Kurz nachdem Sebastian Vettel am Sonntag beim Großen Preis von Japan nach 53 Runden als erster die Ziellinie überquert hatte, hätte er am liebsten den ganzen Suzuka Circuit umarmt.
Es ist die erste Strecke im Formel-1-Zirkus, auf der dem 23-Jährigen zwei Siege in der Königsklasse gelangen. "Ich habe mich ein bisschen in diesen Kurs verliebt. Er ist wie für uns gemacht", erklärte Vettel, nachdem er innerhalb von nur wenigen Stunden zunächst die Pole-Position und dann Platz eins im Rennen erobert hatte.
Der Trend ist auf Vettels Seite
Die Erleichterung über seinen dritten Saisonsieg im viertletzten WM-Lauf der Saison war dem Red-Bull-Piloten dabei deutlich anzumerken. Schließlich hatte er lange genug darauf warten müssen. Ganze dreieinhalb Monate liegt Erfolg Nummer zwei nun schon zurück: Ende Juni hatte Vettel beim Europa-GP in Valencia zuletzt ganz oben auf dem Siegertreppchen gestanden.
Seitdem hatten zahlreiche Pleiten, Pech und Pannen verhindert, dass der deutsche Hoffnungsträger den Vorteil des in diesem Jahr schnellsten Autos angemessen in WM-Punkte umsetzt.
Doch es scheint so, als hätte Vettel pünktlich zum Saisonschlussspurt die Kurve gekriegt. Das Momentum im Duell gegen seinen Teamkollegen Mark Webber ist seit dem Großen Preis von Italien im September auf seiner Seite: In den vergangenen drei Rennen stand er immer vor dem Australier. Durch den Sieg in Japan ist sein Rückstand in der WM-Wertung auf 14 Punkte zusammengeschrumpft. Nach Belgien waren es noch 28 Zähler gewesen. Setzt sich der Trend fort, stehen Vettels Chancen auf den Titel sehr gut.
Webber unglaublich konstant
Es ist ein WM-Kampf auf hohem Niveau, denn auch Webber liefert beständig ab: Seit sieben Rennen fährt er immer in die Punkteränge. In der gesamten Saison blieb er überhaupt nur einmal ohne Zähler, bei seinem Ausfall in Valencia.
Entsprechend gelassen nahm der WM-Leader den Punktsieg seines teaminternen Widersachers in Suzuka hin: "Drei Rennen vor Schluss bin ich immer noch vorne. Also ist es ein gutes Resultat für mich." Vettels Form blieb Webber freilich dennoch nicht verborgen: "Ich muss nochmal gewinnen, wenn ich den Titel haben will. Ich bin zuversichtlich, dass mir das gelingen wird."
Die beiden Teamkollegen müssen allerdings aufpassen, dass sie in der Hitze ihres Zweikampfs Fernando Alonso nicht aus den Augen verlieren.
Alonsos mit Kampfansage
Der zweimalige Champion ist im Ferrari mit drei Siegen, einem zweiten und einem dritten Platz aus den vergangenen fünf Rennen der heißeste Fahrer im Feld. Wie Vettel hat Alonso 206 Punkte und befindet sich in Schlagdistanz zu Webber (220).
Seinen dritten Rang in Japan bewertete Alonso positiv. Und schon auf der Pressekonferenz nach dem Rennen ging er wieder zum Angriff über: "Wir wussten schon vorher, dass der dritte Platz auf dieser Strecke das Maximum für uns sein würde. Deshalb ist es ein gutes Resultat. Und die verbleibenden drei Kurse werden uns besser liegen..."
Webber, Vettel oder Alonso - einer der drei wird aller Wahrscheinlichkeit nach am 14. November in Abu Dhabi zum neuen Weltmeister gekrönt. Denn auch, wenn rechnerisch noch alles drin ist: McLaren hat sich in Japan wohl endgültig aus dem Titelkampf verabschiedet.
"Es wird sehr, sehr schwer"
Lewis Hamilton, als Vierter jetzt mit 28 Punkten Rückstand auf Platz eins, erlebte nach zwei Ausfällen in Folge erneut ein Wochenende zum Vergessen. Erst der Unfall im Freien Training, dann wegen eines Getriebewechsels in der Startaufstellung um fünf Plätze nach hinten versetzt und zu guter Letzt fiel in der Schlussphase des Rennens auch noch der dritte Gang aus.
Mit Rang fünf betrieb der Brite wenigstens noch Schadensbegrenzung. Trotzdem gab er sich realistisch: "Es gibt zwar immer noch 75 Punkte zu holen, aber die Jungs vor mir fahren unglaublich konstant. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann die zum letzten Mal ausgefallen sind. Es wird also sehr, sehr schwer - aber wir werden weiter pushen."
Teamkollege Jenson Button hatte bereits tief in die Trickkiste gegriffen und war als einziger der Top-Ten mit harten Reifen ins Rennen gegangen. Der Plan ging nicht wie vorgesehen auf, worauf Button sichtlich angefressen reagierte. 31 Zähler fehlen ihm nun auf Webber - zu viel!
Vettel brennt aufs nächste Rennen
Drei Titelkandidaten, drei Rennen, so lautet jetzt die einfache Formel für die finalen Grands Prix. In zwei Wochen geht es auf der neuen Strecke in Südkorea weiter.Vettel, der sich schon im Simulator mit dem Korea International Circuit vertraut machte, spürt den Aufwind und brennt auf das nächste Rennen: "Ich bin zurück! Und das ist ein schönes Gefühl."