief es rund. Schön, dass es beim Rallyefahren nun besser zu sein scheint. Ich wollte eigentlich nur ins Ziel kommen und Erfahrung sammeln.
SPOX: Geht Ihnen die Formel 1 denn gar nicht ab?
Räikkönen: Naja, das waren drei tolle, unvergessliche Jahre bei Ferrari und sie wurden durch den Gewinn der Weltmeisterschaft gekrönt. Auch die Zeit bei McLaren war klasse, obwohl wir dort den Titel leider nie gemeinsam holen konnten. Aber nun bin ich eben Rallyefahrer.
SPOX: Was macht Ferrari so besonders?
Räikkönen: Dort ist alles voller Tradition, aber auch voller Emotionen. Meine Zeit in Maranello war ein intensiver Mix aus unglaublicher Freude und schwierigen Momenten, die uns zusammengeschweißt haben, als Team, als Familie. Ich bin vom Typ her eigentlich mit Italienern nicht kompatibel, aber wir haben eine gemeinsame emotionale Basis gefunden. Ich habe immer alles für Ferrari gegeben und sie haben es mir vielfach zurückgegeben, auch bei meinem Abschied. Das werden immer tolle Erinnerungen bleiben....
SPOX: Sie haben dort neun Rennen gewonnen. Welcher war der schönste Sieg?
Räikkönen: Es gab drei Siege, die herausragen: Das war natürlich der erste, 2007 in Melbourne, denn einen besseren Einstand gibt's wohl nicht. Dann mein letzter Erfolg in Spa, als ich mit einem unterlegenen Auto gewonnen habe. Und ganz besonders der Sieg in Interlagos, durch den ich Weltmeister geworden bin.
SPOX: Angeblich hat Sie Renault als Partner für Robert Kubica holen wollen, und auch andere Teams waren hinter Ihnen her...
Räikkönen: Hätte ich weiterfahren wollen, wäre das kein Problem gewesen. Aber von den Angeboten hat mich nichts wirklich so gereizt, dass ich sofort zusagen hätte müssen. Daher habe ich mich entschieden, jetzt erst mal Rallye zu fahren.
SPOX: In der aktuellen F1-Gehälterliste sind Sie dennoch der am dritthöchsten bezahlte Fahrer...
Räikkönen: Ich habe noch einen Restvertrag mit Ferrari.
SPOX: Stimmt es, dass Pirelli Sie als Testfahrer für die 2011er Reifen wollte?
Räikkönen: Darüber müssen Sie mit Steve (Robertson, Räikkönens Manager, Anm. d. Red.) sprechen.
SPOX: Sie sehen die Formel 1 jetzt von außen. Was stört Sie an der Königsklasse?
Räikkönen: In der Formel 1 sind zu viele Dinge wichtiger als die Rennen. Es ist zu politisch und keiner sagt, was er denkt, weil er Angst hat, es wird wieder aus dem Zusammenhang gerissen.
SPOX: Schauen Sie sich noch Formel-1-Rennen an?
Räikkönen: Kaum, manche Starts und Highlights. Ich habe auch kaum noch Kontakt zu den anderen Fahrern. Manchmal spiele ich Badminton mit Sebastian Vettel.
SPOX: Kann er den Titel 2010 holen?
Räikkönen: Ich denke ja. Aber vor allem ist er der netteste Typ von allen.
SPOX: Sie haben kürzlich eine Modeserie herausgebracht. Wie kam es dazu?
Räikkönen: Mein Freund Uffe ist ein toller Designer, der schon meinen Helm entworfen hat. Mein eigener Stil ist mir wichtig und daher überlegten wir uns, gemeinsam etwas zu machen. Nun haben wir diese neuen Caps und ein paar Kleidungsstücke rausgebracht. Ich hoffe, die Leute mögen es, denn es ist so, wie es mir gefällt - gemütlich und dennoch cool.